Neue Lenker bei der Pilgergruppe

Winterbach. Nach alter Tradition pilgern am Fest Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 17. Mai) wieder Winterbacher Männer und Frauen nach Eberhard-Klausen, allerdings ab diesem Jahr mit einem neuen Führungsteam. Bisher wurden die Pilger von Alois Görgen betreut, der in wenigen Wochen seinen 76. Geburtstag feiert

Winterbach. Nach alter Tradition pilgern am Fest Christi Himmelfahrt (Donnerstag, 17. Mai) wieder Winterbacher Männer und Frauen nach Eberhard-Klausen, allerdings ab diesem Jahr mit einem neuen Führungsteam. Bisher wurden die Pilger von Alois Görgen betreut, der in wenigen Wochen seinen 76. Geburtstag feiert. Aus gesundheitlichen Gründen ist es ihm nun nicht mehr möglich, die Pilger anzuführen. Er war 45 Mal dabei und führte 37 Jahre lang die Gläubigen bei ihren Touren an.Aus seinen Händen erhielt nun ein dreiköpfiges Team den Pilgerstab, mit dem Auftrag das Brauchtum weiter zu pflegen. Zukünftig werden sich Karl-Heinz Riefer, Walter Scheid und Martina Weiand um die Belange der Pilgerschar kümmern. Schon einige Wochen vorher beginnen die Vorbereitungen zum Pilgermarsch. Übernachtungsmöglichkeiten werden gesucht, Absprachen mit dem Begleitfahrzeug müssen getroffen werden, die zwischenzeitliche Verpflegung muss abgeklärt werden und Messen vorbestellt werden, oder es werden möglicherweise neue Wegstrecken erprobt. Eine besondere Bedeutung kommt der Votivkerze zu, die angefordert wird und in der Wallfahrtskirche aufgestellt wird. Diese Kerze brennt das ganze Jahr über an Sonn- und Feiertagen zu Ehren der Mutter Gottes von Klausen für die Anliegen der Winterbacher Pfarrei.

In diesem Jahr wird zum 154. Male das Gelübde der Altvorderen erfüllt. 1858 wurde das damals noch bäuerliche Dorf, das überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebte, von der Rinderpest heimgesucht, und die Bauern gerieten nahezu an den Bettelstab. Feierlich gelobten sie, künftig alljährlich an Christi Himmelfahrt in den Wallfahrtsort an der Mosel zu pilgern, wenn das Dorf von weiteren Seuchen verschont bliebe. Und so geschah es.

Im Jahre 1859 zog die dankbare Bevölkerung zum ersten Male in großer Zahl nach Klausen, um ihren Dank abzustatten. So ist es bis heute geblieben. Die Erfüllung des Gelübdes wurde bisher nicht unterbrochen, auch nicht im schlimmen Kriegsjahr 1944, als nur ein einziger Winterbacher nach Klausen pilgerte. Wenn sich in den Vormittagsstunden des Feiertages die Wallfahrer zusammenfinden, dann liegt ein 75 Kilometer langer Fußmarsch vor ihnen. Nach dem pastoralen Segen in der Pfarrkirche machen sich die etwa 70 bis 100 Personen großen Scharen der Männer, Frauen und Jugendlichen auf den Weg. Viele sind schon seit Jahrzehnten alljährlich dabei. Die Wegstrecke ist, bis auf einige verkehrstechnische Abweichungen, die gleiche geblieben.

Die erste Teilstrecke führt durch den Winterbacher Wald in Richtung Tholey-Theley. Hier stoßen seit ein paar Jahren weitere Pilger aus Alsweiler und Tholey hinzu. Von Tholey geht es weiter in Richtung Primstal, Nonnweiler bis nach Hermeskeil. Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Bescheider Mühle bis Trittenheim, nach Neumagen-Dhron, dann durch die Weinberge nach Klausen. Das Glockengeläut kündigt das Erreichen des Zieles an. maw

Ansprechpartner sind : Martina Weiand, Tel. (0 68 51) 5519, Karl-Heinz Riefer Tel. 7 01 42, Walter Scheid Tel. 7667.

Hintergrund

Die Wallfahrtskirche Klausen kann auf eine über 500-jährige Geschichte zurückblicken. Sie nimmt ihren Anfang in dem Wirken des Marienverehrers Eberhard. Dieser stammte aus der Nähe des heutigen Ortes und war Winzer, Bauer und Tagelöhner. Um das Jahr 1440 stellte er am Ort der heutigen Wallfahrtskirche eine Figur der schmerzhaften Muttergottes auf, die er sooft wie möglich besuchte. Neben dem Bildstock errichtete er ein Häuschen und bat dazu die Pfarrer der umliegenden Orte um Unterstützung. Im Jahre 1442 stellte er das Häuschen (clausa) fertig. Zusätzlich beschaffte Eberhard eine Glocke und einen eisernen Leuchter. Das Marienbild stellte er in ein Fenster. Bald darauf fanden sich die ersten Besucher und Pilger ein, die Opfergaben vor dem Marienbild ablegten. Um den Diebstählen der Opfergaben vorzubeugen, baute Eberhard neben dem Marienhäuschen eine Hütte und lebte dort als Einsiedler. In der Folgezeit erhielt der Ort durch Berichte über Gebetserhörungen und Wunder eine größere Bekanntheit. Das Marienhäuschen wurde 1444 durch eine größere Kapelle ersetzt. Die heutige Wallfahrtskirche wurde im Jahr 1502 eingeweiht. Die Wallfahrtszeit beginnt jedes Jahr Anfang Mai und endet im Oktober. Jährlich besuchen über 100 000 Pilger Klausen. Aus über 700 Pfarreien treffen die Pilger in Fußgruppen, mit Bussen und Pkw in Klausen ein um zu beten, zu meditieren oder ihr Herz zu erleichtern. Mittlerweile ist Klausen der wohl bekannteste Wallfahrtsort in Rheinland-Pfalz. Besonders bei den ledigen Frauen ist Klausen sehr beliebt, sagt man doch, eine Wallfahrt nach Klausen wäre äußerst hilfreich bei der Suche nach dem "Mann für's Leben". maw

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