Routiniert klappern die Scheren

St. Ingbert · Die Weinterrassen an Wendlings Eck sollen das Schmuckstück bleiben, das die Partnerschaft von St. Ingbert und Radebeul ziert. Dafür legten sich die Rathauschefs beider Städte gestern beim Rebschnitt ins Zeug. Aus der erhofften Traubenlese wird wieder Schnaps.

St. Ingbert. Auch im Weinberg rast die Zeit. Denn es ist schon fünf Jahre her, dass die sächsische Partnerstadt Radebeul St. Ingbert Reben geschenkt hat. Der nahe Wendlings Eck entstandenen St. Ingberter Weinberg ist inzwischen ein gewohnter Anblick. Gewöhnt ist man aber auch, dass der Radebeuler Rathauschef Jahr für Jahr sein Versprechen erfüllt, das er 2008 mit dem Geschenk zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft gemacht hat: "Wir werden mit Rat und Tat helfen, dass die Tafeltrauben richtig wachsen."So waren Oberbürgermeister Bert Wendsche und sein Frau Sabine Flierl, studierte Weinfachfrau im sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul, zu Ostern wieder in die Mittelstadt gekommen. Nicht zuletzt, um die winzerischen Pflichten zu unterstützen. Denn auf den Weinterrassen unterhalb der Trattoria del Postilione stand gestern der Rebschnitt an. Das Stutzen der Triebe ging bereits mit viel Routine vonstatten. Nicht nur bei Wendsche und Flierl, sondern auch bei OB Georg Jung und mehrere Mitarbeitern der Stadtgärtnerei, die sich ganzjährige um den Weinberg kümmern, saßen die Handgriffe.

Doch auch wenn die Scheren sehr flink zuschnappten, ließ sich die Weinfachfrau Sabine Flierl Zeit, um Trattoria-Chef Giuseppe Camarotto und den St. Ingberter Stadtgärtnern ein paar gezielte Tipps zu geben, wie der Schnitt vom Vorjahr weiter verfeinert werden kann. Wer seine Kniffe verrät, erntet Komplimente. "Sie haben mit Muscat bleu ein tolle Rebsorte ausgewählt, die Trauben schmecken sehr lecker", lobte einer der "Städtischen" Sabine Flierl.

Unterdessen widmeten sich Georg Jung, der den Weinberg nochmals als das "originellste Geschenk, das eine Partnerkommune unserer Stadt machen konnte" bezeichnete, und sein Radebeuler Kollege mit gehörigem Nachdruck den Spanndrähten, an denen die Reben ranken sollen. "Im Winter lockern sich die Drähte, sie müssen aber fest gespannt sein, damit die Reben ordentlich wachsen", erläuterte Wendsche. Nach seiner Einschätzung wachsen die Traubenstöcken am St. Ingberter Nordhang wie gewünscht und versprechen auch in den Folgejahren eine ertragreiche Lese. An der Voraussetzung, einer fachgerechte Pflege, will sich der Radebeuler Verwaltungschef auch beteiligen, wenn der Herr des St. Ingberter Weinbergs wechselt und der jetzige OB im Juli aus dem Amt scheidet.

Wie beim Jahrgang 2011 soll aus den St. Ingberter Muscat bleu-Trauben in diesem Jahr wieder Schnaps gebrannt werden. Auf den Etiketten des Weinbrands aus der Mittelstadt steht dann erneut "Gleis neun", ein Name der an den Bahnhof in Nachbarschaft des Weinbergs erinnert. "Der Weinberg gedeiht gut und kann weiter viele Trauben bringen."

Bert Wendsche,

der OB von Radebeul

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort