Rat entscheidet über Wollspinnerei-Verträge

St. Ingbert. Den kommenden Mittwoch, 25. August, sollten sich kulturell interessierte und engagierte St. Ingberter im Kalender ankreuzen. An diesem Tag tritt der Stadtrat zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen. Die Alte Baumwollspinnerei steht auf der Tagesordnung und im Speziellen der Vertrag zwischen Stadt und Eigentümer Werner Deller. Ein Vertrag, über dessen Entwicklung in St

 Der Umbau der Baumwollspinnerei ist mehrfach verschoben worden. Die Stadt sagt: In wenigen Wochen geht es los. Foto: SZ

Der Umbau der Baumwollspinnerei ist mehrfach verschoben worden. Die Stadt sagt: In wenigen Wochen geht es los. Foto: SZ

St. Ingbert. Den kommenden Mittwoch, 25. August, sollten sich kulturell interessierte und engagierte St. Ingberter im Kalender ankreuzen. An diesem Tag tritt der Stadtrat zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen. Die Alte Baumwollspinnerei steht auf der Tagesordnung und im Speziellen der Vertrag zwischen Stadt und Eigentümer Werner Deller. Ein Vertrag, über dessen Entwicklung in St. Ingbert mit Argusaugen gewacht wird. Gerhard Sauder, Literaturprofessor und eine der treibenden Kräfte im St. Ingberter Literaturforum, spricht mittlerweile vom "Weisgerber-Phantom". Baubeginn an der Spinnerei und damit ein möglicher Umzug des seit 2007 geschlossenen Museums würden von den Handelnden in schöner Regelmäßigkeit verschoben und der Bürger dabei für dumm verkauft. Geld, das für die Weisgerber-Stiftung bereitstehe, diene zum Senken des städtischen Defizites. Nicht einmal der in der "St. Ingberter Rundschau" versprochene Tag der offenen Tür komme zustande. Sauder: "Im Nebel der Versprechungen verschwindet Weisgerber immer mehr." Öffentliche Hand und privater Investor planen bekanntermaßen in dem Gemäuer an der Wollbachstraße Großes. Die Wollspinnerei soll ein Kulturzentrum werden mit Strahlkraft weit über die Stadt hinaus.Massive Förderung Das Land steht hinter dem Projekt und fördert es mit 6,16 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 2,64 Millionen Euro. Die Revitalisierung dürfte mit dem Eigentümer-Part 14 Millionen Euro kosten.Mancher Kritiker hingegen mutmaßte schon, die Wirtschaftskrise könne die schönen Pläne zerstören. Professor Sauder merkt denn auch ironisch an, womöglich würden die St. Ingberter Kunstschätze "zum Schluss wieder im Kulturhaus in der Annastraße landen, was immerhin gratis wäre". Solchen Anmerkungen tritt die Stadt energisch entgegen. Pressesprecher Wilfried Trapp: "In wenigen Wochen ist Baubeginn." Der Vertrag liege vor, der Stadtrat trete am Mittwoch zusammen. Die Weichen sind also gestellt. Die Verzögerungen erklärt er mit der ständigen Weiterentwicklung, die das Projekt erfahren habe: "Es hat sich entwickelt zu einem Bildungs- und Kulturprojekt. Insofern sind wir sogar froh darüber, uns für die Entwicklung so viel Zeit genommen zu haben." Auch die versprochenen Führungen werde es geben. Natürlich werde derzeit Geld eingespart, greift der Pressesprecher den weiteren Vorwurf auf. Unter anderem waren für Eröffnung und erste Ausstellung in diesem Jahr 200 000 Euro im aktuellen Haushalt vorgesehen. Geringere Personalkosten machten sich bemerkbar. Wie groß die Einsparung sei, werde die Kämmerei in der kommenden Woche mit der Stiftung klären. Das Haushaltsrecht lasse es im Übrigen nicht zu, dieses Geld anderswo zu verwenden. Es bleibe zweckgebunden und werde dann im kommenden Jahr ausgegeben. Dann soll das Museum nach jüngstem Stand ja auch eröffnen.

HintergrundEigentümer Werner Deller und die Stadt St. Ingbert wollen in einer Private-Public-Partnership die denkmalgeschützte Alte Baumwollspinnerei mit rund 10 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche gemeinsam bespielen. Deller möchte eine Etage für eine eigene Galerie nutzen, das Museum Sankt Ingbert bekommt eine weitere. Jugendkultur- und Bildungszentrum, Musikschule, Kunstkurse, Ateliers, junge VHS, kommunales Kino und Räume für die Hochschule für Bildende Künste sind weitere Bausteine der "Kulturfabrik", wie Eigentümer Deller den Ort mittlerweile bezeichnet. mbe

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