"Schausteller sind wie Zugvögel"

Dudweiler. Leuchtende Kinderaugen, hämmernder Bass der Musikanlage, die Hupe ertönt und der Autoscooter auf der Dudweiler Kirmes setzt sich in Bewegung. Weder kleine noch große Kinder können sich der Faszination der bunten Welt der Schausteller entziehen

 Jutta Haddzis in ihrem Fahrgeschäft, dem Autoscooter. Foto: Cordier

Jutta Haddzis in ihrem Fahrgeschäft, dem Autoscooter. Foto: Cordier

Dudweiler. Leuchtende Kinderaugen, hämmernder Bass der Musikanlage, die Hupe ertönt und der Autoscooter auf der Dudweiler Kirmes setzt sich in Bewegung. Weder kleine noch große Kinder können sich der Faszination der bunten Welt der Schausteller entziehen. "Ich kann mir nicht vorstellen, in einem normalen Büro zu arbeiten", sagt Jutta Haddzis, gemeinsam mit ihrem Mann Roland Inhaberin des bekannten Fahrgeschäfts. "Schausteller sind wie Zugvögel", ergänzt Dieter Ettelbrück, Inhaber von drei Eis- und zwei Pizzawagen, "wenn die Sonne scheint müssen wir raus." Die 51-jährige Jutta Haddzis entstammt einer richtigen Schausteller-Familie. Ihr Großvater Willy Weber hatte 1963 den ersten Autoscooter aus Metall, "der modernste im ganzen Saarland". Nach dem Tod des Vaters hat Jutta Haddzis das Geschäft übernommen. Der 69-jährige Dieter Ettelbrück hat eigentlich Metzger gelernt, seit 1965 ist der Bäckersohn mit seinem Eiswagen auf dem Rummel unterwegs. Doch die Geschäfte laufen längst nicht mehr so gut, wie in der 70er und 80er Jahren. "In den 90ern hatten wir einen Umsatzrückgang von 20 Prozent. Als der Euro kam dann noch mal 40 Prozent", so Ettelbrück, "2006 kostete ein Sack Michpulver 75 Euro, heute 134 Euro." Auch Standgebühr und Stromkosten haben sich in den letzten Jahren fast verdoppelt. "Man kann nicht reich werden als Schausteller", betont Jutta Haddzis, "mal ein schöner Urlaub, mal ein neues Auto. Aber wir sind doch alles selbstständige Unternehmer." Das heißt, für Alters- und Krankenversicherung muss man selbst aufkommen. Rücklagen für Reparaturen an den Fahrzeugen und der Anlage müssen geschaffen werden. Ein neuer Autoscooter kostet über 450000 Euro, allein ein Wagen 4500 Euro. "Normalerweise geben wir für fünf Euro fünf Chips", erklärt Jutta Haddzis, "das sind Preise wir vor zehn Jahren. Und die Fahrzeit beträgt immer zwei Minuten." Fünf Saisonarbeiter beschäftigt die Firma Haddzis von April bis Dezember. Jeden Donnerstag und Freitag wird der Scooter aufgebaut, von Samstag bis Dienstag läuft das Fahrgeschäft, Dienstagabend und am Mittwoch wird abgebaut und zum nächsten Kirmesplatz umgezogen. Jutta Haddzis: "Mein Mann kümmert sich um die Plätze sowie Auf- und Abbau, ich um die finanziellen und alle anderen Angelegenheiten." Der moderne Schausteller hat also mit dem verträumten Bild, das man von ihm hat, nur wenig zu tun und auch die finanziellen Perspektiven sind nicht rosig. Dennoch werden die bunten Fahrgeschäfte, Losbuden, Schießstände und Eisbuden auch in Zukunft durchs Land ziehen: Sowohl bei Haddzis wie auch bei Ettelbrücks sind die Söhne mittlerweile mit im Betrieb. Übrigens: Heute ist auf der Dudweiler Kirmes Familientag mit ermäßigten Preisen.

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