"Nie den Kopf hängen lassen"

St. Ingbert. Alois Theis aus St. Ingbert, Jahrgang 1937, hat seinen Vater Michel noch gut in Erinnerung. Kurz bevor dieser im November 1944 mit 29 Jahren bei Metz starb, mutmaßlich durch den Schuss eines amerikanischen Scharfschützen, hatte ihn der damals siebenjährige Sohn mit seiner Mutter besuchen dürfen

 Alois Theis (rechts) zeigt den Schülern Jessica Fischer, Michelle Rau, Salvatore Gelati, Timo Schmidt und Projektleiter Werner Hillen (von links) alte Fotos. Foto: Becker&Bredel

Alois Theis (rechts) zeigt den Schülern Jessica Fischer, Michelle Rau, Salvatore Gelati, Timo Schmidt und Projektleiter Werner Hillen (von links) alte Fotos. Foto: Becker&Bredel

St. Ingbert. Alois Theis aus St. Ingbert, Jahrgang 1937, hat seinen Vater Michel noch gut in Erinnerung. Kurz bevor dieser im November 1944 mit 29 Jahren bei Metz starb, mutmaßlich durch den Schuss eines amerikanischen Scharfschützen, hatte ihn der damals siebenjährige Sohn mit seiner Mutter besuchen dürfen. Sein Vater, ein Bergmann und lebensfroher Akkordeon-Spieler, sei kein überzeugter Soldat gewesen, er habe sich auf den Tag der Heimkehr gefreut, berichtet Theis den Schülerinnen und Schülern der Friedrichsthaler Edith-Stein-Schule und Lehrer Werner Hillen.Sie sind im Rahmen des Schulprojektes "Spurensuche" nach St. Ingbert gekommen, um vom Zeitzeugen Theis zu lernen. Ziel des Projektes, das maßgeblich vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) getragen wird: die Schrecken von Krieg und Verfolgung nie zu vergessen, und zwar durch die Beschäftigung mit Einzelschicksalen.

Alois Theis erzählt, dass zu seiner Schulzeit "nie über den Krieg gesprochen wurde", in dem zur selben Zeit die Väter der Schüler kämpften. Auch viele junge Lehrer waren eingezogen, so dass die Kinder von älteren Pädagogen unterrichtet wurden. Bergmann Michel Theis wurde übrigens mehrfach vorübergehend von Wehrpflichten entbunden und heimgeholt, weil er auf der Grube Reden gebraucht wurde. Nach dem Krieg bekam die Mutter Josefine, geborene Lavall, von der Gemeinde ein Baugrundstück geschenkt. Mit Hilfe von Familie und Nachbarn baute sie das Haus, in dem Sohn Alois bis heute lebt. Mit Ehefrau Annemarie feiert er bald Goldene Hochzeit. Die Mutter war eine tapfere Frau, sie ging putzen, um das Haus abzubezahlen.

"Sie hat nie geklagt, nie viel gesprochen und wohl nie geglaubt, dass ihr Mann tot ist", sagt der Sohn. Oft fuhr sie mit den Söhnen (Alois hat noch einen Bruder) auf den Soldatenfriedhof in Andilly zum Grab des Vaters. Mit 55 Jahren starb sie an Krebs. "Sie hat sich kaputtgeschafft", haben die Leute gesagt. Alois Theis hat sich von dieser Haltung beeindrucken lassen. "Man soll nie den Kopf hängen lassen", ist ein Leitspruch. Bis heute fährt er mit der Familie zur würdevollen Gedenkstätte nach Andilly, gern verbunden mit einem Bummel in Metz. Der Friedhof sei perfekt gepflegt, das Personal nett und hilfsbereit, versichert er.

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