Pulverfass Becherbach

Mainz/Saarbrücken. Nach dem Fund einer riesigen Waffen- und Sprengstoffsammlung bei einem 62-jährigen Rentner im rheinland-pfälzischen Becherbach verschaffen sich die Ermittler nun einen Überblick über das Arsenal. Waffen, Munition und Kriegsgeräte würden erfasst und katalogisiert, sagte ein Polizeisprecher. Die Bürger von Becherbach hätten jahrelang auf einem Pulverfass gelebt

Mainz/Saarbrücken. Nach dem Fund einer riesigen Waffen- und Sprengstoffsammlung bei einem 62-jährigen Rentner im rheinland-pfälzischen Becherbach verschaffen sich die Ermittler nun einen Überblick über das Arsenal. Waffen, Munition und Kriegsgeräte würden erfasst und katalogisiert, sagte ein Polizeisprecher. Die Bürger von Becherbach hätten jahrelang auf einem Pulverfass gelebt.

Der 600 Einwohner zählende Ort wurde am Wochenende zeitweise evakuiert, nachdem Beamte am Freitag das Arsenal in einer Scheune entdeckt hatten. Rund 40 Kilogramm eines Nitroglycerin ähnelnden Stoffes wurden außerhalb des Ortes gesprengt. Die Waffen wurden mit Lastwagen abtransportiert. Inzwischen herrscht nach Angaben des Ortsbürgermeisters Manfred Denzer wieder "eine gewisse Normalität" im Ort.

Nach dem Fund sieht der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD; Foto: dpa) die Notwendigkeit konsequenter Kontrollen bei Waffenbesitzern bestätigt. "Es war richtig, dass wir nach dem Amoklauf von Winnenden das Waffenrecht verschärft und die Überprüfung der Besitzer intensiviert haben", sagte Bruch. "Im vergangenen Jahr gab es in Rheinland-Pfalz zunehmend auch verdachtsunabhängige Kontrollen der Waffenaufbewahrung." 2009 waren im Land knapp 132 200 Waffenbesitzer mit zusammen rund 487 400 erlaubnispflichtigen Schusswaffen registriert.

Auch im Saarland hat man nach Auskunft des Innenministeriums auf Winnenden reagiert: "Sowohl die anlassbezogenen als auch verdachtsunabhängigen Kontrollen wurden deutlich verstärkt", teilte eine Sprecherin auf SZ-Anfrage mit. Von März 2009 bis September 2010 haben die Waffenbehörden 300 Kontrollen vorgenommen, von denen sechs Anlass zur Beanstandung gaben. Größere Funde illegaler Waffen habe es allerdings nicht gegeben, hieß es.

Im Saarland gibt es laut Innenministerium etwa 32 000 registrierte Waffenbesitzer sowie geschätzte 129 000 Waffen. Zum Fund in Becherbach heißt es: "Selbst durch strengste Gesetze werden wir nicht verhindern können, dass extreme Waffennarren gefährliche Waffen horten." Bei einer Waffenkontrolle sei nur der Ort zugänglich, an dem legale Waffen gelagert werden. Bei illegalen Waffen hätten die Behörden meist keine Kenntnis.

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