Münz-Spielgeräte für Kinder werden abgebaut

St. Johann. Wenn Kinder in der Bahnhofstraße die Bezahl-Spielgeräte vor der Stadtapotheke und neben der Buchhandlung Thalia sehen, strahlen ihre Augen. Doch nach dem Willen der Stadt sollen die Geräte aus der Bahnhofstraße verschwinden, bestätigt Stadtpressesprecher Thomas Blug

 Jonas sitzt vergnügt im Minihubschrauber vor Thalia. Doch das Spielgerät wird in der nächsten Woche abgebaut. Foto: Maurer

Jonas sitzt vergnügt im Minihubschrauber vor Thalia. Doch das Spielgerät wird in der nächsten Woche abgebaut. Foto: Maurer

St. Johann. Wenn Kinder in der Bahnhofstraße die Bezahl-Spielgeräte vor der Stadtapotheke und neben der Buchhandlung Thalia sehen, strahlen ihre Augen. Doch nach dem Willen der Stadt sollen die Geräte aus der Bahnhofstraße verschwinden, bestätigt Stadtpressesprecher Thomas Blug. SZ-Leserin Stefanie Geinsbach aus Ensheim ärgert sich: "Als unser Nils wie gewohnt auf dem Motorrad in der Bahnhofstraße fahren wollte, war es außer Betrieb." Ein Vertreter des Ordnungsamts habe dem Geschäftsinhaber gesagt, diese Geräte dürften nicht mehr aufgestellt werden, weil sie die Stadt verschandeln würden. Ginsbach hat dafür kein Verständnis: "Saarbrücken verabschiedet sich leider immer mehr von den schönen Zeiten, als Saarbrücken einfach toll war. Besonders für Kinder."Stadtpressesprecher Thomas Blug verweist auf die "Leitlinien zur Gestaltung der gewerblichen Aktivitäten im öffentlichen Raum des Kernbereichs der Saarbrücker Innenstadt" und die so genannte Gestaltungssatzung, die seit 1. April gilt. Die sehe vor, dass zum Beispiel unter den Arkaden in der Bahnhofstraße alle Warenpräsentationen verschwinden müssen: zum Beispiel die vielen Kleiderständer. Jetzt trifft es auch die Spielgeräte für Kinder. In den Leitlinien steht: "Die Präsentation von Waren im öffentlichen Raum ist in der Bahnhofstraße bis zur Fürstenstraße/Gerberstraße sowie in der Reichsstraße nicht zugelassen. Im übrigen Geltungsbereich ist die Präsentation von Waren nur an der Hausseite in einer Tiefe von 80 Zentimetern und einer Länge von maximal drei Metern zugelassen."

Den Hubschrauber, der neben der Buchhandlung Thalia in der Rotenhofstraße steht, würde die Stadtverwaltung also dulden. Doch Thalia darf Bücher nach Angaben Thomas Blugs ab 19. Juni nicht mehr in der Bahnhofstraße präsentieren. Deshalb werde der Hubschrauber in der nächsten Woche verschwinden, sagte Thalia-Filialleiterin Elke Schmeyer. Denn sie werde in der Rotenhofstraße künftig Bücher aufstellen - aber viel weniger als bisher in der Bahnhofstraße. Weil nun Verkaufsfläche wegfalle, seien auch Arbeitsplätze in der Filiale gefährdet, sagt Schmeyer. "Das ist eine Katastrophe." Sie versteht nicht, warum die Geschäftsleute nicht direkt vor den Fenstern ihre Waren anbieten dürfen. Der Mini-Hubschrauber sei dagegen nur eine "Kinderbelustigung" gewesen.

Regelungswut im Rathaus

Von SZ-RedakteurMarkus Saeftel

Die Gestaltungssatzung soll zu einem schöneren Straßenbild in Saarbrückens Fußgängerzone führen. Und deshalb ist dort kein Platz mehr für Münz-Kinderspielgeräte? Das ist nicht zu fassen, und unsere Leserin ärgert sich zu Recht. Diese Geräte stören doch niemanden. Hier schlägt die Regelungswut der Verwaltung gnadenlos zu. Als ob deswegen die Bahnhofstraße hässlicher wäre.

Dass die Stadt unter den Arkaden in der Bahnhofstraße aufräumt und so mancher Kleiderständer verschwindet, ist in Ordnung. Aber die Verwaltung sollte die Spielgeräte stehen lassen - zur Freude aller Eltern und Kinder.

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