Rettung für das Kleine Theater in SichtKommune könnte als Träger einspringen

Saarbrücken. Sind die Tage des Figurentheaters im Kleinen Theater im Rathaus gezählt? Seit Mai sorgt der Saarbrücker Kulturdezernent Erik Schrader mit seinen Plänen für Aufregung: Das Kleine Theater soll aus der Obhut der Perspectives gGmbH genommen, die Räumlichkeiten dem Theater im Viertel (TiV) überlassen werden

Saarbrücken. Sind die Tage des Figurentheaters im Kleinen Theater im Rathaus gezählt? Seit Mai sorgt der Saarbrücker Kulturdezernent Erik Schrader mit seinen Plänen für Aufregung: Das Kleine Theater soll aus der Obhut der Perspectives gGmbH genommen, die Räumlichkeiten dem Theater im Viertel (TiV) überlassen werden. Die Stadt Saarbrücken werde im Vormittagsbereich etwa zwei Monate im Jahr das Figurentheater weiterführen - mit Christian Caimacan als künstlerischem Leiter. Unter der Regie des TiV sollte die Bühne vermehrt am Abend und in den Ferienzeiten bespielt werden. Wie in den Vorjahren ist auch 2008 von Anfang Juni bis Ende September vier Monate Pause im 99-Stühle-Haus im Gewölbekeller - und das ist nicht nur dem Kulturdezernenten ein Dorn im Auge. Unterstützung für seine Pläne erhielt Schrader von seiner FDP-Fraktion. Die kulturpolitischen Sprecher der anderen drei Fraktionen reagierten unterschiedlich: Während Thomas Brück (Bündnis 90/Grüne) das Kleine Theater gern als zweite Spielstätte des Theaters im Viertel (TiV) gesehen hätte, kann sich Dr. Katja Kruse (SPD) für diesen Vorschlag nicht so recht erwärmen. Sie spricht sich für "eine Rückverlagerung von der Perspectives gGmbH in das Kulturamt" aus. Und auch die CDU-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat tritt den Plänen des Kulturdezernenten entgegen. "Es steht außer Frage, dass das Kleine Theater erhalten werden muss", so Richard Borg, der geprüft wissen möchte, ob man Dritte mit ins Boot holen kann, die einen finanziellen Beitrag zur Sicherung des Theaters leisten. "Der Erhalt des Theaters ist der Wunsch aller Fraktionen", betont Schrader, der einen Betrieb des Theaters in der Trägerschaft der Kommune für eine denkbare Lösung hält, die weitestgehend allen gerecht würde. Christian Caimacan könnte zum Kulturamt wechseln und als künstlerischer Leiter das Programm auf dem jetzigen Niveau weiterführen. Am Abend und am Wochenende stünde das Kleine Theater der freien Szene zur Verfügung. "Wenn wir in den nächsten Monaten nichts entscheiden, droht die Liquidation, die Rücklagen für das Kleine Theater tendieren gegen null und sind spätestens in drei Jahren aufgebraucht", mahnt Kulturdezernent Erik Schrader. "Schon 2006 standen wir kurz vor der Schließung", erinnert Karin Nehl (FDP), "jetzt müssen wir eine Lösung finden, damit das Theater dauerhaft gesichert ist." Die Trägerschaft der Kommune ist für Nehl "ein guter Weg", und sie begrüßt, dass durch die Öffnung am Abend auch die freie Szene gefördert wird. Die Verwaltung muss nun mit spitzem Stift rechnen. Denn schon nach der Sommerpause soll die Entscheidung über die zukünftigen Strukturen des Kleinen Theaters fallen.Saarbrücken. Die Perspectives gGmbH war bis 2006 für das Filmfestival Max Ophüls, das Festival Perspectives und das Kleine Theater zuständig. 2007 schied das Festival "Perspectives" aus dieser Struktur aus und ist seitdem der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit unterstellt. Schon aus diesem Grund ist ein Namenswechsel der gGmbH notwendig. Ab 1. Januar 2009 soll sich in der gGmbH nur noch das Filmfestival Max Ophüls befinden, das sich mit einem Etat von 330000 Euro in etwa trägt. Nicht so das Kleine Theater: Es erhält einen städtischen Zuschuss von derzeit 98000 Euro, der tatsächliche Aufwand liegt aber laut Auskunft des Saarbrücker Kulturdezernenten Erik Schrader um etwa 30000 Euro höher. Nun wird geprüft, ob durch den Weiterbetrieb des Theaters in Trägerschaft der Kommune eben jenes Defizit aufgefangen werden kann. kjs

HintergrundDas Kleine Theater hat seit Oktober 2000 eine feste Bleibe im Gewölbekeller des Rathauses St. Johann in Saarbrücken , zuvor war es einige Jahre in einem Nebenraum der Garage zu Hause. In seiner achten Spielzeit von Oktober 2007 bis Mai 2008 besuchten rund 7000 Zuschauer die 83 Veranstaltungen. In einer Bilanz (nachzulesen unter www.kleines-theater.perspectives-gmbh.de) verweist Theaterleiter Christian Caimacan auf den hohen pädagogischen Wert der Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Der Erhalt des Kleinen Theaters ist der Wunsch aller Fraktionen. kjs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort