Schaumberg Mit Pfeil und Bogen auf Wandertour

Tholey · Der Schaumberg ist um eine Attraktion reicher. Dort gibt es jetzt auch einen vier Kilometer langen Parcours für Bogenschützen. Wir haben ihn getestet.

 SZ-Redaktionsmitglied Dennis Langenstein zielt auf dem sogenannten 3D-Parcours für Bogenschützen auf Büffel aus Kunststoff. Der Parcours besteht aus 33 Stationen mit insgesamt 130 Tierattrappen.

SZ-Redaktionsmitglied Dennis Langenstein zielt auf dem sogenannten 3D-Parcours für Bogenschützen auf Büffel aus Kunststoff. Der Parcours besteht aus 33 Stationen mit insgesamt 130 Tierattrappen.

Foto: Dennis Langenstein

Mit Pfeil und Bogen im Selbstversuch. Anfang Juli hat ein 3D-Parcours für Bogenschützen am Schaumberg eröffnet. Zuletzt hatte ich Pfeil und Bogen mit vielleicht acht Jahren in der Hand. Eher ein Flitzebogen als ein Sportgerät. Beides aus Plastik und von der Kirmes. Nun stehe ich bei strahlendem Sonnenschein auf einer Wiese. Vier Kilometer Strecke mit insgesamt 33 Stationen und 130 Tierattrappen, die mir als Zielscheiben dienen werden, liegen vor mir. Zuvor habe ich mir einen Köcher mit Pfeilen umgeschnallt, und man hat mir einen Bogen gegeben. Neben mir steht David Kossmann. Er hat mit vielen Helfern den Parcours aus dem Boden gestampft und ist versierter Bogenschütze. Im nächsten Jahr könnte der Saarländer sogar in die Nationalmannschaft der 3D-Bogenschützen einziehen, erklärt er.

Der Profi zeigt mir nun, wie ich zu stehen habe. Wie man einen Bogen hält und den Pfeil einspannt. Da ich allerdings noch nie mit einem echten Bogen geschossen habe, suche ich zuvor alle Himmelsrichtungen ab, damit bei einem Missgeschick kein Lebewesen mein Opfer wird. „Vor der Eröffnung waren Ortspolizei und ein Prüfer hier, die die Anlage auf ihre Sicherheit in Augenschein nahmen“, erklärt Kossmann. Allerdings gibt es Regeln, an die sich jeder Schütze halten muss. So sind etwa absichtliche Schüsse in die Luft oder auf Pflanzen strengstens untersagt. Es darf nur bei Tageslicht geschossen werden. Und vor dem Schuss muss man sich versichern, dass eben nichts Lebendiges in Gefahr gerät. Wer sich nicht daran hält, bekommt Hausverbot.

Mein erstes Ziel ist eine Gams, allerdings aus Schaumstoff. Sie sieht zwar einigermaßen echt aus, aber eben nicht täuschend echt. Zumal wohl kein Tier in freier Wildbahn Zielringe auf sich trägt. Der erste Pfeil geht daneben. Wäre mein Ziel echt, hätte es sich davongemacht. So wartet die Schaumstoff-Zielscheibe geduldig auf meinen nächsten Versuch. Mein Jagdtrieb geht normaler­weise nicht über Stechmücken hinaus, und das bleibt auch nach dem ersten Schuss so. Es steigt nur der Ehrgeiz zu treffen. Warum eigentlich nicht normale Zielscheiben? Die Herausforderung wäre wahrscheinlich dieselbe. „Die Auflage einer normalen Zielscheibe würde recht schnell zerfleddern und müsste im Gelände oft ausgewechselt werden“, erklärt Kossmann. Und: „Ein Schütze nimmt das 3D-Ziel auch rein als Zielscheibe wahr.“ Und tatsächlich haben einige andere, die an diesem Tag ihrem Hobby nachgehen, kleine Ferngläser dabei, mit denen sie nach den in den Schaumstoff eingestanzten Trefferfeldern suchen. Ich spreche einen weiteren Schützen auf die Tierattrappen an. Er rollt mit den Augen. „Das sind keine Tiere, sondern Zielscheiben“, sagt er. Die Trefferfelder müssen auch nicht zwangsläufig auf dem Schaumstoff-Tier sein. Ein paar Stationen weiter sind übergroße künstliche Mist-Käfer zu sehen. Punkte gibt es hier unter anderem, wenn man den Pfeil in die Kugeln jagt, die sie vor sich her zu rollen scheinen.

„Eine Scheibe pro Station hätte eigentlich gereicht. Doch wir wollen hier kleine Geschichten erzählen“, erklärt Kossmann. So bauen etwa ein paar Biber an ihrer Burg. Ein Puma sitzt bereit zum Sprung auf Rotwild, und ein Krokodil hat sich ein Wildschwein geschnappt. Es hält ein Stück Schinken im Maul. „Der Schinken gibt keine Punkte, ist für einen Spaßschuss aber eine nette Herausforderung“, sagt Kossmann. Ich treffe zwei Mal den Schinken, das Krokodil bleibt unversehrt.

Unter den Besuchern des Parcours sind nicht nur Bogenschützen, sondern auch zahlreiche Wanderer, teilweise mit Kindern, die sich die Attrappen und Szenerien einfach nur anschauen wollen. „Wir sind noch nicht ganz fertig. Einige Bänke fehlen noch, und in den ein oder anderen abgestorbenen Baum will ich noch das Gesicht eines Waldschrates schnitzen. Zudem sollen noch Flyer über die verschiedenen Tierarten an den 33 Stationen aufklären“, erklärt der Vater der saarländischen Bogenparcours, der zusammen mit Vereinsmitgliedern, Freunden und Helfern bereits mehrere Tonnen Material auf den Schaumberg verbaut hat. Auch an den Wegen gibt es kaum etwas auszusetzen. Auch weitere Ziele sollen noch aufgestellt werden. Am Schluss sollen insgesamt 150 Figuren auf dem gesamten Parcours stehen.

 Die Pfeile haben ein Stück Schaumstoff-Fleisch im Maul eines künstlichen Krokodils getroffen.

Die Pfeile haben ein Stück Schaumstoff-Fleisch im Maul eines künstlichen Krokodils getroffen.

Foto: Dennis Langenstein

Doch einen Wermutstropfen gab es bereits. „Am Eröffnungstag wurden fünf Hasen und ein Maderhund gestohlen“, sagt Kossmann. Vielleicht nahm sie ein Schütze mit, vielleicht jemand, der seiner Freundin etwas schenken wollte, mutmaßt er. Oder sie wurden an anderer Stelle einfach wieder in die freie Wildbahn entlassen, denke ich mir. Darüber freuen kann sich der Schaumstoff allerdings nicht. Nach dem Parcours bin ich trotz Pause erstmal etwas erschöpft. Im Gedächtnis bleibt mir die abwechslungsreiche Landschaft und die wunderbare Aussicht. Mein Jagdtrieb blieb allerdings unverändert. Auch weiterhin müssen sich nur Stechmücken vor mir fürchten. Allerdings nur, wenn sie mir zu nahe kommen.

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