Alt-Saarbrücken. Komfortable Häuser, prächtige Gärten und große Garagen gibt es in Alt-Saarbrücken. Aber auch Straßen, in denen die Hälfte der Bewohner nicht in Deutschland geboren ist, in denen viele arbeitslos sind und drei Viertel der Kinder von Hartz IV leben müssen. Für diese Menschen ist das Stadtteilbüro Alt-Saarbrücken in der Gersweilerstraße da. Eine feste Anlaufstelle für viele "Stammkunden" ist das farbenfroh und modern eingerichtete "Café Schniss" im Erdgeschoss, wo man für 3,70 Euro ein Mittagessen bekommt, für wenig Geld etwas trinken oder sich ganz ohne Konsumzwang aufhalten kann. Hier können Menschen miteinander ins Gespräch kommen, in der Computerecke im Internet surfen oder sich aus dem Bücherregal eine spannende Lektüre holen. Fünf Frauen sorgen für das Wohl der Gäste. Sie haben als Ein-Euro-Jobberinnen im Café Schniss wieder eine sinnvolle Beschäftigung. Sozialberaterin Ursula Klein verbringt viel Zeit im Café Schniss. Sie hat ein offenes Ohr für die kleinen und großen Sorgen der Gäste, hilft mit Rat und Tat und bisweilen auch mit mütterlicher Strenge, wenn es darum geht, nach einem Rückschlag wieder auf die Beine zu kommen. Wer sich mit Thomas Hippchen, Leiter des Stadtteilbüros Alt-Saarbrücken, unterhält, merkt schnell: Die Palette der Themen, mit denen sich die sechs festangestellten Mitarbeiter des Stadtteilbüros beschäftigen, ist groß: Sozialberatung, vorbeugende Arbeit mit gefährdeten Kindern, Kulturangebote und die Herausgabe einer eigenen Stadtteilzeitung ("Alt-Saarbrigger Schniss") gehören ebenso dazu wie Initiativen zur Stadtteilentwicklung. So ist das Stadtteilbüro etwa Mitglied einer Arbeitsgemeinschaft, die sich mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) mit der Frage beschäftigt, wie man mehr Studenten nach Alt-Saarbrücken locken könnte. Auch die direkte Beteiligung der Bürger an der Weiterentwicklung ihres Viertels ist dem Stadtteilbüro wichtig. So wurden etwa im Vorfeld der geplanten Neugestaltung des Spielplatzes Komturstraße Kinder und Eltern nach ihren Wünschen befragt. "Der Spielplatz in der Komturstraße und der Alte Friedhof sind die einzigen Grünflächen in diesem Bereich von Alt-Saarbrücken", sagt Thomas Hippchen. Doch Schulen und Mitarbeiter von Behörden nutzen große Flächen als Parkplätze, diese stehen für die Anwohner deshalb nicht zur Verfügung. Damit der nachbarschaftliche Kontakt trotz weniger Freiflächen nicht zu kurz kommt, organisiert das Stadtteilbüro gemeinsam mit anderen Akteuren regelmäßig Nachbarschaftsfeste. Die nächste Fete, das "Johannisfest", steigt am 12. September, ab 14 Uhr, auf dem Spielplatz am Alten Friedhof in der Komturstraße. Auch Kulturveranstaltungen holt das Stadtteilbüro nach Alt-Saarbrücken. So nahm etwa das Straßentheaterfestival "Sommerszene" die Deutschherrnkapelle in der Moltkestraße auf Anregung des Stadtteilbüros in die Reihe seiner Spielstätten auf. Denn viele Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen, trauten sich nicht, Kulturangebote in der Innenstadt zu nutzen, weiß Hippchen. "Deshalb versuchen wir, auch hier vor Ort etwas anzubieten". Das Hauptaugenmerk von Thomas Hippchen und seinen Kollegen liegt jedoch auf den Existenzsorgen der Menschen. "Es gibt Familien, die seit Generationen in Armut leben, und sich daran gewöhnt haben. Es gibt aber auch Menschen, die durch Krankheit oder Arbeitsplatzverlust in Armut geraten sind und versuchen, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, oder zumindest für ihre Kinder kämpfen wollen." In Alt-Saarbrücken gibt es Straßen, in denen Eltern darauf hoffen, dass es ihren Kindern einmal besser gehen wird.

Auf einen BlickStadtteilbüro Alt-Saarbrücken, Gersweilerstraße 7, Tel. (0681) 5 12 52. Öffnungszeiten Café Schniss: montags bis donnerstags von neun bis 17 Uhr, freitags von neun bis 14 Uhr. rae