Neunkircher Kriminalisten in Vorreiterrolle

Neunkirchen. Die Kriminalitätsbekämpfung optimal organisieren und den Servicegedanken im Sinne einer Bürgerpolizei ausbauen - das sind für Thomas Dräger-Pitz zwei wichtige Aufgaben bei der Polizeiinspektion Neunkirchen

 Polizeioberrat Thomas Dräger-Pitz im Gespräch mit den SZ-Redakteuren Heike Jungmann, Manfred Krause und Gunther Thomas. Foto: Willi Hiegel

Polizeioberrat Thomas Dräger-Pitz im Gespräch mit den SZ-Redakteuren Heike Jungmann, Manfred Krause und Gunther Thomas. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Die Kriminalitätsbekämpfung optimal organisieren und den Servicegedanken im Sinne einer Bürgerpolizei ausbauen - das sind für Thomas Dräger-Pitz zwei wichtige Aufgaben bei der Polizeiinspektion Neunkirchen. Der Polizeioberrat hat in seinen ersten vier Monaten als Inspektionschef in Neunkirchen Anstöße für diese Entwicklung gegeben, die ihn auch in den nächsten Jahren begleiten wird. Letzteres trifft auch zu auf die Polizeireform und ihre organisatorischen Anforderungen. Diese hätten für ihn und seinen Stellvertreter, den Ersten Kriminalhauptkommissar Helmut Berg, bisher keinen Beschäftigungsmangel zur Folge gehabt, bilanziert Dräger-Pitz im SZ-Gespräch.Dräger-Pitz und Berg, die sich als Tandem an der Spitze der Neunkircher Polizeiarbeit verstehen, können darauf verweisen, dass Neunkirchen in Sachen Kriminalitätsbekämpfung eine Art Vorreiterrolle im Land spielt. Seit 1. Oktober gibt es in der Falkenstraße den "regionalisierten Kriminalitätsdienst", der die "mittlere Kriminalität" aufklären soll. Eine Art Pilotprojekt sei Neunkirchen damit, meint Dräger-Pitz, der Dienst solle später flächendeckend im Land eingeführt werden. Für die Fälle schwerer Kriminalität wie Mord, Totschlag, Brandstiftung bleibt die Direktion 2 des Landespolizeipräsidiums zuständig. Integriert in den Neunkircher Kriminaldienst ist eine von Helmut Berg ins Leben gerufene "Tatort-Gruppe" - sechs Leute, die rund um die Uhr eine qualifizierte Tatort-Aufklärung gewährleisten. Ein weiteres Anliegen, nämlich das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken, wird den Polizeichef vielleicht noch etwas Überzeugungsarbeit kosten. "Wir müssen als Dienstleistungsunternehmen Polizei dem Bürger vermitteln, dass man sich um ihn kümmert", formuliert Dräger-Pitz seinen Anspruch. Dies gelte ganz besonders, wenn sich beispielsweise jemand als Opfer eines Einbruchs im Ausnahmezustand befindet.

Neunkirchen habe aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur - Stichworte: sozial Benachteiligte, hoher Migrationshintergrund, hohe Jugendarbeitslosigkeit - eine höhere Wahrscheinlichkeit für nicht gesetzeskonformes Verhalten als andere Mittelstädte. Damit begründet Dräger-Pitz, dass die Kreisstadt bei der Rate der Straftaten eine führende Rolle spielt. Bei ihm selbst sind die Vorgänge in Neunkirchen nach deutschen Spielen bei der Fußball-Europameisterschaft haften geblieben. "Ein Forum für Randale", sagt er, "da müssen wir uns für die Zukunft echt was überlegen". Auch in saarländischer Form greift der Fußball in seine personellen Möglichkeiten ein: So muss die Inspektion Neunkirchen bei so genannten "Rotspielen" (höchste Gefährdungsstufe für Randale, etwa bei Spielen des 1. FC Saarbrücken) 24 Kollegen für die dann eingesetzte Sondereinsatz-Hundertschaft abstellen.

Ein zweiter Knackpunkt in Dräger-Pitz' bisheriger Amtszeit: Die Gullydeckel-Würfe von der Autobahnbrücke. Hier schöpfe man alle Möglichkeiten zur Aufklärung aus.

Eine große Herausforderung der nächsten Jahre ist für den Polizeioberrat das, was er als "Professionaliserung der Intervention" bezeichnet. Darunter versteht er einen Organisationsablauf, der den steigenden Anforderungen gerecht wird. "Wenn es dabei gerecht zugeht, sind die Kollegen auch bereit, eine Schippe draufzulegen", sagt Dräger-Pitz. Ein Schritt in die richtige Richtung war da, als es ihm gelungen ist, bei den Verantwortlichen in Saarbrücken in diesem Jahr fünf zusätzliche Kollegen "loszueisen".

Auf einen Blick

Die Polizeiinspektion Neunkirchen, zu der die Polizeiposten Ottweiler und Spiesen-Elversberg zählen, hat derzeit 144 Mitarbeiter. Die meisten sind im Wach- und Streifendienst tätig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort