ADAC Rallye Deutschland Rallye-Fahren ist gar nicht so schlimm

Dudweiler · SZ-Volontärin Teresa Bauer hat eine Runde mit Rallye-Fahrer Roman Schwedt gedreht – und das Auto nur ungern wieder verlassen.

 Der Heusweiler Rallye-Fahrer Roman Schwedt in seinem 285 PS starken Peugeot mit SZ-Volontärin Teresa Bauer. Vor der Fahrt war ihr flau im Magen. Kurz darauf saß sie begeistert im Wagen.

Der Heusweiler Rallye-Fahrer Roman Schwedt in seinem 285 PS starken Peugeot mit SZ-Volontärin Teresa Bauer. Vor der Fahrt war ihr flau im Magen. Kurz darauf saß sie begeistert im Wagen.

Foto: Iris Maria Maurer

Es ist sehr laut. Lauter als ich angenommen habe, trotz der Kopfhörer, die ich trage. Der Sitz unter mir vibriert. Gott sei Dank habe ich heute morgen nicht gefrühstückt, denke ich mir. Und doch ist mir etwas flau im Magen, als ich in dem 285 PS starken Peugeot 208 T 16 R 5 von Rallye-Youngster Roman Schwedt auf dem Verkehrsübungsplatz in Dudweiler sitze.

Der 19-Jährige aus Heusweiler startet am kommenden Donnerstag erstmals mit diesem Wagen bei der ADAC Rallye Deutschland im Saarland (16. bis 19. August) und misst sich mit der Weltelite der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft WCR2. „Ich muss mich selbst hin und wieder ins Bein kneifen, denn mit diesem Einsatz geht ein Kindheitstraum in Erfüllung“, sagt Schwedt.

Kneifen muss ich mich auch, denn was da gleich auf mich zukommt, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz geheuer. Eine kleine Runde mit einem Rallye-Auto drehen, was ist da schon dabei?, versuche ich mich immer wieder zu beruhigen. Eigentlich fahre ich gerne Auto. Ich mag auch schnelle Wagen. In dem Peugeot von Schwedt fühle ich mich zunächst aber irgendwie gefangen. Viele Knöpfe, Hebel und Schalter, dazu der Überrollkäfig – der Innenraum scheint unfassbar klein und erdrückend. Ein Mitarbeiter der Renn-Teams legt mir den Dreipunktgurt um. Er soll mich sicher im Sitz halten. Mein Gefühl des Gefangenseins verstärkt sich dadurch aber eher.

„Alles okay?“, fragt mich Schwedt und grinst dabei. Ich kann nur nicken. Zu mehr ist mir nicht zumute. Langsam fährt er los. So schlimm ist es ja gar nicht, geht mir durch den Kopf. Meine Hoffnung stirbt, als Schwedt aufs Gaspedal drückt und wir den Berg hoch rasen. Die Beschleunigung drückt mich in den Sitz. Fast wie auf einer Achterbahn. Bevor ich realisieren kann, was gerade passiert, sind wir auch schon oben. „Es vibriert mehr als in normalen Autos“, sagt der Rallye-Fahrer über Funk beiläufig. Ich versuche erneut zu nicken, doch das gelingt mir nicht recht. Ich nehme nichts wirklich wahr, außer den Bäumen, die in einer grün-braunen Masse an mir vorbeirauschen.

Ich sitze sehr tief, kann kaum über das Armaturenbrett schauen. Erst im letzten Moment sehe ich, dass wir auf eine Kurve zusteuern. Bevor mein Gehirn und mein Körper sich auf ein Bremsmanöver vorbereiten können, tritt Schwedt die Pedale. Mein Oberkörper schleudert nach vorne, der Gurt drückt sich in meine Haut. Mir bleibt kurz die Luft weg. Schnell lenkt Schwedt nach rechts. Dann sofort wieder nach links. Meine Schultern knallen abwechselnd an die Seitenstützen meines Sitzes. In meinem Kopf dreht es sich. Was, bitteschön, war das? Bevor ich überlegen kann, presst mich die Beschleunigung wieder in den Sitz. Es fühlt sich aber nicht mehr so schlimm an wie beim ersten Anstieg. Nach und nach merke ich, wie sich mein Körper entspannt. Die Gedanken in meinem Kopf rasen aber weiter: Wo wartet die nächste Kurve? Wann bremst Schwedt ab? Das nächste Mal bin ich darauf ... Zu spät. Erneut fliege ich nach vorne. Meine Hände suchen Halt. Es ist aber nicht die Angst, sondern die natürliche Reaktion meines Körpers. Schnell ziehe ich die Hände zurück, lege sie auf meine Beine. So langsam fängt die Fahrt an, mir richtig Spaß zu machen. Wir driften um die nächste Kurve. Durch die harte Federung des Rallye-Autos spüre ich jede Unebenheit des Bodens. Es folgt eine Gerade. Schwedt drückt nochmal ordentlich auf Gas. Ich habe das Gefühl, dass wir über die Straße fliegen.

Ein kurzer Blick nach links und ich sehe, wie konzentriert der 19-Jährige ist. Er hat die 285 PS starke Maschine voll unter Kontrolle. „Wie schnell fahren wir eigentlich?“, frage ich durch mein Mikrofon. „Wir haben hier ja keinen Tacho. Ich schätze aber mal so 130, 140“, sagt Schwedt. Autobahngeschwindigkeit? Auf dieser schmalen Straßen durch das kleine Wäldchen? Wie cool ist das denn? Ich fange an, dümmlich zu grinsen. Ob da noch mehr geht? Ich will definitiv mehr. Mich hat es voll erwischt. Der Adrenalinpegel steigt immer weiter und ich fühle mich glücklich, irgendwie berauscht. Doch wir werden langsamer. Die Runde ist zu Ende. „Nein!“, schreie ich innerlich. „Nochmal! Nochmal!“, meldet sich das Kind in mir zu Wort. Doch wir kommen zum Stehen – nach nur knapp zwei Minuten.

Wow, was für ein Erlebnis. „Na, wie war’s?“, fragt mich Schwedt. Fantastisch, unbeschreiblich. Mit noch leicht zitternden Beinen steige ich aus dem Auto. Immer noch grinse ich. Weg sind die Angst, der flaue Magen, die Bedenken. Ich erinnere mich an meine lachhaften Versuche, mich vor der Fahrt zu beruhigen. Stimmt, was ist schon dabei, mit einem Rallye-Auto eine kleine Runde zu drehen?

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