Postbotin wie aus dem Bilderbuch

Fischbach. Eine schöne Geschichte hat uns am Freitag Maria Neisius aus Fischbach erzählt. Denn "Im Rod" - das ist die Straße, in der die SZ-Leserin mit ihrem Ehemann wohnt - bringt werktäglich eine ganz besondere Frau die Post vorbei. Doch von vorn: Kurz vor Weihnachten, erzählt Maria Neisius, sei vor ihrem Haus erwartungsgemäß Koks abgeladen worden, insgesamt 50 Zentner

Fischbach. Eine schöne Geschichte hat uns am Freitag Maria Neisius aus Fischbach erzählt. Denn "Im Rod" - das ist die Straße, in der die SZ-Leserin mit ihrem Ehemann wohnt - bringt werktäglich eine ganz besondere Frau die Post vorbei.

Doch von vorn: Kurz vor Weihnachten, erzählt Maria Neisius, sei vor ihrem Haus erwartungsgemäß Koks abgeladen worden, insgesamt 50 Zentner. Ihr Mann, heute in Rente, früher Steiger, sei selbst nicht mehr in der Lage, das Brennmaterial ins Haus zu schaufeln. Das mache normalerweise das Enkelkind, ein kräftiger junger Mann. Er war allerdings noch nicht da, um sich an den 50 Zentnern auszutoben. Dass hier Hilfe zu erwarten war, konnte aber die Briefträgerin nicht wissen, die kurz nach dem Abladen des Kokses vorbei kam. Nachdenklich betrachtete sie den gewaltigen Haufen, sagte aber kein Wort. Tags darauf war der Koks im Keller - dank Enkelkind. Postbotin und Rentnerin Neisius kamen dann ins Gespräch übers Heizmaterial, wobei die Botin nun mit dem herausrückte, was sie beschäftigt hatte: Sie grübelte tatsächlich darüber nach, ob sie selbst der Familie anbieten könnte, den Koks unter Dach und Fach zu bringen. Das hätte sie glatt getan. Begründung: Auch ihr Mann sei Bergmann gewesen, und Bergleute untereinander seien doch wie eine große Familie. "Ich krieg' jetzt noch Gänsehaut, wenn ich drüber nachdenke", sagt Maria Neisius. Weil sie so etwas großartig findet. "Ich hab's jedem erzählt" fügt die Seniorin noch hinzu in der Hoffnung, dass der Arbeitgeber der Frau von dieser besonderen Hilfsbereitschaft etwas erfährt.

Und so kann man mal wieder festhalten: Der Bergbau an der Saar existiert nicht mehr, doch das, was ihn in menschlicher Hinsicht prägte, wird vieles überdauern. Kameradschaft und Solidarität bleiben bestehen. mh

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