Patienten sollen Ärzte benoten

Saarbrücken. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Saarlandes wünscht, dass sich ihre Mitglieder im Internet durch die Patienten bewerten lassen. Das hat am Freitag KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann unserer Zeitung bestätigt. Hauptmann sagte, dass es solche Bewertungen im Internet schon seit geraumer Zeit für andere Berufsgruppen gebe, etwa für Lehrer

 Anders als hier sollen demnächst Patienten die Mediziner auf Herz und Nieren prüfen. Foto: SZ

Anders als hier sollen demnächst Patienten die Mediziner auf Herz und Nieren prüfen. Foto: SZ

Saarbrücken. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Saarlandes wünscht, dass sich ihre Mitglieder im Internet durch die Patienten bewerten lassen. Das hat am Freitag KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann unserer Zeitung bestätigt.

Hauptmann sagte, dass es solche Bewertungen im Internet schon seit geraumer Zeit für andere Berufsgruppen gebe, etwa für Lehrer. "Der Arzt wird nachschauen müssen, ob er gute oder schlechte Noten bekommt - und warum er so bewertet wird", führte Hauptmann weiter aus. Allerdings sei noch nicht klar, ob die KV des Saarlandes ein eigenes Portal zur Verfügung stellt oder den Patienten die Empfehlung gibt, ihre Bewertungen in bereits bestehenden Ärzte-Portalen zu notieren. "Wir brauchen ja das Rad nicht neu zu erfinden", meinte der KV-Chef, der eher zu einem Einstieg in bereits bestehende Portale neigt, weil entsprechende Angebote sich meist über Werbung finanzierten: "Aber das dürfen wir ja nicht." Jedenfalls sollte die entsprechende Entscheidung in den nächsten zwei Monaten getroffen werden, heißt es.

Hauptmann findet die Rückmeldung der Patienten im Internet wichtig. Denn es sei ein sehr großer Unterschied, ob da stehe, dass die "Praxis sauber war" und der "Arzt viel Zeit für mich hatte" anstelle von: "Der Arzt hat gar nicht zugehört." Insofern müsse man sich einer solchen Bewertung stellen, "im Bösen wie im Guten". Dennoch ersetze eine Benotung der Praxis noch lange kein Qualitätsmanagement, so Hauptmann.

Der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU) begrüßte die Initiative der KV. Es sei eine gute Sache, Transparenz für die Patienten zu schaffen, die sich einen Überblick über Ärzte und deren Reputation verschaffen wollten. Offenheit sei wichtig, um Vertrauen zu erhalten und zu stärken. Wichtig sei allerdings, dass in dem entsprechenden Internetforum auch darauf hingewiesen wird, dass es sich um "subjektive Momentaufnahmen von einzelnen Patienten" handele. Doch auch individuelle Eindrücke könnten Patienten helfen, sich einen ersten und groben Überblick zu verschaffen. Trotzdem müsse sichergestellt werden, dass die Einträge nicht von Einzelnen manipuliert oder gesteuert werden könnten, so Hecken.

Auch Armin Lang, SPD-Gesundheitspolitiker und Leiter des Ersatzkassen-Verbandes im Saarland, bewertet den Ansatz der Kassenärztlichen Vereinigung positiv: "Dass Patienten Ärzte bewerten können, ist nicht die schlechteste Idee." Gleichzeitig warnt er aber davor, die Ärzte-Benotung zu hoch zu bewerten. Denn der Patient könne oft nicht einschätzen, "ob das, was der Arzt macht, medizinisch richtig ist". Insofern ersetze die Benotung im Internet nicht das Qualitätsmanagement in der Praxis oder die medizinische Weiterbildung. Lang zog auch einen Vergleich mit der Bewertung von Kliniken: "Für den Patienten ist ein Krankenhaus schwach, wenn das Essen nicht gut ist." Das sage also nicht viel aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort