Polier legte die Kelle nieder

Heusweiler · Wolfgang Meiser war 14, als er eine dreijährige Bauzeichner-Lehre begann. Am 30. September dieses Jahres, 47 Jahre nach der Gesellenprüfung, und davon 43 Jahre beim Heusweiler Bauunternehmen Collet, beendete er mit 65 sein Berufsleben.

 Nach 43 Jahren in Diensten der Heusweiler Baufirma Collet holt Polier Wolfgang Meiser extra für den Fotografen noch einmal die Kelle in die Hand. Foto: Fred Kiefer

Nach 43 Jahren in Diensten der Heusweiler Baufirma Collet holt Polier Wolfgang Meiser extra für den Fotografen noch einmal die Kelle in die Hand. Foto: Fred Kiefer

Foto: Fred Kiefer

Die Geschichte des Berufslebens von Polier Wolfgang Meiser, der am 30. September in den Ruhestand ging, ist auch ein Stück Zeitgeschichte. 1948 in der "Bohnenbach" in Heusweiler geboren, besuchte er ab 1954 die frühere katholische Volksschule in Heusweiler. Es war die Nachkriegsära, das Saarland hatte noch den autonomen Status, die Leute bezahlten mit französischen Francs und später auch mit dem Saar-Franken. In der Volksschule in der Schulstraße, dem heutigen Haus der Vereine, gingen die evangelischen und katholischen Schüler noch in getrennte Klassen. Die Lehrer und der "Herr Pastor" waren noch die heimlichen Herrscher im Ort.

Im Zuge der Wandlung der acht- in die neunklassige Schule erlebte Meiser zwei Kurzschuljahre. Das hieß damals: In seinem 14. Lebensjahr war die Schule für ihn beendet, und er konnte im gleichen Jahr eine Lehre als Bauzeichner beginnen. Er berichtet: "Als 14-Jähriger war man einfach nur der kleine Lehrbub, der gehorchen musste. Widerspruch war nicht drin. Im Betrieb und der Berufsschule herrschten Zucht und Ordnung."

Nach dreijähriger Lehrzeit fand er eine Anstellung bei der Heusweiler Baufirma Collet. In jenen Tagen war der wirtschaftliche Aufschwung in vollem Gang, und es gab auch am Bau viel zu tun. Meiser musste in der ersten Zeit als junger Geselle alle Tätigkeiten verrichten, die beim Hochbau auszuführen waren: Erd-, Maurer- und Betonarbeiten, Einschalen und Eisenflechten. An etlichen Gebäuden, darunter auch am Heusweiler Rathaus, hat er mit Hand angelegt. Aufgrund seiner Qualifikation und seiner unkomplizierten Art mit seinen Kollegen umzugehen, stieg er bald zum Polier auf. Besondere Fähigkeiten entwickelte er bei Klinker- und Natursteinarbeiten.

1983 wechselte er als Maurerpolier zur Privatgrube Schäfer in Fischbach. Doch nach vier Jahren zog es ihn wieder zur Firma Collet zurück, bei der es anspruchsvollere Tätigkeiten zu erledigen gab.

Bis Ende September dieses Jahres arbeitete er zusammen 43 Jahre lang in diesem Betrieb - zuerst unter Seniorchef Herrmann Collet und danach unter dessen Sohn Frank. Letzterer sprach bei der Abschiedsfeier für Firmen-Urgestein Meiser von einem "Happy End", das für ihn, den Chef, allerdings nicht so glücklich sei, da ohne den alten Polier alles anders sei. Frank Collet: "Es wird irgendwie leerer sein, wenn Du nicht mehr jeden Morgen zur Tür hereinkommst und versuchst einige noch verschlafen wirkende Mitarbeiter durch lockere Gespräche wachzurütteln."

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