Rocker kritisieren Medien und Politik

Saarbrücken. "Und gewonnen hat: Jelly Toast." Es ist Samstagabend, halb zwölf. Im Jugendzentrum (Juz) in der Saarbrücker Försterstraße reißen sechs Musiker aus Bonn und St. Ingbert die Arme hoch. Soeben ist im Finale des "Lauter Kritik"-Bandwettbewerbes die Entscheidung gefallen

Saarbrücken. "Und gewonnen hat: Jelly Toast." Es ist Samstagabend, halb zwölf. Im Jugendzentrum (Juz) in der Saarbrücker Försterstraße reißen sechs Musiker aus Bonn und St. Ingbert die Arme hoch. Soeben ist im Finale des "Lauter Kritik"-Bandwettbewerbes die Entscheidung gefallen. Angetreten waren sechs Nachwuchsgruppen mit gesellschaftskritischen Texten.Mit der Ska-Formation Jelly Toast (Gelee Toast) hatte gerade die Gruppe gewonnen, die im Vorfeld mit den ärgsten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. "Wir wollten schon absagen, weil unser Leadsänger Pit (Leadsänger: Sänger, dessen Stimme führt) derzeit als Entwicklungshelfer in Mexiko arbeitet. Dazu muss Bassist kleinerpit' am Montag in Bonn wichtige Prüfungen schreiben. Er hat schon auf der Hinfahrt nur gelernt, ist heute 20 Minuten nach dem Auftritt schon wieder losgefahren. Und ich selbst bin erkältet, musste aber fast alle Strophen alleine singen. Mir war heiß und kalt", berichtete Sänger und Gitarrist Marc Wartenphul. Umso erstaunlicher die Leistung - schließlich machten Jelly Toast doch auch den Eisbrecher vor rund 150 Zuschauern. Lohn der Mühe: Aufnahmen im Rockstudio Neunkirchen - das dürfte die dritte Band-CD werden. Schwierig war der Part der Jury unter Vorsitz von Martin Niederauer. "Für uns war entscheidend, wie authentisch die Bands rüberkommen. Nimmt man ihnen ab, dass sie gesellschaftskritische Themen aufgreifen oder haben sie nur für den Wettbewerb ein politisches Lied geschrieben? Neben dem Text waren technisches Können und Publikumswirkung wichtig", erklärte Niederauer. Mit Publikumswirkung punkteten besonders die Lebacher Jungs von Anger Management Programm (a.m.p.), die es auf Rang zwei schafften. Sie ließen das Juz beben, die Köpfe wackeln, die Trommelfelle zittern. Auch bei der Lautstärke nahmen die sechs Musiker das Motto "Lauter Kritik" sehr ernst. Für sie gab es am Ende ebenso einen Gutschein zum Einkauf von Zubehör für ihre Verstärkeranlage wie für die vier Rocker von "The Guests" (Die Gäste) auf Rang drei. In ihrem Song "Simplify" (als Imperativ: vereinfache; oder als Infinitiv vereinfachen) prangerten sie Medien und Politik an, die Ängste schüren, indem sie ein falsches Bild von der Realität vermitteln."Das kritische Lied lebt", war das Fazit der Wettbewerbsorganisatoren von der Peter-Imandt-Gesellschaft, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Initiative Kritik und Kultur.

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