Quak-Tradition ist hier noch gefragt

Niederbexbach/Altstadt

 Heute: In Niederbexbach wird, wie hier 2009, der Brauch mit "Weenscher" und "Bräuten" hochgehalten. Fotos: Baus, Repro:Thorsten Wolf

Heute: In Niederbexbach wird, wie hier 2009, der Brauch mit "Weenscher" und "Bräuten" hochgehalten. Fotos: Baus, Repro:Thorsten Wolf

Niederbexbach/Altstadt. "Uff das Pfingstfest pflegt järlich grosser mutwillen mit danzen, springen, fressen und sauffen unter dem jungen volck fürzugehen, und ob sie wol alle jar abgemahnt werden, will doch wenig helfen": Was ein hoher Geistlicher auf Durchreise über die Pfingstbräuche des Jahres 1624 in den saarpfälzischen Ortschaften im Unterton der Resignation feststellte, ist heute im Höchstfall noch als Anekdote aus der Vergangenheit von einigem Unterhaltungswert. Zumindest an Pfingstmontag geht es längst gesitteter zu, wenn heutzutage in nur noch ganz wenigen Orten der Region der traditionelle "Pfingstquak" unterwegs ist.Am Pfingstmontag ziehen die Kinder nach alter Tradition in unserer Region durch die Orte Niederbexbach, Altstadt, Limbach, Kirkel und Bayerisch-Kohlhof. Auch in Wolfersheim im Bliestal hat sich der Brauch erhalten. Im pfälzischen Lambsborn oder Bechofen gibt es ebenfalls noch dieses Brauchtum, wie Volkskunde-Forscher bestätigen. Auch mit dem Bruder Konrad Ritt mit Pferdesegnung in Utweiler und im Kuseler Land, auf der Sickinger Höhe haben sich Pfingstbräuche bewahrt.

Mit bunt geschmückten Wägelchen (im Volksmund "Weenscher") sind die Jungen unterwegs. Oft haben sie unter tätiger Mithilfe von Papa und Opa ihren Wagen in Eigenarbeit über vielen Wochen hinweg geplant, gebaut, gezimmert und geschmückt. Die Mädchen sind als "Bräute" verkleidet. Die Kinder sagen ihre Sprüche auf.

"Quak, quak, quak / Jetz sinn die liewe Pingschde doo, / doo hamma nix se koche, / als wie es bissje Katzefleesch, / unn e paar rabbelderre Knoche ..." - wohlgereimt fängt die Einleitung zu jenen Versen an, mit dem seit altersher am Pfingstmontag Jungen und Mädchen mit bunt geschmückten Handwagen durch ihr Dorf bewegen. "Drei Ai'ja odder e Schdigg Schbegg" nehmen die sonderbaren Vehikel dabei ebenso gerne in Empfang wie bare Münze. Von früh morgens an ziehen sie durch die Straßen, gegen Mittag ist dann Schluss. Der "Originalquak" besteht aus dem geschmückten Handwägelchen: Obligatorisch sind dabei bunte Bänder und blühende "Bremmen" (das ist Ginster). Eine Gruppe Kinder gehört als Begleitung zu jedem urigen Fuhrwerk, und davon werden am Pfingstmontag, 13. Juni, erfahrungsgemäß gleich Dutzende unterwegs sein.

Über die recht mystischen Wurzeln des Brauchtums wird oft gerätselt und diskutiert. Viele Theorien gibt es dazu, so etwa, dass bereits die alten Kelten, die in unserer Region lebten, das Fest anlässlich des "Erwachens" der "Mutter Erde" feierten. Wagen, die mit belaubten Zweigen, Blumen und Tüchern geschmückt waren, zogen durch die Lande. Bekannt ist, dass derlei vorchristliche Prozessionen stets sieben Wochen nach dem Frühlingsvollmond stattfanden - die vielen Götter sollten damit besänftigt, gutes Wetter und gute Ernte erbeten werden.

In der sozialgeschichtlichen Forschung wurde auch das traditionelle Pfingstessen unter die Lupe genommen. Wobei das Wort "Pfingstessen" mehr beinhaltete als nur die reine Mahlzeit. Das eigentliche Essen bestand oft aus Markklößchen-Suppe, Rindfleisch mit Merettich und "Grumbeere" (Kartoffeln). Das klassische Pfingstessen bestand früher aus Kirchgang, Mittagsessen, Kaffee und Kuchen und dem Pfingstspaziergang. In einigen Regionen wurde der Pfingstochse gegrillt. Heute laden viele Vereine zu einer Grillparty ein.

In der Gartenkultur hat die Pfingstrose einen guten Namen. Sie ist keine Rose, blüht aber zu Pfingsten. Sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen, stammt aus Südeuropa und besitzt riesige gefüllte Blüten. Unter den über 30 Arten gibt es Stauden und zu Sträuchern verholzende Arten. Symbolisch steht sie für Reichtum, Liebe und Schönheit. Aus Sicht der Alternativ-Medizin verfügte das Wasser an Pfingsten über eine ganz besondere Heil- und Segenskraft.

Hintergrund

 Einst: Im "Hinnereck" in der heutigen Turmstraße in Altstadt entstand in den 1950ern diese Aufnahme von "Pingstquake".

Einst: Im "Hinnereck" in der heutigen Turmstraße in Altstadt entstand in den 1950ern diese Aufnahme von "Pingstquake".

Pfingsten ist ein christliches Fest jüdischen Ursprunges. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird wie dieses am fünfzigsten Tag nach Ostern bzw. Pessach gefeiert. Im Christentum ist es das "Fest des Heiligen Geistes" und nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort "pentekoste" (der Fünfzigste) zurück. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes wird Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche und Beginn der Mission verstanden. Die biblischen Berichte schildern nach Jesu Tod am Kreuz, der Auferstehung Christi und Himmelfahrt eine neue Gemeinschaft der Jünger. Bis zum 4. Jahrhundert wurde zugleich Christi Himmelfahrt gefeiert. Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten die Osterzeit. jkn

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