Der Wildbiene zuliebe Trend zu Steingärten soll gestoppt werden

Saarbrücken · Mit einem Bündel von Maßnahmen will Umweltminister Reinhold Jost die Artenvielfalt fördern – auch auf Friedhöfen und in Gewerbegebieten.

 Die Lage der Wildbienen ist nicht rosig.

Die Lage der Wildbienen ist nicht rosig.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Für die Honigbiene ist das Saarland ein „Bienenparadies“ – zumindest nach Auffassung des Landesverbands saarländischer Imker. Die Hobby-Imkerei boomt: Rund 2000 Imker gibt es im Saarland und etwa 10 000 Bienenvölker. Für die Wildbiene sieht die Lage ganz anders aus. Forscher rechnen damit, dass in den nächsten 25 Jahren ein Drittel der knapp 600 Wildbienenarten in Deutschland aussterben, wenn sich an der intensiven Landnutzung nichts ändert.

Darauf hatte kürzlich auch Uli Heintz, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu), hingewiesen. Für die Wildbienen könne man keineswegs von paradiesischen Zuständen sprechen. Und sie seien für die Bestäubung zum Teil sogar noch wichtiger als die Honigbiene. Ihr Bestand und die Vielfalt der Arten nehme weltweit ab. Er hatte Umweltminister Reinhold Jost (SPD) vorgeworfen, ein zu positives Bild zu zeichnen.

Jost ist bewusst, dass die Lage der Wildbienen nicht rosig ist. Er verweist auf zahlreiche Maßnahmen des Landes, die die Artenvielfalt im Allgemeinen und die Biene im Besonderen retten sollen. Und er präsentiert neue Ideen, die an einem Runden Tisch zusammen mit diversen Verbänden vertieft werden sollen. In der Überlegung ist ein neues Förderprogramm, um den Trend zu Steingärten zu stoppen. Laut Jost „eines der größeren Probleme“, da die Schotterwüsten Insekten keine Nahrung bieten. So könne man Hausbesitzern, die bereit sind, ihren Steingarten aufzugeben, einen kleinen Zuschuss für die Bepflanzung zahlen, so Jost.

Eine weitere Idee: Friedhöfe könnten zu „Hotspots der Biodiversität“ werden, sagt Jost. Nicht in Gänze, da man Friedhofsbesucher mit den scheinbar verwucherten Grünflächen nicht vor den Kopf stoßen will, aber in Teilen. Der Landesverband der Gartenbauer plant Jost zufolge auf einem Friedhof in Saarbrücken-Altenkessel ein Modellprojekt.

Jost will auch die Gewerbegebiete stärker in den Blick nehmen, die oft „relativ uniform und versiegelt“ seien. Im Bexbacher Saarpfalz-Park entstehen demnächst auf etwa 6500 Quadratmetern blühende Wiesen, gefördert vom Ministerium mit rund 17 000 Euro. „Ein Modellvorhaben, an dem sich andere orientieren können“, sagt Jost.

Auch der Ökolandbau soll weiter vorangetrieben werden. Das Saarland liegt hier mit einem Anteil von 16 Prozent laut Ministerium schon bundesweit an der Spitze. Bis 2025 soll der Anteil auf 25 Prozent wachsen: von derzeit 12 000 Hektar um weitere 7500 Hektar, davon in diesem Jahr 2500 Hektar. In der europäischen Förderperiode 2021 und 2027 werden dafür rund 23 Millionen Euro investiert. Ab Mai 2019 können Landwirte wieder Förderanträge stellen. „Das ist aber nur ein Baustein“, betont Jost.

Das Förderprogramm „Dem Saarland blüht was“, das 2017 startete, soll fortgeführt werden, die Fördermittel auf bis zu 200 000 Euro pro Jahr steigen. Damit wurden zum Beispiel Kommunen bezuschusst, die Blühflächen anlegten. Inzwischen seien es 50 bis 60 Hektar, so Jost.

Der Nabu hatte unter anderem gefordert, blütenreiche Flächen in Acker- und Grünlandflächen zu integrieren. Es gebe bereits Förderprogramme, die genau darauf abzielen, sagt Jost. „Die Frage ist nicht, ob man es macht, sondern wie man es noch ausbaut.“ Aber er wolle das Ganze nicht „per ordre de mufti“ vorschreiben, sondern gemeinsam mit Landwirten und Grundstücksbesitzern handeln. „Es bringt nichts, den Leuten immer neue Vorgaben vor die Stirn zu knallen, man muss mit ihnen zusammenarbeiten.“

Jost betont, man sehe in Umweltverbänden wie dem Nabu „keine lästigen Kritiker, sondern wichtige Partner bei der Umsetzung der Biodiversitätsstrategie“. Er sieht die Verbände aber auch in der Pflicht, selbst aktiv zu werden. „Was mich nervt, sind die Sprüche: ,Man müsste mal...’. Wer ist denn ,man’? ,Man’ sind wir alle.“ Der Nabu könne zum Beispiel auch selbst Fördermittel für Blühflächen beantragen.

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