Rechtfertigung einer Fehlinvestition

Fangzaun am leinpfadRechtfertigung einer FehlinvestitionZu: "Leinpfad nach Felssturz gesperrt" und "Schreier: Der Fangzaun hat gehalten, die Felsen hingegen nicht", SZ vom 11. und SZ vom 14

Fangzaun am leinpfad

Rechtfertigung einer Fehlinvestition

Zu: "Leinpfad nach Felssturz gesperrt" und "Schreier: Der Fangzaun hat gehalten, die Felsen hingegen nicht", SZ vom 11. und SZ vom 14. Februar

Die Aussage des LfS, dass der Zaun "seine Feuerprobe bestanden und den touristisch genutzten Leinpfad umfassend vor der Lawine geschützt habe", ist mehr als übertrieben. Das war nun wahrhaftig keine Lawine, die da zu Tale gestürzt ist. Aber immerhin legte der größte der wenigen Felsbrocken den so hoch gelobten Zaun einfach um. Entgegen der Darstellung dürfte er allerdings lediglich ein Gewicht von 800 bis 900 Kilogramm, nicht wie geschrieben von 1500 Kilogramm haben.

Auch in der Vergangenheit sind derartige Steine den Abhang hinabgerollt und jeweils im Graben neben dem Leinpfad liegen geblieben. So wäre es vermutlich auch diesmal gewesen. Nie wurden dabei Menschen gefährdet. Der LfS versucht im Nachhinein, die Fehlinvestition Fangzaun zu rechtfertigen. Bezeichnend übrigens, dass der Leinpfad - trotz Zaun - jetzt wiederum gesperrt wurde: Das Vertrauen in das eigene Werk scheint bei dem LfS nicht sehr groß zu sein. Vollkommen unverständlich!

Das Schadensbild lässt auch den Laien auf grundlegende Probleme schließen: Der Zaun wurde entweder falsch geplant, oder er wurde mangelhaft ausgeführt, oder das eingesetzte Material wurde nicht ausreichend dimensioniert, oder es kamen gar mehrere dieser Faktoren zusammen. In jedem Fall muss der Zaun in seiner Gesamtheit auf weitere Mängel überprüft werden. Die beschädigten Stützen und das entsprechende Zaunstück müssen ausgetauscht werden. Es entstehen also erhebliche Folgekosten der damaligen Investition.

Es war natürlich zu erwarten, dass auch Herr Schreier sein seinerzeit so vehementes Eintreten für den Zaun erneut rechtfertigt. Er hätte allerdings vor seinem Rundumschlag einen Blick in den Brockhaus werfen sollen: Populismus wird definiert als "opportunistische, oft demagogische Politik, die darauf ausgerichtet ist, durch Überzeichnen der politischen Lage die Zustimmung der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen." Überzeichnet wurde von ihm ganz sicher. Nun standen damals keine Wahlen an, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass andere Interessen wichtiger waren als nur die, Radfahrer und Wanderer zu schützen. Vielmehr dürften handfeste wirtschaftliche Gründe die entscheidende Rolle gespielt haben. Der Vorwurf des Populismus fällt auf Herrn Schreier selbst zurück. Denn erinnern wir uns, was die SZ am 21. 3. 2007 schrieb: "Felsen stürzen mit voller Absicht". Damals wurden mit einer Hydraulikpresse Felsteile bewusst aus einer Felsengruppe gelöst und zu Tal gestürzt. Und dies interessanterweise durch Mitarbeiter der Firma, die später dann den Fangzaun errichten durfte. Das hierbei gedrehte Video wurde auch von Herrn Schreier genutzt, um eine akute und dramatische Gefährdung von Radfahrern und Touristen zu beschwören. Der Felssturz war kein Naturereignis.

Der Bau des Zaunes wird auch durch den jetztigen Felsabgang nicht gerechtfertigt - er war und bleibt ein Skandal.

Klaus W. Meyer-Reinecke, Mettlach

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