Nicht nur Denkmäler zeugen von Geschichte Linksfraktion im Stadtrat kritisiert Grewenig

Völklingen. Nein, sagt Meinrad Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, sein Votum dafür, den Stadtteilnamen "Hermann-Röchling-Höhe" unverändert zu lassen, sei nicht parteipolitisch motiviert. Und: "Denen, die aus Gewohnheit den Namen beibehalten wollen, möchte ich nicht das Wort reden

 Hochofengruppe im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, von der Aussichtsplattform am Winderhitzer 5 aus gesehen. Foto: Döpke

Hochofengruppe im Weltkulturerbe Völklinger Hütte, von der Aussichtsplattform am Winderhitzer 5 aus gesehen. Foto: Döpke

Völklingen. Nein, sagt Meinrad Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, sein Votum dafür, den Stadtteilnamen "Hermann-Röchling-Höhe" unverändert zu lassen, sei nicht parteipolitisch motiviert. Und: "Denen, die aus Gewohnheit den Namen beibehalten wollen, möchte ich nicht das Wort reden." Die Diskussion sei "richtig", sie mache etwas bewusst, "das im Hintergrund gelegen hat".Doch für ihn stehe das Völklinger Weltkulturerbe im Mittelpunkt - mit dem sei der Stadtteilname nun mal eng verbunden, er gehöre zu den Spuren der Hüttengeschichte im Stadtbild. Und damit zur "Pufferzone" ums Völklinger Welterbe.

Was das heißt? "Wir sind ein Weltkulturerbe nach altem Standard", sagt Grewenig; heute fordere die Unesco viel mehr als damals, ehe sie eine Stätte aufnehme in die Welterbe-Liste. Unter anderem müsse eine Pufferzone um die Stätte ausgewiesen werden, ein Raum, der zwar außerhalb des Welterbes liege, aber dessen Schutz diene und entsprechenden Regeln unterliege. "Wir sind im Moment dabei, das nachzuweisen", sagt Grewenig. Diese Pufferzone müsse im Konsens hergestellt werden; "unsere Partner sind dabei die Stadt Völklingen, Saarstahl und andere Nachbarn". Die Pufferzone sei aber nicht nur räumlich zu verstehen, sie habe auch einen ideellen Teil ("die Geschichte materialisiert sich ja nicht nur in ihren Denkmälern"): historische Identität, Spuren, Erinnerung an die Vergangenheit des Welterbes, inklusive negativer Seiten: "Wir müssen ja unser aktuelles Verhältnis dazu entwickeln."

Greife die Politik ein ins Welterbe oder in dessen Pufferzone, so sei das zu respektieren, "selbstverständlich ist das politisch legitimierte Organ in seiner Entscheidung autonom". Aber es könne Konsequenzen haben fürs Welterbe - Grewenig erinnert ans Elbtal, das wegen eines Brückenbaus aus der Unesco-Liste gestrichen wurde. Lässt sich eine Stadtteil-Umbenennung damit vergleichen? Wie groß ist das Risiko, durch einen Eingriff in die "ideelle Pufferzone" den Welterbe-Status zu verlieren? "Das kann ich nicht einschätzen", antwortet Grewenig; "wir haben um ein Gutachten dazu gebeten." Allgemeine Regeln für Pufferzonen gebe es nicht, man müsse sie für jede Erbe-Stätte eigens entwickeln.

Für Völklingen sei das in Arbeit, binnen fünf Jahren werde es wohl Ergebnisse geben. Was man dabei sicher leisten müsse, sei, "Hermann Röchling in seinem Wirken umfassend zu bewerten - auch die Tatsache, dass er ein Kriegsverbrecher war". In der Hütte soll das auf jeden Fall sichtbar gemacht werden. Und auch, schlägt Grewenig vor, direkt "am benannten Ort" - im Stadtteil Hermann-Röchling-Höhe. Völklingen. Klaus Degen, Vorsitzender der Linken-Fraktion im Völklinger Stadtrat, hat Grewenig beim Streit um den Stadtteilnamen "Hermann-Röchling-Höhe" ein "merkwürdiges Geschichtsverständnis" vorgeworfen. Grewenig hatte erklärt, der Völklinger Stadtrat habe 1956 mit der Stadtteil-Umbenennung zur "Hermann-Röchling-Höhe" ein "immaterielles Denkmal" geschaffen, das es im Kontext des Weltkulturerbes Völklinger Hütte zu erhalten gelte. Degen hält nun dagegen, bei der jetzt geplanten Umbenennung gehe es ja gerade darum, dem Stadtteil den Namen zurückzugeben, den er zur Zeit Hermann Röchlings getragen habe. Falsch sei auch Grewenigs Aussage, dass sich mit Gemarkungs-Benennungen keine Ehrung verbinde: 1956 habe der Stadtrat Hermann Röchling ausdrücklich ehren wollen, wie man im Sitzungsprotokoll nachlesen könne. dd

Foto: Oliver Dietze

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