Saarbrücken. Was hat der Mann nicht alles bedichtet: Briefmarken, Ameisen, Schnupftabaksdosen, Schiffsuhren. Die kleinen Dinge hat er groß gemacht und ihnen seine Gedichte und Szenen gewidmet: Joachim Ringelnatz, reisender Vortragskünstler, Dichter, aus Leipzig stammender Matrose mit einer enttäuschten Liebe zur Seefahrt. Geblieben war ihm die Sehnsucht, die weiße Taube, La Paloma. Die schwang sich auch als hölzernes Flügelvieh und mehr noch in Tönen und Worten durchs Theater im Viertel. Ausverkauft war's, denn Ringelnatz ist immer ein Erlebnis. Das wussten Ulrike Donié als Moderatorin und Rezitatorin, Tanja Endres-Klemm an Saxofon, Klarinette und Schlaginstrumenten und Helga Lippert am Akkordeon und hatten alles getan, dass es auch an diesem Abend eins war.Die bekannten Verse vom Seemann Kuttel Daddeldu, dem wilden Fußballspieler, dem die nächtliche Stadt durchstreifenden Unbehausten, dem Badefreund, dem stramm das Seil erklimmenden Turner standen auch auf dem Programm. Ein Leichtes, sie dem grellen Licht der Bühne preiszugeben. Doch war im Vortrag von Ulrike Donié keine auf Humor getrimmte Parodie, kein traniges Pathos zu spüren, vermischt mit Melancholie und feiner Komik traf sie genau den (auf)richtigen Ton. Den umspülten Klänge aus dem Blasebalg, der zur Trommel umfunktionierten Uhr, Improvisation auf dem Saxofon und Sehnsuchtslieder vom Meer auf dem Akkordeon. Das aufeinander eingespielte Duo Helga Lippert und Tanja Endres-Klemm hatte dafür stimmig Melodien von Bach bis Charles Trenet ausgewählt und mit ein paar tönenden Überraschungen rund um Blechkannen und Zinkbadewanne angereichert. Am Fetten Donnerstag lädt das Trio noch einmal ins Theater im Viertel zu Turnübungen, Wasserspielen und vielen schönen Versen von Ringelnatz. sg