Packende Bilder einer dunklen Zeit

Saarbrücken. Eine spannende Ausgabe seiner "Saargeschichten. Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte" hat der Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes Ende kürzlich für vier Euro auf den Markt gebracht. Vor allem der Beitrag des Landesarchivars Paul Burgard über den bevorstehenden 75. Jahrestag der ersten saarländischen Volksabstimmung am 13

Saarbrücken. Eine spannende Ausgabe seiner "Saargeschichten. Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte" hat der Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes Ende kürzlich für vier Euro auf den Markt gebracht.

Vor allem der Beitrag des Landesarchivars Paul Burgard über den bevorstehenden 75. Jahrestag der ersten saarländischen Volksabstimmung am 13. Januar 1935 hat es in sich. Bisher unbekanntes Bildmaterial in hervorragender Qualität aus dem Landesarchiv und dem Archiv des Historischen Vereins schmücken einen dringenden Appell Burgards an die Historiker-Zunft, die immer noch einer Antwort harrenden entscheidenden Fragen zu klären: "War es eine Entscheidung nur für Deutschland und sonst nichts? Oder ein nationales Votum trotz Hitler? Vielleicht sogar ein bewusstes Bekenntnis zum neuen nationalsozialistischen Deutschland, heim ins Reich, also gerade wegen Hitler?" Burgard beklagt, dass sich offenbar niemand mehr für dieses Thema interessiert, außer einer einsamen WDR-Journalistin, die an einem Beitrag für die verdienstvolle Radiosendereihe "Zeitzeichen" bastele.

Die magischen Fotos, etwa des nationalistischen Ex-Reichskanzlers Franz von Papen, der am 13. Januar 1935 auf seinem Landgut in Wallerfangen im Schnee einem Enkel die Hand reicht, die Hakenkreuzfahnen in der Saarbrücker Bahnhofstraße nach dem Sieg der Heim-ins-Reich-Front selbst an jüdischen Geschäften oder das Bild der langen Schlange von Menschen, die frierend nur mit dem Koffer in der Hand dem Saargemünder Bahnhof zuströmen, um dem Saarland vielleicht für immer den Rücken zu kehren, müssten Erkenntnislust freisetzen.

Hervorzuheben in dieser Ausgabe der Saargeschichten ist auch der Beitrag von Irmgard Christa Becker ("Geschossene Argumente") über das Pistolenduell der Bürgermeister von St. Johann, Dr. Paul Alfred Neff, und (heute Alt-)Saarbrücken, Friedrich Wilhelm Feldmann, am 22. Oktober 1894 in der Nähe der Simbach Mühle, das beide unbeschadet überlebten. Da ging es nur um verletzte Mannesehre, die heutige (Un-)Kultur männlicher Kurden, Albaner oder Sizilianer ist also gar nicht so fern von uns.

Ferner von Interesse die Rede von Peter Neumann über das Lebenswerk von August Schleiden "Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken", und die Hebung des Schatzes Saarbrücker Hauptfriedhof durch Rainer Knauf, der dieses Gräberfeld als "bedeutendes künstlerisches und kulturelles Sepulkraldenkmal" beschreibt. Und einen gesellschaftlichen Rückhalt für die Erhaltung dieses Denkmals gegen die zersetzerischen Tendenzen, die Urnenwände und Pyramiden hervorrufen, zu Recht anmahnt.

Das Saarland in der Zeit der Volksabstimmung 1935 steht auch am 7. Januar im Mittelpunkt eines Filmabends im Saarbrücker Kino Achteinhalb. Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Peter Imandt Gesellschaft wird die SR-Dokumentation "Hitler bekommt die Saar nicht!" von 1982 gezeigt. Beginn: 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

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