Nashorn, Löwe und Co. sind die Stars in der Manege

Neunkirchen · Der Circus Krone ist einer der populärsten Zirkusse in Europa. Und auch beim Gastspiel in Neunkirchen zogen vor allem tollkühne Artisten und spektakuläre Tiernummern das staunende Publikum in Bann.

 Auf Tuchfühlung mit dem König der Tiere: Martin Lacey jr. mit einem seiner Löwen. Foto: Thomas Seeber

Auf Tuchfühlung mit dem König der Tiere: Martin Lacey jr. mit einem seiner Löwen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Circus Krone in der Stadt! Das kommt bekanntlich nur alle Jubeljahre mal vor, weshalb ein Besuch eigentlich Ehrensache ist. Wer am Dienstag zur Premierenvorstellung wollte, sah sich angesichts der vorm Eingang protestierenden Tierschützer allerdings fast genötigt, schnell noch einmal sein Gewissen zu befragen, ob dieser Zirkusbesuch wirklich eine gute Idee war. Gut an kam die Demo bei den daneben munter im Freiluft-Wasserbassin plantschenden Seelöwen: Endlich mal was los am Pool. Im komfortablen Krone-Zelt registriert der einigermaßen versierte Zirkusgänger zweierlei Dinge: Unglaublich viel Service-Personal und die überdimensionale Showtreppe, die in die Manege führt.

Und dann stellt sie sich mit einem Mal ein, die Magie, die nur der Zirkus zu schaffen vermag. Schon bei der ersten Nummer ertappt man sich dabei, mit offenem Mund in die Manege zu staunen: Von zwei Jahrmarkt ähnlichen Schaukeln in die Luft katapultiert, springen die chinesischen Feuerblitze der Truppe Dalian fast bis zur 16 Meter hohen Kuppel, aufgefangen von einem gigantischen Segel. Statt eines Moderators führt das Krone-Ballett durchs Programm mit dem Motto: "Eine unvergessliche Reise um die Welt", die, Moulin-Rouge-inspiriert, in Paris beginnt und mit Moonwalk-Schritten à la Michael Jackson in Las Vegas endet.

Eine weitere Konstante im Programm ist Krone-Juniorchefin Jana Mandana mit ihren Tierdressuren. Gemeinsam mit James Puydebois bringt sie Elefanten dazu, sich auf die Hinterbeine zu stellen oder sogar einen Kopfstand zu zeigen. Im afrikanischen Teil gesellen sich Kamele, Zebras und Lamas dazu, die hohe Schule der Reitkunst demonstriert Jana Mandana im Tango-Stil. Dabei "tanzen" die pastellfarbenen Cremello-Hengste zu "Carmen"-Klängen.

Von Kopf bis Fuß auf Keulen eingestellt sind Marlene Dietrich-Double Elena Drogaleva und ihre drei Gentlemen. Bis zu 18 silberweiße Keulen lässt das Quartett mit traumwandlerischer Sicherheit zeitgleich fliegen - zum Teil in drei Ebenen.

Flying Zuniga nennen sich die südamerikanischen Trapezkünstler, deren Flug-Show von einem dreifachen Salto Mortale mit verbundenen Augen gekrönt wird. Unbedingt zu erwähnen sind auch die Anastasini-Brüder aus den USA, Ikarier in neunter Generation. In höchst beeindruckender Geschwindigkeit und Präzision wirbelt der 24-Jährige Giuliano seinen acht Jahre jüngeren Bruder Fabio auf den Füßen durch die Luft. Dabei schaffen sie bis zu 15 Salti in Folge. Die Elite des chinesischen Staatszirkus', Chy Fu Dey, gibt sich mit einem so noch nie gezeigten futuristischen Bungee-Ballett die Ehre. Von Schwarzlicht angestrahlt, schweben die Artisten in synchronen Sprüngen neonbunt durch die Luft. Ebenfalls erdfern agiert der Kolumbianer Crazy Wilson. Was als gemütlicher Spaziergang in dem gigantischen "Todesrad" beginnt, endet in Saltos auf der Außenseite des rotierenden Gestells in zehn Metern Höhe bei schätzungsweise 120 Stundenkilometern.

So gut die Weltklasseartisten auch sind, am Ende stehlen ihnen die Tiere doch die Show. Nashornbulle Tsavo muss noch nicht einmal viel tun, allein die Anwesenheit des Kolosses begeistert. Oder die vier kalifornischen Ohrenrobben mit ihren geschickten Ball-Jonglagen oder dem Ein-Flossen-Stand. Zum Hinknien ist Terrier Milo, der auf dem Seelöwenrücken "reitet". Allein wie Martin Lacey mit seinen Löwen, ob golden oder weiß, schmust, diese ungekünstelte Vertrautheit, die sich im weitgehenden Verzicht auf irgendwelche Hilfsmittel wie Stäbe oder Peitschen äußert und die Lacey demonstrativ zeigt, in dem er seinen Großkatzen immer wieder den Rücken zukehrt - das ist großes Kino, pardon, ganz großer Zirkus.

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