Umweltschutz Schilder warnen vor Schweinepest

Saarbrücken · Hinweise an Autobahnen zeigen jetzt die Gefahr der Einschleppung der Schweinepest auf. Eine von vielen Maßnahmen, um sich zu wappnen.

 Ein Warnschild des Bundesernährungsministeriums  zur Afrikanischen Schweinepest auf dem Autobahnrastplatz Kutzhof an der A 8.

Ein Warnschild des Bundesernährungsministeriums  zur Afrikanischen Schweinepest auf dem Autobahnrastplatz Kutzhof an der A 8.

Foto: Dieter Ackermann

Nach früheren Tierseuchenausbrüchen mit zum Teil dramatischen Folgen für die Landwirte steht jetzt die Afrikanische Schweinepest (ASP) vor der Tür. Als für das Saarland zuständiger Umwelt- und Verbraucherschutzminister hat Reinhold Jost (SPD) seinen Fokus auf diese hochansteckende anzeigepflichtige Tierseuche gerichtet.

Im SZ-Gespräch berichtet Jost, dass diese akute Bedrohung, die aus dem europäischen Osten kommend Anfang des Jahres bereits bis nach Litauen und Polen vorgedrungen ist, auch für das Saarland weitreichende Folgen haben könnte. Zwar stelle diese Tierseuche für den Menschen keine unmittelbare Gefahr da, aber sie könnte für viele Schweinezüchter und -mäster das wirtschaftliche Aus bedeuten. Jost: „Für mich ist es keine Frage, ob die ASP auch unser Bundesland erreichen wird. Offen ist für mich nur das Wann.“

Der Minister ist davon überzeugt, dass alles Menschenmögliche getan wurde und wird, um diesen befürchteten Seuchenausbruch im Saarland unter Kontrolle zu bekommen. Von der wissenschaftlich belegten Erkenntnis ausgehend, dass diese ASP ausschließlich Wild- und Hausschweine befällt, gibt Jost zu bedenken, dass spätestens jetzt dringend etwas gegen die eindeutig zu hohen Wildschweinbestände auch im Saarland unternommen werden müsse. Für die erhoffte starke Zunahme der Abschusszahlen lasse man sich in Saarbrücken auch besondere Marketingstrategien einfallen, um die Nachfrage nach gesundem Wildbret zu steigern. Wie also können die Bestände so schnell, effektiv und nachhaltig wie möglich reduziert werden?

„In zahlreichen Expertenrunden mit Jägern, Veterinären und Naturschützern haben wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten mit dieser Frage beschäftigt“, so der Minister. Zum einen habe dabei das Thema Früherkennung eine wichtige Rolle gespielt. Ganz konkret biete das Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) bereits seit einigen Wochen eine „Fundtierprämie“ für Fallwild (verendet aufgefundene Wildschweine) von 50 Euro an. Damit werde eine flächendeckende Kontrolle ermöglicht, um der Seuche verendete Tieres auch festzustellenl. Hubertus Lehnhausen, Leiter des Referats für Waldwirtschaft und Jagd im Ministerium sagt: „Für die entsprechenden Untersuchungen können das ganze Tier oder auch einfach nur Proben eingereicht werden.“

Der Minister weist gleichzeitig darauf hin, dass Jäger erlegte Wildschweine ebenfalls untersuchen lassen können. Für einen Zeitraum von zunächst einmal zwei Jahren dürften sie zwar nicht mehr wie bereits angekündigt auf eine Abschussprämie von 20 Euro pro Tier hoffen. Aber Gebührenbefreiung für die Trichinenschau solle den Jägern einen Anreiz für ihre Unterstützung bieten, so Jost. Die Vereinigung der Jäger des Saarlandes (VJS), ihre ökologischen Waidgefährten und der Saarforst unterstützten diese Initiative des Ministeriums.

„Gleichzeitig wollen wir angesichts der akuten Bedrohung die effektive Schwarzwildbejagung verbessern“, sagt Jost. Und fügt hinzu: „Dazu bieten wir den Jagdrechtsinhabern für jede revierübergreifende Bewegungsjagd eine Prämie von 200 Euro pro Revier (ab 75 Hektar)“. Schon in den kommenden Monaten würden ferner alle Revierinhaber des Saarlandes ebenso wie die örtlichen Polizeistationen und Straßenbaubehörden vom Umweltministerium eine Art Jagd-Managementplan mit Richtlinien bekommen, wie solche revierübergreifenden Bewegungsjagden erfolgversprechend ausgerichtet werden sollten.

Die Überlegungen des Ministeriums sehen darüber hinaus schon Angebote für die Zukunft vor. Sollten bei zukünftigen Jagden die dafür unverzichtbaren ausgebildeten Jagdhunde etwa durch Wildschweinbisse mit der Aujeszkyschen Krankheit angesteckt werden, gegen die es noch keine Impfmittel gebe, werde das Saarland den Haltern für jeden verendeten Hund 1200 Euro zahlen. Aber auch technische Hilfen für die Jäger, die bislang verboten waren, wolle das Ministerium den Waidmännern und -frauen für die jetzt besonders erforderliche Nachtjagd auf Wildschweine an die Hand geben. Jost: „Im Saarland haben wir dafür bereits künstliche Lichtquellen zugelassen. Dazu sollen jetzt zusätzlich Nachtsicht- und wärmeabbildende Produkte – ausschließlich für die Sauenbejagung – erlaubt werden, die vor das Zielfernrohr auf den Gewehrlauf gesteckt werden können. Eine entsprechende Anpassung des Jagdrechtes, die dann zunächst auf zwei bis drei Jahre befristet erlaubt werden soll.“

Auch über die Schwarzwild-Kirrungen (Lockplätze) im Wald wird sich eine Arbeitsgruppe Gedanken machen und die Durchführungsverordnung werde dementsprechend angepasst werden. Einig sei man sich darüber, dass dort auf keinen Fall Lebensmittelreste ausgebracht werden dürfen. Jost: „Das hat direkt mit den Transitrouten durch das Saarland zu tun. Vor diesem Hintergrund werden zurzeit auch an unseren Autobahnraststätten Hinweisschilder aufgehängt, auf denen insbesondere Lkw-Fahrer aus dem Osten Europas, wo die ASP bereits grassiert, in sechs Sprachen darauf hingewiesen werden, dass sie Speisereste ausschließlich in verschließbaren Mülltonnen entsorgen dürfen.“

 Landesjagdminister Reinhold Jost (SPD).

Landesjagdminister Reinhold Jost (SPD).

Foto: SPD-Landtagsfraktion/Tom Gundelwein

Mit dieser Vielzahl von Maßnahmen und Vorschriften will der Minister das Risiko minimieren, dass sich die Tierseuche in Zukunft auch im Saarland zu einer existenzbedrohenden Gefahr für alle Schweinehalter entwickelt. Er appelliert im SZ-Gespräch gleichzeitig an alle beteiligten Jäger, Lkw-Fahrer und andere Betroffene, alles Menschenmögliche zu tun, dass die ASP, gegen die es heute noch keinerlei Schutzimpfung gibt, eben nicht die katastrophalen Folgen insbesondere für die Schweinehalter des Saarlandes haben kann, die im Osten Europas bereits an der Tagesordnung sind.

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