Neunkircher Häftlinge ziehen um

Neunkirchen/Ottweiler. Vermutlich im Sommer wird die Neunkircher Justizvollzugsanstalt (JVA) in der Knappschaftsstraße geschlossen. Aufgeben will das Justizministerium das Gebäude, das dem Land gehört, jedoch nicht. "Es wird als Reserve vorgehalten, falls die Gefangenenzahlen weiter steigen

 Voraussichtlich ab Sommer wird die Haftanstalt in der Neunkircher Knappschaftsstraße leer stehen. Foto: Willi Hiegel

Voraussichtlich ab Sommer wird die Haftanstalt in der Neunkircher Knappschaftsstraße leer stehen. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen/Ottweiler. Vermutlich im Sommer wird die Neunkircher Justizvollzugsanstalt (JVA) in der Knappschaftsstraße geschlossen. Aufgeben will das Justizministerium das Gebäude, das dem Land gehört, jedoch nicht. "Es wird als Reserve vorgehalten, falls die Gefangenenzahlen weiter steigen. Das Gebäude wird nicht genutzt, aber auch nicht verkauft", sagt Thomas Diehl, Sprecher des saarländischen Justiz-Ministeriums. "Endgültig aufgeben" will das Ministerium voraussichtlich das Gebäude der JVA St. Ingbert. Insgesamt gibt es im Saarland 150 Häftlinge im offenen Vollzug an den Standorten St. Ingbert, Neunkirchen und Saarlouis.Wegen der steigenden Gefangenenzahl werde in der JVA Saarbrücken ein neues Hafthaus gebaut, das im Mai fertig sein soll. Dorthin sollen die 80 erwachsenen Häftlinge aus der JVA Ottweiler verlegt werden, so dass Plätze für die 100 Häftlinge im offenen Vollzug aus St. Ingbert und Neunkirchen frei werden. Bislang befinden sich in der Ottweiler JVA 100 Jugendliche und 80 Erwachsene. Nach der Verlegung wird die JVA Ottweiler eine Anstalt für offenen und Jugendstrafvollzug sein. Die Beamten werden ebenfalls nach Saarbrücken oder Ottweiler versetzt.

Als Grund für die Schließung der beiden JVA nennt das Ministerium unter anderem Kosteneinsparungen. "Dadurch, dass wir zwei Einrichtungen in eine dritte integrieren, sparen wir natürlich", so Diehl. Ein weiterer Grund sei aber auch, dass die Infrastruktur und die Haftbedingungen in Ottweiler besser seien. Mit 180 Inhaftierten stünden dort im Vergleich zu kleinen Anstalten mit 50 Häftlingen genügend Sozialarbeiter oder Psychologen zur Verfügung, sagt Diehl. Zudem gebe es für jeden Häftling Ein-Bett-Zellen. In St. Ingbert seien Drei- und Vier-Mann-Zellen keine Seltenheit, sagt Pascal Jenal, Leiter der JVA Ottweiler. "Die dortigen Haftbedingungen sind nicht wünschenswert." In Neunkirchen gebe es zudem keine Gemeinschaftsräume. In Ottweiler dagegen leben die Gefangenen in Wohngruppen mit Freizeit- und Fitnessraum.

Diejenigen, die draußen einer Arbeit nachgehen, müssen von Ottweiler aus an ihre Arbeitsstellen gefahren werden. "Das ist eine logistische Herausforderung, die wir lösen müssen", sagt Diehl. Allerdings betreffe das nur einen geringen Teil der Häftlinge im offenen Vollzug. Das Gros bliebe wie normale Häftlinge in der Anstalt, die Haftbedingungen seien jedoch weniger streng.

Auch vom Sicherheitsgrad sei die JVA Ottweiler besser geeignet, so Diehl weiter. "Wir haben seit einiger Zeit eine neue Zaunanlage. Der Sicherheitsstandard ist hier besser als in Neunkirchen oder St. Ingbert", bestätigt Jenal. Zudem weist er darauf hin, dass viele Häftlinge im offenen Vollzug gar keine Freigänger seien. "Der Begriff offener Vollzug suggeriert, dass Gefangen rein- und rausgehen können. Doch viele Häftlinge sind gar nicht lockerungsberechtigt", erläutert Jenal. Weil sie zum Beispiel Alkoholprobleme hätten oder Fluchtgefahr bestünde. In Neunkirchen wie auch in Ottweiler gebe es nur wenig Freigänger, die meisten befänden sich in St. Ingbert.

"Für viele Häftlinge bedeutet das

eine deutliche Verbesserung."

Pascal Jenal, Leiter

der JVA Ottweiler

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