Rosseler Rathaus in Narrenhand

Großrosseln. Etwa eine Stunde, bevor die Großrossler Karnevalsvereine "Doll Doll", "Rosselanos", "Warndtkater" und "Hinne-Hott" an der Rosseltalhalle auftauchten, war Bürgermeister Jörg Dreistadt noch zuversichtlich: "Ich bin noch kein Jahr im Amt, da werde ich mich doch nicht schon wieder aus dem Rathaus schmeißen lassen

Großrosseln. Etwa eine Stunde, bevor die Großrossler Karnevalsvereine "Doll Doll", "Rosselanos", "Warndtkater" und "Hinne-Hott" an der Rosseltalhalle auftauchten, war Bürgermeister Jörg Dreistadt noch zuversichtlich: "Ich bin noch kein Jahr im Amt, da werde ich mich doch nicht schon wieder aus dem Rathaus schmeißen lassen." Schließlich hatte er allerhand Verstärkung. Die Ortsvorsteher Gerhard Laggai, Hans-Georg Schneider, Jörg Steuer, Petra Fretter, Hans-Werner Franzen und Irina Pfortner waren aus Dorf im Warndt, Emmersweiler, Großrosseln, Karlsbrunn, Naßweiler und St. Nikolaus gekommen, um ihm zur Seite zu stehen. Dreistadt selbst hatte eine Verkleidung gewählt, mit der er sich gut würde wehren können: Er erwartete die Faasebooze im blauen Musketier-Kostüm.Doch die Karnevalisten verblüfften. "Der Rathaussturm muss ausfallen", verkündete Thomas Tomczeck, der Elferratspräsident der "Hinne-Hott". Denn der Narrenrat habe mit den Stimmen aller vier beteiligten Vereine einen Haftbefehl gegen Bürgermeister Dreistadt erlassen. Unter anderem warfen sie ihm Unfähigkeit vor, seine Mitarbeiter zum Arbeiten zu bewegen. Tomczek: "Die zur Überwachung angebrachten Bewegungsmelder haben noch nicht ein einziges Mal angeschlagen." Außerdem sei Dreistadt ein Null-Acht-Fünfzehn-Bürgermeister: "Null Ahnung, acht Tage im Amt und A15-Besoldung." Der Haftstrafe könne Dreistadt nur entgehen, wenn er den Rathausschlüssel mit der Gemeindekasse rausrücke. "Die Kasse könnt ihr gerne haben", konterte Dreistadt, so leer wie sie sei. Doch den Schlüssel wollte er nicht übergeben.

Ein erstes Zeichen der Schwäche erlaubte sich der Verwaltungs-Chef, als sich "Hinne-Hott"-Prinzessin Uschi I. mit ihrem Prinz Jörg I. einmischte: "Willst Du wirklich in den dunklen Stollen gesperrt werden?" "Mit Dir vielleicht", konnte Dreistadt sich vorstellen, fing sich aber einen Korb. Also waren weitere Schüsse mit der Konfettikanone und Schunkler mit dem Musikverein Rheingold notwendig, um Rathaus und Rosseltalhalle in Narrenhand zu bringen.

Eine List brachte die Entscheidung. Als Dreistadt gerade von den Reizen der hübschen Gardemädchen abgelenkt war, wurde er überwältigt. Von zwei "Hinne-Hott"-Soldaten mit Pickelhauben und blauen Uniform-Jacken. Die führten ihn aus der Halle, und Dreistadt blieb nur noch die Kapitulation.

Lange musste er allerdings nicht büßen, denn die große Schar der Rathausstürmer vor der Rosseltalhalle löste sich schnell wieder auf. Schließlich war es in der Halle viel gemütlicher als draußen, wo es jetzt auch zu Nieseln begann. In der Halle feierten die Karnevalisten ausgelassen ihren Sieg - und Bürgermeister Dreistadt, seine Ortsvorsteher und die beteiligten Verwaltungsmitarbeiter durften selbstverständlich mitfeiern. Zum Auftakt der tollen Tage in Großrosseln. "Die Kasse könnt ihr gerne haben."

Rosselns Bürgermeister

Jörg Dreistadt

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