Müll aus Lothringen wird in Neunkirchen verheizt

Saarbrücken. Der Entsorgungsverband Saar (EVS) hat gestern mit dem lothringischen Groß-Entsorger Sydeme, dem 291 Kommunen zwischen Bouzonville und Bitche, von Forbach bis Drulingen, angehören, einen grenzüberschreitenden Müll-Vertrag unterzeichnet

 Der erste Müll aus Frankreich ist schon in Neunkirchen angekommen, zu erkennen an den Säcken in Blau und Orange. Foto: B&B

Der erste Müll aus Frankreich ist schon in Neunkirchen angekommen, zu erkennen an den Säcken in Blau und Orange. Foto: B&B

Saarbrücken. Der Entsorgungsverband Saar (EVS) hat gestern mit dem lothringischen Groß-Entsorger Sydeme, dem 291 Kommunen zwischen Bouzonville und Bitche, von Forbach bis Drulingen, angehören, einen grenzüberschreitenden Müll-Vertrag unterzeichnet. Demnach wird Sydeme bis zu 70 000 Tonnen Restmüll jährlich, der bisher auf einer Deponie in Teting sur Nied landete, in das Müllheizkraftwerk Neunkirchen fahren, das von der Eon-Tochter Energy from waste betrieben wird. Nach Angaben von EVS-Geschäftsführer Karl Heinz Ecker rechnet der EVS mit einem Umsatz von zwei Millionen Euro im Jahr, von dem ein erheblicher Gewinn in den Kassen verbleiben dürfte. "Wir haben allen Grund zur Freude", sagte EVS-Aufsichtsratschef Hans-Heinrich Rödle, SPD-Bürgermeister von Ottweiler, bei der feierlichen Vertragsunterzeichnung in den noblen Räumen des alten Stumm-Schlosses auf dem Saarbrücker Halberg. Wie Rödle freute sich auch Sydeme-Präsident Charles Stirnweiss, der ehemalige Bürgermeister von Forbach. "Dieses Projekt belebt den Euro-Distrikt", betonte Stirnweiss. Und auch der französische Generalkonsul in Saarbrücken, Philippe Cerf, sieht in dem Vertrag eine Antwort auf die "strukturellen Probleme der Region".

Biomüll nach Forbach

Denn der Vertrag beruht auf Gegenseitigkeit. Der EVS will jährlich bis zu 15 000 Tonnen seiner insgesamt 60 000 Tonnen eingesammelten Biomülls in die neue Vergärungsanlage der Sydeme in Forbach nahe des Supermarkts Cora liefern. Diese Anlage wird von der Völklinger Sius GmbH betrieben, die als RAG-Tochter begann, und jetzt vor allem in Bayern Vergärungsanlagen betreibt. In Forbach werden aus dem Biomüll Methangas für Lkws und zwei Blockheizkraftwerke, Kompost und Biomasse hergestellt, wie Stirnweiss berichtete. "Die totale Innovation ist unser System Multiflux", sagte Stirnweiss stolz. Demnach sortieren die 385 000 angeschlossenen Bürger der Sydeme in ihren Haushalten in drei Säcke: Blau für Restmüll, Grün für Biomüll und Orange für Plastik und Verpackungen. Diese Säcke werden in eine Tonne geworfen, die wöchentlich geleert wird. Getrennt wird in der Bagtronic-Sortieranlage, die die Säcke an der Farbe erkennt.

"Sydeme liefert ab sofort nach Neunkirchen. Wir wollen im ersten Jahr etwa 30 000 Tonnen anfahren", so Stirnweiss. Der EVS, dessen Restmüllaufkommen seit Jahresanfang um 50 000 Tonnen dank des neuen Gebührensystems gesunken ist, will den eigenen Anlieferungsvertrag mit dem Neunkircher Müllheizkraftwerkbetreiber, der bis 2016 läuft, nach Angaben Eckers 2014 wohl aufkündigen. Doch der lukrative Müllvertrag mit Sydeme wird auch danach noch Bestand haben, ist sich Ecker sicher.

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