"Motivieren statt kontrollieren"

Saarbrücken. Rund 80 Prozent aller fachärztlichen Leistungen in der ambulanten Versorgung dürfen Ärzte nur mit entsprechenden Qualitätsnachweisen erbringen. Eine "Qualitätskultur" zum Wohle des Patienten ist notwendig, darüber herrschte am Samstag beim 7. Fachärztetag in Saarbrücken Einigkeit

Saarbrücken. Rund 80 Prozent aller fachärztlichen Leistungen in der ambulanten Versorgung dürfen Ärzte nur mit entsprechenden Qualitätsnachweisen erbringen. Eine "Qualitätskultur" zum Wohle des Patienten ist notwendig, darüber herrschte am Samstag beim 7. Fachärztetag in Saarbrücken Einigkeit. Aber sind alle Maßnahmen zur Sicherung sinnvoll? Nein - darüber sind sich die Mediziner längst schon einig. Zu viel Bürokratie raube dem Arzt die Zeit, die er eigentlich für seine Patienten haben solle. Professor Günter Ollenschläger, Leiter des von den Ärzten selbst getragenen Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) aus Berlin, stellte das Modell eines bundesweiten Internetportals vor, das testweise im Saarland starten soll. Es enthält verlässliche Informationen zu medizinischen Themen, eine Arztbibliothek, Leitlinien und Patienten-Informationen. Mit einem Mausklick sollen Ärzte umfassende Informationen bekommen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland, Gunter Hauptmann, sollen alle saarländischen Arztpraxen bis Anfang kommenden Jahres mit einem entsprechenden Zugang zu der elektronischen Wissensdatenbank ausgestattet werden.Auch den Austausch mit Kollegen beschrieb Ollenschläger als ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung. Er begrüßte die Initiativen von Ärzten, sich quasi in Form Runder Tische zusammenschließen. Im Saarland gibt es 74 solcher Qualitätszirkel, also Gruppen von Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen, die sich regelmäßig austauschen und konkrete medizinische Fälle besprechen, wie Dirk Jesinghaus, der Vorsitzende des Facharztforums Saar, erklärte. Der Austausch trage zur Verbesserung von Behandlungserfolgen bei. Wünschenswert wäre, flächendeckend bis in die Kommunen hinein runde Tische einzuführen, so ein Tenor des Podiums am Ende des Fachärztetages. Ollenschlägers Fazit: "Motivieren statt kontrollieren" führe zu einer verbesserten Qualitätskultur.

Gesundheitsminister Andreas Storm (CDU) hält es für einen zentralen Punkt, die Bürokratie zurückzufahren. "Das wird nicht gigantisch sein", sagte er. Aber er könne sich vorstellen, dass wenigstens ein Fünftel der Dokumentationspflichten ausgesondert werde. "Qualitätssicherung hat ihre Grenzen", sagte Minister Storm.

Foto: Theobald

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