Sulzbach. Einmal hätte er fast den Faden verloren, doch mit der Souveränität des podiumgewohnten Künstlers meisterte er den Ausrutscher elegant. Pianist Wilhelm Ohmen, der an der Musikhochschule Saar unterrichtet, hatte sich für das 4. Sulzbacher Meisterkonzert in der gut besuchten Aula die beiden letzten Sonaten Franz Schuberts ausgesucht. Diese Werke bieten stark introvertierte Musik ohne hervorstechende virtuose Brillanz, sind aber gerade daher für jeden Interpreten eine besondere Herausforderung an sensible Tonkultur. Wilhelm Ohmen hat einen sehr differenzierten, weichen und gefühlsintensiven Anschlag, der Schuberts Tastenpoesie bunt erblühen lässt. In der A-Dur-Sonate D 959 gelang ihm die Durchlichtung der musikalischen Substanz sehr gut. Melodische Schlichtheit, harmonischer Glanz und technische Sauberkeit verbanden sich heiter gelöst zu subtilem Raffinement. Hier war kein Raum für aufgesetzte Effekte. Das scheinbar "Einfache" der Schubertschen Erfindungen war das Thema. Überlegen-ruhig widmete sich Ohmen jedem Detail und verstärkte durch Natürlichkeit im Ausdruck die kompositorische Zauberkraft.Ein wenig weniger Pedal hätte mitunter Schuberts Klarheit noch verdeutlichen können. Schon im einleitenden c-Moll Allegretto D 915 senkte sich mitunter ein leichter Dunstschleier herab. In der B-Dur-Sonate trübte sich einige Male der freie Blick, doch insgesamt zeugte Ohmens Interpretation von gesundem Maß und werkimmanentem Ziel. Besonders erwähnenswert die dynamische Abstufungskraft des Pianisten. Nur große Künstler sind zu einem so delikaten Pianissimo in der Lage, das zudem noch romantisch reizvoll singt. Wilhelm Ohmen zählt dazu. pes