Straßenbau Debatte um Nachtbaustellen auf Autobahnen

Saarbrücken/Schmelz · Chefin eines Schmelzer Bauunternehmens hat Vorbehalte gegen Mehrschichtbetrieb. Zudem fehlen Fachkräfte.

 Bauunternehmerin Renate Dittgen

Bauunternehmerin Renate Dittgen

Foto: Dittgen/Oliver Ruether

Bundesweit wird nur an 40 von 586 Autobahn-Baustellen nachts gearbeitet, wie eine Auskunft der Bundesregierung ergab. Die Grünen hatten daraufhin die große Koalition im Bund aufgefordert, „die Arbeiten während der Nacht vorantreiben“, wo dies rechtlich möglich sei – weil die Arbeiten für Riesenärger sorgten und einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden für Spediteure und Zulieferer verursachten.

Doch so einfach ist dies nach Ansicht der Baubranche gar nicht. Nachdem die SZ kürzlich auf ihrer Titelseite über die oben genannten Zahlen berichtet hatte, meldete sich Renate Dittgen, Chefin des Schmelzer Bauunternehmens Dittgen, zu Wort. Die Firma ist im Straßenbau im Saarland und darüber hinaus eine feste Größe (215 Mitarbeiter), derzeit erneuern ihre Mitarbeiter unter anderem die A 1 im Nordsaarland.

Für Menschen, die mit dem Auto in Urlaub fahren, sowie für Spediteure und Zulieferer sehe die Forderung nach Nachtarbeit an Baustellen nach einer Lösung aus, schrieb Dittgen der SZ. „Doch so einfach es auch scheint, mehr Nachtarbeit zu fordern, so stellt es die Baubranche doch vor sehr große Herausforderungen.“
Dittgen erläutert: „Wenn wir nachts arbeiten, können wir dies nicht auch noch tagsüber. Damit wäre nicht viel gewonnen.“ Im Mehr-Schicht-Betrieb zu arbeiten, sei zum einen nicht möglich, da es sich nicht um eine Serienproduktion handele, wo die Arbeitsgänge getaktet seien. Von Schicht zu Schicht müsste immer eine Übergabe erfolgen, was organisatorisch nicht machbar sei.

Zum anderen äußerte Dittgen auch aus Gründen der Arbeitssicherheit und der Qualität große Vorbehalte. „Schließlich denkt hier keiner an die betroffenen Mitarbeiter“, erklärte sie. Der Bau habe schon jetzt große Nachwuchsprobleme, Baufacharbeiter wanderten in die Industrie ab, weil sie dort geregelte Arbeitszeiten hätten. „Geht der Trend in die Richtung Nachtarbeit, brauchen wir uns irgendwann nicht zu wundern, wenn wir keine geeigneten Mitarbeiter mehr haben, die diese Arbeiten ausführen wollen“, so Dittgen.

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