Quo vadis, Neunkircher Kultur?

Neunkirchen. Es dürfte als Prototyp einer regen, konstruktiven und dabei absolut fairen Diskussion in die Stadtannalen eingehen - das erste Öffentliche Forum zur kommunalen Kulturentwicklung. Das erste deshalb, weil allgemeiner Konsens darüber herrschte, der gelungenen Veranstaltung unbedingt weitere folgen zu lassen

Neunkirchen. Es dürfte als Prototyp einer regen, konstruktiven und dabei absolut fairen Diskussion in die Stadtannalen eingehen - das erste Öffentliche Forum zur kommunalen Kulturentwicklung. Das erste deshalb, weil allgemeiner Konsens darüber herrschte, der gelungenen Veranstaltung unbedingt weitere folgen zu lassen.Fast 80 Kulturschaffende, (Ex-)Verwaltungsmitarbeiter, Ratsmitglieder und sonstige Interessierte waren am Montagabend dem Ruf der Stadt und der Neunkircher Kulturgesellschaft in die Stummsche Reithalle gefolgt. Mit Augenklappe leicht gehandicapt, stellte der Geschäftsführer der Kulturgesellschaft, Peter Bierbrauer, zunächst den Kulturentwicklungsplan 2010 bis 2020 vor. Den 50 Seiten zollte als erster von vielen Uwe Rosar Lob. "Beachtlich" sei das Werk, "außerordentlich die wissenschaftliche Bestandaufnahme".Gewünscht hätte sich der Musiker allerdings die Beteiligung einer "Kreativ-AG". Einmal, um den tatsächlichen Bedarf der Kulturtreibenden festzustellen. Zum anderen, um "außergewöhnliche Vorschläge" zu eruieren. Wie jener von Ehefrau Michaela, zum Stadtfest die Blies anzustauen und Venezianische Gondeln fahren zu lassen. Ein solches Forum für Künstler steckt Oberbürgermeister Jürgen Fried ohnehin in der Nase. "Das deckt sich mit unseren Plänen", meinte er zu Rosar. Gleiches galt für den vorsichtigen Vorschlag Werner Schötschels, die Stadtbücherei bei der Kulturgesellschaft anzusiedeln.Sören Meng, Beigeordneter und selbst vielfach kulturell Aktiver, regte an, alle Angebote in Neunkirchen noch stärker zu vernetzen. Vorstellbar wäre für die Anwesenden etwa, die hochkarätige Kirchenmusikszene mit der noch jungen, sich vielversprechend entwickelnden Musikschule zu verzahnen.Anders als die Verwaltung gesteht Rundfunkmoderator und Laienschauspieler Eberhard Schilling dem Musical-Projekt noch keine "Leuchtturm"-Qualität zu, sehr wohl aber das Potenzial dazu "Soll Neunkirchen wirklich Musical-Stadt werden, muss es zusätzlich das ganze Jahr über Angebote geben." Als Kernfrage des Abends kristallisierte sich die nach der Wertigkeit zweier zentraler Projekte des Kulturentwicklungsplanes heraus: Soll der Ausbau der Gebläsehalle zu einer 1000 Plätze fassenden Eventhalle favorisiert werden oder die Schaffung des längst überfälligen Stadtmuseums, idealerweise in einem Gebäude vereint mit Stadtbücherei und Städtischer Galerie? Ewald Groß drohte Fried sogar damit, die Freundschaft aufzukündigen, sollte letzteres "ganz hinten angestellt werden". Er wird Geduld haben müssen. Spielt der OB doch auf Zeit. Der ideale Standort wäre für Fried die Bliespromenade. Immer vorausgesetzt, es lassen sich keine Investoren für die leer stehenden Kaufhäuser finden. Wollte man das Museum "kurzfristig" stemmen, hieße das drei Jahre Planung und Umsetzung. Dagegen könne die Eventhalle theoretisch schon 2011 eingeweiht werden. Hochzufrieden mit dem Abend, will der Verwaltungschef in drei Monaten erneut zum Forum einladen.

HintergrundPlanungsziele des Kulturentwicklungsplanes Neunkirchen 2010 bis 2020 sind neben der Optimierung der kulturellen Breitenarbeit und dem Ausbau der Volkshochschule (vor allem im Bereich Integration ausländischer Mitbürger) die Schaffung einer Eventhalle, die Vergrößerung der städtischen Galerie sowie die Einrichtung eines Stadtmuseums mit Schwerpunkt Sozialgeschichte. Zudem will man das Musical-Projekt als Leuchtturmprojekt sichern. Der Entwurf des Kulturentwicklungsplanes kann bei der Kulturgesellschaft angefordert werden: Marienstraße 2, 66538 Neunkirchen, Telefon (0 68 21) 29 00 611 oder 29 00 623. nig

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