Premiere mit 150 Jahren Verspätung

Saarbrücken. "Das ist ein großes Ereignis für unsere Region", schwärmt Sylvain Teutsch. Der Chef des Institut Gouvy in Hombourg-Haut meint die Uraufführung der Oper "Der Cid" des Komponisten Louis Théodore Gouvy (1819 bis 1898) aus Goffontaine, heute Saarbrücken-Schafbrücke

 Gouvys Cid-Partitur wurde dem Saarländischen Staatstheater übergeben. Toshiyuki Kamioka, Generalmusikdirektor des SST (rechts) blätterte zusammen mit Alain Thiel, Institut Théodore Gouvy (Mitte), und Professor René Auclair, emeritierter Musikwissenschaftler der Uni Nancy, durch. Foto: Oliver Dietze

Gouvys Cid-Partitur wurde dem Saarländischen Staatstheater übergeben. Toshiyuki Kamioka, Generalmusikdirektor des SST (rechts) blätterte zusammen mit Alain Thiel, Institut Théodore Gouvy (Mitte), und Professor René Auclair, emeritierter Musikwissenschaftler der Uni Nancy, durch. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. "Das ist ein großes Ereignis für unsere Region", schwärmt Sylvain Teutsch. Der Chef des Institut Gouvy in Hombourg-Haut meint die Uraufführung der Oper "Der Cid" des Komponisten Louis Théodore Gouvy (1819 bis 1898) aus Goffontaine, heute Saarbrücken-Schafbrücke. Im Juni 2011, rund eineinhalb Jahrhunderte nach ihrer Vollendung, soll es am Saarländischen Staatstheater (SST) soweit sein: "Der Cid" wird das Bühnenlicht erblicken - am Dienstag fand die offizielle Übergabe der Partitur an die SST-Oberen statt.

In den 1860er Jahren war die Uraufführung am plötzlichen Tod des für die Titelrolle vorgesehenen illustren Wagner-Tenors Ludwig Schnorr von Carolsfeld gescheitert. Zur verspäteten Jungfernfahrt komme es nun, so erzählt Teutsch, weil das Interesse am Komponisten Gouvy, Wanderer zwischen Deutschland und Frankreich, in den letzten Jahren stark gewachsen sei. So inspizierte SST-Opernchef Berthold Schneider Gouvys "Cid"-Manuskript, genauer: die Manuskripte.

Denn alleine drei Versionen der Hauptpartitur, vier des deutschen Textes von Moritz Hartmann und zwei Fassungen des Klavierauszuges seien überliefert. Gemeinsam mit Schneider, so Teutsch, habe man "die Dresdener Schlussversion von 1863" ausgewählt und erwähnte Partitur erstellt - viel Arbeit für Teutschs Mitarbeiter vom Institut Gouvy. Vor einem Monat sei nun ein Klavierauszug ans Staatstheater gegangen, wo bereits einige Sänger ausgewählt wurden.

Auch SST-Musikchef Toshiyuki Kamioka sei von dem Werk "begeistert", freut sich Teutsch, der Gouvys "Der Cid" über den spanischen Nationalhelden folgendermaßen beschreibt: Eine dreiaktige große Oper von rund dreieinhalb Stunden Dauer mit "großartigen" Balletten, "sehr charakteristischen" Chören und "schönen langsamen Teilen" - Gouvy zeige lyrisches Talent.

Verschiedenste Einflüsse lasse das Werk erkennen, selbst in der Dramatik sei die Musik "nicht schwer", sondern bewahre Eleganz. Humoristische Elemente freilich fehlten, Gouvy sei ein "ernster Mensch" gewesen. "Wenn er das Glück gehabt hätte, dass der Cid aufgeführt und gut angekommen wäre", orakelt Teutsch, "dann hätte Gouvy sicher noch mehr Opern komponiert." Immerhin habe der Mann aus Goffontaine am Ende seines Lebens noch die kleine einaktige "sehr dramatische" Oper "Fortunato" verfasst, die auch nie inszeniert wurde und 2011 in Metz ihre Weltpremiere erleben soll. uhr

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