SaarLorLux soll Unesco begeistern

Ottweiler. Die Museen der Großregion fühlen sich stark. Sie sind nach Ansicht ihres Präsidenten Rainer Raber (Foto: SZ) in ihrer Vernetzung bereits so weit, dass sie anderen Regionen in der Welt als Vorbild dienen können. Zur Zeit suchen Unesco und der Internationale Museumsweltverband (ICOM) nach Modellregionen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Museen, Bibliotheken und Archiven

Ottweiler. Die Museen der Großregion fühlen sich stark. Sie sind nach Ansicht ihres Präsidenten Rainer Raber (Foto: SZ) in ihrer Vernetzung bereits so weit, dass sie anderen Regionen in der Welt als Vorbild dienen können. Zur Zeit suchen Unesco und der Internationale Museumsweltverband (ICOM) nach Modellregionen für grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Museen, Bibliotheken und Archiven. Das "Memory of the World"-Programm soll das Weltdokumentenerbe sichern und weltweit digital zugänglich machen.

"Wir könnten ein langfristiger Partner der Unesco werden", meint Raber. Denn in der Großregion gibt es sie schon, eine nationenüberschreitende Internet-Datenbank für Museumsbestände, die nach einheitlichen Kriterien erfasst werden: "digiCult". Auf Knopfdruck lässt sich beispielsweise herausfinden, in welchen Sammlungen sich Albert-Weisgerber-Bilder befinden. "Digicult" wird Raber, zugleich Geschäftsführer des Saarländischen Museumsverbandes, hohen Vertretern der Unesco und des Museumsweltverbandes Anfang nächster Woche in einem Workshop vorstellen. Ort: Die saarländische Landesvertretung in Berlin. Gäste sind unter anderem ICOM-Präsidentin Alissandra Cummins (Barbados) und Roslyn Russell (Australien), Präsidentin des Programmes "Memory of the World". Dieses Programm schützt Beiträge zur Kulturgeschichte wie das Nibelungenlied oder die Gutenberg-Bibel. Deren Ursprünge und Wurzeln liegen oft in einst zusammenhängenden Kultur-Großräumen, die durch spätere nationale Grenzziehungen zersplitterten. In Afrika ist das so, aber eben auch im SaarLorLux-Raum. Den verbindet etwa das gemeinsame römische Erbe. "Bei der Berliner Tagung wird die Großregion viel Raum haben, um sich vorzustellen", sagt Raber. Der Workshop dient außerdem dazu, den Internationalen Museumstag 2011 vorzubereiten. Die weltweit zentrale Veranstaltung wird in Luxemburg stattfinden.

"Ich erwarte, dass Russell und Cummins erkennen, dass wir die richtigen Ansprechpartner für ein Modellprojekt sind", so Raber gegenüber der SZ. Deshalb hat er die Damen gleich auch ins Saarland eingeladen. Und die sagten zu. Am 22. September besuchen sie das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die Römische Villa in Perl-Borg, das Präshistorium Gondwana, das Dreiländereck mit Schengen und die Historischen Museen Luxemburgs.

Raber ist überzeugt, dass die Großregion punkten wird: "Wir sind kein kleines Licht. Hier leben elf Millionen Menschen und wir haben auf geografisch engem Raum zwölf Weltkulturerbe-Stätten." Außerdem gibt es rund 800 Museen, von denen sich 100 in der Vereinigung der Museen der Großregion zusammengeschlossen haben. Insgesamt jedoch, so Raber, nutzten die Museen dieses große touristische Potenzial noch zu wenig.

Das Unesco-Interesse wertet Raber nicht nur als Anerkennung für bereits Geleistetes, sondern auch als Ansporn, die Netzwerke auszubauen. Laut Raber sind es folgende Zukunftsthemen, mit deren gemeinsamer Umsetzung sich die Großregion weltweit einen Namen machen könnte: konsequente Zweisprachigkeit, gemeinsame Sicherung des kulturellen Erbes eines nationen überschreitenden Kulturraumes und Barrierefreiheit in allen Einrichtungen.

Meinung

Mehr als eine Ehre

Von SZ-Redakteurin

Cathrin Elss-Seringhaus

Es ist ein stolzes Vorhaben, das der Museumsverband da in Gang setzt: Partner der Unesco werden zu wollen. Was könnte dabei heraus springen außer der Ehre? Sicher kein Fördergeldregen. Die Unesco sucht selbst nach Finanzpartnern. Vorstellbar wäre aber eine Vielzahl von international besetzten "Modellregion"-Seminaren und -Workshops, die hier zu Lande das Kongressgeschäft belebten. Fernab solch vordergründigen Ertragsdenkens hat die Initiative ideellen Wert. Sie zeigt, dass SaarLorLux kein Polit-Abstraktum mehr ist, sondern sich auf Institutionen-Ebene bereits mit Leben gefüllt hat. Dass die Bürger den überdurchschnittlichen Kultur-Reichtum der Großregion nicht kennen, dass viele Museen immer noch nicht sprachunabhängig zugänglich sind, lässt sich dem Museumsverband ins Zukunfts-Pflichten-Heft schreiben. Steigt die Unesco ein, werden sich diese Bemühungen bestimmt beschleunigen.

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