Saar-Regierung Neues Spiel, neues Glück – Harmonie in Schwarz-Rot

Saarbrücken · Das neue saarländische Regierungs-Führungs-Duo vermied beim ersten großen gemeinsamen Auftritt Konfrontationen.

 Hatten da zwei den selben TV-Trainer? Anke Rehlinger und Tobias Hans harmonisch bis in die letzte Handbewegung hinein. Auch inhaltlich lief vieles synchron.

Hatten da zwei den selben TV-Trainer? Anke Rehlinger und Tobias Hans harmonisch bis in die letzte Handbewegung hinein. Auch inhaltlich lief vieles synchron.

Foto: Oliver Dietze

Personalbrüche bergen immer auch Chancen für den politischen Gegner. Und das Beraterteam rund um die designierte SPD-Landesparteichefin Anke Rehlinger hat dem Vernehmen nach bereits den Startschuss für ein neues Profilierungs- und Abgrenzungs-Rennen innerhalb der Saar-Groko gegeben. Auf die Plätze, fertig, los, gleich beim ersten gemeinsamen medialen Auftritt in der neuen Rollen-Konstellation, im Saartalk-Studio auf dem Halberg? So schnell geht’s dann doch nicht mit dem Kampfmodus. Selbst wenn Ministerpräsident Tobias Hans (40) und seine Stellvertreterin Anke Rehlinger (41) 2022 bei der Landtagswahl wahrscheinlich als Spitzenkandidaten gegeneinander antreten werden. Gestern jedoch war erst mal die Mannschaftspiel-Tonart gefragt, keine Temperaments-Ausbrüche und keine verbalen Zuspitzungen.

 Tobias Hans (CDU) und Anke Rehlinger (SPD).

Tobias Hans (CDU) und Anke Rehlinger (SPD).

Foto: SZ/Peter Stefan Herbst/Peter Stefan Herbst

Wer das letzte angespannte Saartalk-Duell von Rehlinger mit Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kurz vor dem Wahlsonntag im März 2017 noch in Erinnerung hat, erlebte jetzt ein Kontrastprogramm, ein moderates, entspanntes, auch sehr authentisches Miteinander. Rehlinger, die man angriffsfreudig kennt, meinte zwar während der Sendung, sie gebe grundsätzlich und weiter Gas. Doch mit der Faust pochte sie beim Saartalk nur einmal auf den Tisch, als sie beim Thema Landessportverband-Skandal, der neben Eugen Roth (SPD) vordringlich CDU-Politiker belastet, Kontrollverlust kritisierte: „So geht das nicht!“

Weitere Groko-Konfliktthemen packte weder sie noch Hans auf den Tisch, kein Wort etwa zur Kommunal- und Schulreform. Statt dessen: viele Echo-Erlebnisse. Hans etwa brachte - bis in die Formulierungen hinein - viel von dem zur Sprache, was er in unzähligen Interviews seit seiner Amtsübernahme ausführte. Bei der Regierungserklärung nächste Woche wird er neue Worte finden müssen, um mitzureißen.

Dass viel Harmonie im Spiel ist, hatte sich schon vor der Sendung abgezeichnet. In der Maske kam es bei der Begrüßung von Kabinettskollegin Rehlinger durch den neuen Ministerpräsidenten nur deshalb nicht zum Küsschen, weil er das Make up schonen wollte. Auf SZ-Nachfrage sprach er von einer „sehr, sehr angenehmen Zusammenarbeit“ bis dato. Denn als Fraktionschef saß Hans mit am Kabinettstisch, auch hat er das Koalitionsprogramm mit erarbeitet. Für Konkurrenz-Gerangel scheint ihm offensichtlich die Zeit zu schade: „Wir müssen jetzt regieren, die Menschen warten darauf. Die Saarländer haben sich für die Große Koalition entschieden, der Auftrag ist, gemeinsam das Land voran zu bringen.“ Anke Rehlinger bemühte sich ebenfalls, den persönlichen Wettstreit mit Hans als einen demokratieförderlichen „Wettbewerb der Ideen“ darzustellen. Auffällig auch, dass sie ihre sechsjährige Regierungserfahrung und ihren höheren Bekanntheitsgrad nur kurz erwähnte. Dabei verfügt sie momentan noch über strategische Vorteile gegenüber dem bisherigen „Nur-Parlamentarier“ und Regierungs-Newcomer Hans, der erst vor weniger als drei Jahren als Fraktionschef seiner Partei im Landtag sichtbar wurde. Sie ist nun mal die starke Frau der SPD, wird am Wochenende wohl auch zur Parteichefin gewählt, während Hans auf dieses Amt ebenfalls noch eine Weile warten muss. Autorität, Kompetenz, Erfahrung - beim Saartalk spielte Rehlinger diese Trümpfe nicht offensiv aus.

Viel Rücksicht also – das Groko-Führungs-Tandem radelte ohne Störaktionen. Doch wie viel Gleichklang vertragen die beiden Partner? Unterscheidbarkeit ist eines der großen Zukunftsthemen für CDU und SPD, auch das kam beim Saartalk zur Sprache. Anke Rehlinger formulierte es in einem Nebensatz denn als „Appell“ an sich selbst. Wenn Parteiprofile verflachen, müssen Personen für Profilschärfung sorgen. Deshalb heißt es ab heute dann vielleicht doch: Auf die Plätze, fertig los.

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