Musik beschwört Schutzengel

Saarbrücken. "Es ist unglaublich. Es nimmt mir fast den Atem." Andrea Wolf war sichtlich gerührt und sollte im Laufe des Nachmittags noch mit den Tränen zu kämpfen haben. Gerührt darüber, dass zum Benefiz für ihren Sohn Max am Sonntag so viele Menschen in die Basilika St. Johann gekommen waren, dass es selbst auf der Orgelempore eng wurde. Am 4

Saarbrücken. "Es ist unglaublich. Es nimmt mir fast den Atem." Andrea Wolf war sichtlich gerührt und sollte im Laufe des Nachmittags noch mit den Tränen zu kämpfen haben. Gerührt darüber, dass zum Benefiz für ihren Sohn Max am Sonntag so viele Menschen in die Basilika St. Johann gekommen waren, dass es selbst auf der Orgelempore eng wurde.Am 4. April vergangenen Jahres wurde der Sohn des Schauspielerpaares Andrea Wolf und Hartmut Volle "durch einen lähmenden Sturz auf der Zielgeraden zum Abitur" ausgebremst - so formulierte es Rolf Dillschneider, Rektor der Basilika, in seiner Eröffnungsrede. Seither brennt in der Basilika eine Kerze für Max, und seither überlegten Verwandte und Freunde, wie der Familie finanziell zu helfen sei: um dem durch eigenen Übermut verunglückten 18-Jährigen trotz zu erwartender bleibender Benachteiligungen ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.

Wolf und Volle gehörten in den 90ern zum Schauspielensemble des Saarländischen Staatstheaters (SST), und Kollegen aus dieser Zeit reisten nun eigens für eine musikalisch-literarische Wohltätigkeitsveranstaltung an. Den überwältigenden Zuspruch des Publikums wertete Dillschneider als einen "Akt der Solidarität" und konnte bereits eingangs mit Verweis auf die Spendenhotline verkünden: "Das Konto ist großartig gefüllt!"

Max' Kumpels, erzählte Wolf, hätten ihm auf die Intensivstation ein Bild geschickt, das jetzt auch in der Kirche ausgestellt war. "Gib nicht auf!", sollte es signalisieren. "Er gibt nicht auf. Er ist ein Sonnenscheiner", sagte Wolf und verlas einen Dankesbrief ihres Sohnes, in dem dessen Lebenswillen zum Ausdruck kam. Von Zuversicht und dem Vertrauen auf Gott zeugte auch das Programm, das sich größtenteils um (Schutz-)Engel drehte und dem Publikum bei Noten von Telemann, Bach, Händel, Verdi, Mozart, Wagner, Mendelsson-Bartholdy, Rameau, Dvorák und anderen ein Wiederhören mit ehemaligen SST-Lieblingen bescherte. Es sangen die beiden Sopranistinnen Stefanie Krahnenfeld und Barbara Gilbert und der Tenor Rudolf Schasching; außerdem musizierten Basilika-Kantor Bernhard Leonardy, ein Flöten-Quartett (Dorothee Strey, Annedore Stella, Mechthild Diepers, Eva Abels), der Kammerchor Dillingen (Solist: Franz Schumacher, Bariton) unter Leitung von Franz Neidhöfer (auch Klavier), Cellist Wolf-Dietrich Wirbach und Pianist Florian Schwarz.

Wolf und Volle selbst sowie Bibi Jelinek lasen heitere und bewegende Prosa und Lyrik unter anderem von Roland Stigulinszky, Mascha Kaléko, Rainer Maria Rilke und Matthias Claudius. Ein hochkarätiger Sonntagnachmittag, von dem vielleicht vor allem Hanns Dieter Hüschs warmherziger und an Nachsicht appellierender "Dialog mit der Jugend" in Erinnerung bleiben wird.

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