Saarbrücken. Fast 70 Jahre alt ist er und kein bisschen leise: Peter Brötzmann. Der 1941 geborene Pionier des bundesrepublikanischen Freejazz der 1960er-Jahre war am Donnerstag wieder bei Hans Husels KünstlerHausMusik in Saarbrücken zu Gast. Im Saarländischen Künstlerhaus in der Karlstraße waren selbst Stehplätze gefragt. Bei Brötzmann setzt man sich besser in die hinteren Reihen. Dieser weise Rat hat auch heute noch volle Gültigkeit. Denn da war er von Anfang an wieder, jener satte ultralaute Ton, der die Zuhörer in die Polster drückt. Ob nun mit der Klarinette oder mit dem Saxofon: Bei der Lautstärke und der Fülle macht Brötzmann nach wie vor keiner etwas vor. Der fitte Senior aus Remscheid steigerte sich, bis die Kanne zu qualmen schien. "Brötzen" wird das Brachial-Blasen à la Brötzmann in Fachkreisen genannt, und das bedeutet Emotion und Urgewalt und pustet so richtig schön die Seele durch. Doch das Energiebündel kann auch anders und würzte den Auftritt mit ein paar lyrischen Passagen mit viel Blues und Soul in der Saxofonstimme. Wer kann mit Brötzmann mithalten? Der in Saarbrücken bestens bekannte Jörg Fischer zählt zu denen, die das drauf haben. Der junge Schlagzeuger aus dem Rhein-Main-Gebiet scheint immer alle Trommeln und Becken gleichzeitig zu bedienen. Fischer knüpfte einen gewohnt dichten, scheppernden Perkussionsteppich und bot dem Meister Brötzmann selbst bei den wildesten Ausbrüchen donnernd Paroli. Nach dem bejubelten Konzert wirkte Fischer mehr geschafft als der Altstar Peter Brötzmann, der vom Alter her sein Vater sein könnte. uhr