Nachruf Saar-Spitzen-Onkologe Pfreundschuh ist tot

Homburg · Professor Michael Pfeundschuh ist tot. Der international anerkannte Wissenschaftler und Direktor der Inneren Medizin I am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg schied am Montag, 5. März, in seinem Haus in Kirrberg aus dem Leben.

 Seit 1991 war Pfreundschuh am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg tätig.

Seit 1991 war Pfreundschuh am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg tätig.

Foto: UKS/SZ/Rüdiger Koop

Pfreundschuh, der die Klinik für Hämatologie, Onkologie, Infektiologie, Rheumatologie und Knochenmark-Transplantation leitete, war ein hoch angesehener Spezialist auf dem Gebiet des Lymphdrüsenkrebses. Pfreundschuh hat viele prominente Patienten am Uniklinikum behandelt, über die er stets schwieg. Dem Landrat a.D. des Saarpfalz-Kreises, Clemens Lindemann,  hat er das Leben gerettet, Lindemann ging damit auch an die Öffentlichkeit, die Pfreundschuh scheute. Er war kein leutseliger Arzt, sondern ein eher trockener, der Wissenschaft verpflichteter Klinikleiter, der sich nie zu Gefühlsausbrüchen hinreißen ließ. Dass er an Depressionen litt, war seinem engeren Umfeld bekannt. Er, der so vielen Menschen wieder Hoffnung geben konnte, hatte zuletzt für sich keine mehr gesehen.

Michael Pfreundschuh leitete auch das renommierte Jose-Carreras-Forschungszentrum auf dem Campus des Uniklinikums. Dort befassen sich Wissenschaftler mit der Erforschung bösartiger Erkrankungen des Lymphsystems. Dass das Carreras-Zentrum 2005 nach Homburg kam, lag daran, dass Pfreundschuh und sein Team „zu den drei besten Gruppen der Welt auf diesem Gebiet“ zählten, wie es bei der Einweihung Professor Dieter Hoelzer, Mitglied der Stiftung, formuliert hatte. Für Professor Pfreundschuh war der Zuschlag für diese wichtige Forschungseinrichtung Verpflichtung, dem Leitsatz des einst schwer an Leukämie erkrankten Tenors Jose Carrera zu folgen: „Leukämie muss heilbar werden – immer und bei jedem.“ Unter Pfreundschuhs Leitung wurde in Homburg vor 25 Jahren die erste Stammzell-Transplantation links des Rheins in Deutschland durchgeführt. Mittlerweile haben in Homburg weit über 1300 Patienten eine hämatopoetische Stammzell-Transplantation erhalten. Bei vielen Erkrankungen des blutbildenden oder lymphatischen Systems gab es früher keine Heilungschancen, hatte Pfreundschuh damals erklärt. Auf sein Betreiben hin  konnte vielen schwer kranken Patienten durch Stammzellentransplantation und die Verfeinerung dieser Therapien geholfen werden.

Auch die Heilungschancen bei bösartigen Erkrankungen des Lymphsystems konnten nicht zuletzt durch Pfreundschuhs Leistungen von ehemals 60 auf fast 90 Prozent  angehoben werden. Im November erhielt Professor Michael Pfreundschuh das Bundesverdienstkreuzes am Bande. Er habe sich durch sein erfolgreiches Wirken große Verdienste um die medizinische Forschung erworben, sagte die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Er habe als hochkompetenter und stets engagierter Arzt zahlreichen tödlich erkrankten Patienten das Leben gerettet. Nun ist er selbst mit 68 Jahren aus dem Leben geschieden. Pfreundschuh hinterlässt eine Ehefrau und drei erwachsene Kinder. Professor Hans Köhler, der ehemalige Ärztliche Direktor des Uniklinikums, der mit Michael Pfreundschuh freundschaftlich verbunden war, betrauert den Tod seines Kollegen außerordentlich: „Er war ein hervorragender Wissenschaftler, ein fleißiger, ehrgeiziger und unermüdlich forschender Arzt, der innerhalb des Uniklinikums stets eine klare Linie vertrat“. Pfreundschuh sei „wissenschaftlich hervorragend“ gewesen, sein Tod sei ein großer Verlust für das Saarland.

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