Vorwurf von Rettungsdienst-Mitarbeitern Rettungswagen zu oft zweckentfremdet?

Saarbrücken · Mitarbeiter beklagen, dass Krankenwagen als Transporter benutzt werden. Der Rettungszweckverband verneint das.

 Krankenwagen, die immer öfter „hemmungslos“ Krankentransporte fahren, fehlen bei Notfällen, kritisieren Rettungsdienst-Mitarbeiter.

Krankenwagen, die immer öfter „hemmungslos“ Krankentransporte fahren, fehlen bei Notfällen, kritisieren Rettungsdienst-Mitarbeiter.

Foto: dpa/Marijan Murat

Warum verfehlt der Rettungsdienst im Saarland trotz acht zusätzlich errichteter Wachen in Teilen des Landes immer noch die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten? In zwölf Minuten sollen die Retter nach dem Notruf am Einsatzort sein. Der Rettungszweckverband Saarland ZRF, der für den Betrieb der nunmehr 37 Rettungswachen mit 55 Rettungswagen und 55 Krankentransportwagen verantwortlich ist, begründet dies mit der stetig steigenden Zahl von Einsätzen. Dies wiederum liege unter anderem an der Alterung der Gesellschaft; auch werde heutzutage schneller als früher der Notruf gewählt.

Mag sein, sagen mehrere Rettungsdienst-Mitarbeiter, die sich bei der SZ meldeten, nachdem wir im Januar über das Problem der nicht flächendeckend einzuhaltenden Zwölf-Minuten-Frist berichtet hatten. Doch der Hauptgrund sei ein ganz anderer: Rettungswagen würden inzwischen „hemmungslos“ für Krankentransporte eingesetzt und fehlten dann bei den dringenden Notfall-Einsätzen, kritisierte ein Rettungsdienst-Mitarbeiter. Ein anderer Mitarbeiter klagte, es sei Alltag, dass ein Fahrzeug der Nachbar-Rettungswache ausrücken müsse, weil der örtlich zuständige Rettungswagen mit Krankentransporten belegt sei. „Krankentransporte mit Rettungswagen sollten eine absolute Ausnahme darstellen. Es ist aber leider die Regel“, so der Mitarbeiter.

Krankentransporte sind nicht zeitkritisch. Wenn ein Patient  ins Krankenhaus eingewiesen oder entlassen wird und nicht in der Lage ist, selbst zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, kommt ein Krankenwagen. Viele Dialyse-Patienten werden ebenfalls auf diese Weise transportiert.

Die SZ fragte beim Rettungszweckverband nach, ob der Vorwurf der Mitarbeiter stimme. Nach ZRF-Angaben wurden im Jahr 2017 exakt 16 152 Krankentransporte mit einem Rettungswagen durchgeführt. Das entspricht 14,4 Prozent aller Krankentransporte, die von den Rettungswachen übernommen wurden (Privatfirmen sind in der Branche ebenfalls tätig). Von einer Zweckentfremdung der Rettungswagen könne keine Rede sein, so der ZRF. Es sei durchaus geübte Praxis, nicht nur im Saarland, dass Rettungswagen auch unterstützend im Krankentransport eingesetzt würden. Es werde darauf geachtet, dass dabei grundsätzlich nicht die Hilfsfrist vernachlässigt werde.

Bei einem Großteil der Krankentransporte, für die ein Rettungswagen genutzt wird, handelt es sich laut ZRF zudem um „dringende Krankentransporte“, bei denen es sich nach der engen gesetzlichen Definition nicht um einen Notfall handele. Patienten etwa mit akuten Schmerzen, die zur weiteren Diagnostik in ein Krankenhaus gefahren werden müssten, könne man dennoch keine Wartezeit zumuten, die im regulären Krankentransport oftmals unvermeidbar seien.

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