Schätzchen fährt nur bei gutem Wetter aus

Schiffweiler/Ottweiler · Zehnten Geburtstag feiert in diesem Jahr der Stammtisch der Oldtimerfreunde Schiffweiler. Einmal im Monat kommen sie zu ihren „Benzingesprächen“ zusammen. Eine lockere Runde.

 Die Wiese hinter dem Landgasthaus Stülze Hof ist der Treffpunkt zum Gedankenaustausch und zu Benzingesprächen. Foto: Claudia Emmerich

Die Wiese hinter dem Landgasthaus Stülze Hof ist der Treffpunkt zum Gedankenaustausch und zu Benzingesprächen. Foto: Claudia Emmerich

Foto: Claudia Emmerich

Manchmal bleiben die Schätzchen zu Hause in der Garage. Wenn das Wetter schlecht ist. Dann fahren die stolzen Besitzer lieber mit ihren Alltagsautos vor. Doch beim Besuch des SZ-Team strahlt die Sonne von einem blauen Himmel. Die Wiese hinter dem Landgasthaus Stülze Hof an der Landstraße zwischen Schiffweiler und Ottweiler füllt sich. Ein Schätzchen nach dem anderen rollt bedächtig heran. Der Stammtisch der Oldtimerfreunde Schiffweiler trifft sich zu seinen "Benzingesprächen".

Zehnten Geburtstag feiern sie in diesem Jahr. Ein lockeres Treffen, ohne Vereinsorganisation, ohne Vorsitzenden, wie Willi Grenner erzählt. Man tauscht sich aus, hält gegenseitig Tipps und Tricks parat: Um Wartung, Ersatzteilbeschaffung, Reparturen, Werterhaltung, Steuer- oder Versicherungsfragen kreisen die Themen.

Grenner hat den Stammtisch 2003 ins Leben gerufen. In der ersten Zeit, erzählt er, kamen etwa ein halbes Dutzend Besitzer des Klassiker-Modells Mercedes-Benz W 123 zum Stammtisch. Im Laufe der Jahre kamen auch Besitzer und Freunde älterer Fahrzeuge anderer Marken hinzu. So auch Bernd Holzer und sein Porsche 356. 1993 hat er den Wagen als "Schrottpaket" mit drei Jahrzehnten Autoleben erworben: "Der damalige Besitzer wollte ihn für seine Tochter. Die wollte aber kein grünes Auto. Mein Glück." Bernd Holzer gefiel auch die Farbe. Der Elektriker - damals ohne Fachkenntnisse Auto - brachte sein Traumauto dennoch nach und nach in Schuss. Zehn Jahre hat es gedauert. "Am 5. September 2003 erhielt der Wagen seine Zulassung als historisches Fahrzeug", sagt Bernd Holzer. Holzer (Jahrgang 1966) fand ziemlich früh zum Oldtimer-Hobby. Die meisten, so hören wir beim Stammtisch, sind doch jenseits der 50, weil man eben auch Geld brauche um die Schmuckstücke glänzen zu lassen, notwendige Teile zu beschaffen. "Man erfüllt sich einen Jugendtraum, in jungen Jahren meist unerschwinglich", stellt Bernds Bruder Michael Holzer (Jahrgang 1965) fest. Der Kfz- Sachverständiger fühlt ebenfalls die Liebe zum historischen Mobil. Dabei sind Oldtimer, hören wir, auch bei Geldanlagern sehr hoch im Kurs - "Garagengold".

Historisch sei übrigens klar definiert, erklärt Michael Holzer beim Rundgang über die Wiese und der eine oder anderen Liebeserklärung an die Liebhaberstücke im Rund. Um den Großbuchstaben H am rechten Rand des Kennzeichens zu bekommen, sind Bedingungen zu erfüllen: Das Fahrzeug muss vor mehr als 30 Jahren zum Verkehr zugelassen worden sein. Es ist "zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturguts" unterwegs, wie das im Rechtsdeutsch heißt. Außerdem hat ein anerkannter Gutachter dem Fahrzeug "weitgehend im Originalzustand" zu bescheinigen. Und schließlich sollte das Fahrzeug gut erhalten und gepflegt sein. Anfang 2013, hat Willi Grenner nachgeschlagen, waren in Deutschland 43,4 Millionen Pkws zugelassen, davon rund 285 000 mit einem H-Kennzeichen.

Keine Frage, dass unsere Oldtimer-Freude ihre Oldies bestens pflegen. Das älteste Modell ist am diesem Abend ein Renault NN Torpedo. "Jahrgang 1926", sagt sein Besitzer Willi Mehle (Jahrgang 1941) aus Wustweiler. Die älteste Teilnehmerin am Stammtisch ist Edith Kessler, ein Merchweiler Mäde mit temperamentvollen blauen Augen. Schon viele Jahre fährt die heute 88-Jährige zum Schiffweiler Stammtisch: "Ich komme gern hierher, habe hier viele Freunde." Edith Kessler ist mit ihrem aktuellen cremefarbenen Mercedes 190 vorgefahren ("mein sechster Mercedes"): "Andere in meinem Alter geben ihr Geld für Kaffee und Kuchen aus, ich für Benzin."

Kontakt zu den Oldtimerfreunden Schiffweiler: Willi Grenner, Tel. (0 68 24) 70 91 43, Treffen immer am letzten Freitag des Monats am/im Landgasthaus "Stülze Hof".

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