Mit Wehmut nach Bottrop

Sulzbach. Obwohl die Götterdämmerung über den Bergbau im Saarland hereingebrochen ist, herrscht in den Werkhallen der Hirschbacher RAG-Zentralwerkstätten noch eine emsige Betriebsamkeit

Sulzbach. Obwohl die Götterdämmerung über den Bergbau im Saarland hereingebrochen ist, herrscht in den Werkhallen der Hirschbacher RAG-Zentralwerkstätten noch eine emsige Betriebsamkeit. In den acht Hallen mit einer Gesamtbetriebsfläche von 10 000 Quadratmetern werden noch bis Ende dieses Jahres Untertagemaschinen für das Bergwerk Saar, für Auguste Viktoria in Marl, für das Bergwerk West in Kamp-Lintfort und für Prosper-Haniel in Bottrop repariert sowie auch Ersatzteile angefertigt. Die mechanische Hauptwerkstatt Hirschbach, so die alte Bezeichnung, ist ein Teil des Servicebereiches Technik- und Logistikdienste.Maschinenbautechniker Fred Petto, als Bereichsleiter zuständig für die Zentralwerkstätten in Hirschbach und Bottrop, erläutert die Situation: "Der Betrieb ist derzeit zu 100 Prozent ausgelastet. 250 Mitarbeiter arbeiten auf Früh- und Mittagsschicht, um die Aufträge zu bewältigen. Der Schwerpunkt liegt auf der Instandsetzung von Schilden und Vortriebsmaschinen". Durch die Übernahme von Aufträgen für die erwähnten Gruben im Ruhrgebiet sei der saarländische Standort überhaupt erst zu halten gewesen, erklärt Petto weiter. Neben den 250 Mitarbeitern aus verschiedenen Handwerksberufen in den Werkstätten sind am Standort Hirschbach auch noch 117 Arbeitnehmer in der Verwaltung, der Logistik und der Wasserhaltung beschäftigt. Zwölf junge Leute werden in den Werkstätten zu Elektrikern, Mechatronikern und Zerspanungsmechanikern ausgebildet.

Die Geschichte der Einrichtung geht auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. Damals begann die Bergwerksdirektion Saarbrücken auf dem Gelände der Grube Jägersfreude Gebäude für eine Werkstatt zu errichten. Der Krieg verhinderte jedoch die Fertigstellung. Im Jahre 1926 wurden dann die Zentralwerkstätten in Jägersfreude, Heinitz und Luisenthal eingerichtet, von denen später nur erstere übrig blieb. Die erste echte Zentralwerkstatt entstand erst 1951 an ihrem jetzigen Standort in Hirschbach. In ihren Hochzeiten waren dort 535 Mann beschäftigt.

"Am 30. Juni nächsten Jahres werden die Werkstätten leer geräumt und besenrein an die RAG Montan Immobilien zur weiteren Verwaltung übergeben", kündigt Bereichsleiter Petto das Ende der Einrichtung an. Bereits Anfang 2012 werden die ersten Mitarbeiter mit einem Teil der zu erledigenden Arbeiten nach Bottrop verlegt. Andere Beschäftigte werden sich um Restarbeiten in Ensdorf kümmern.

Was fühlt ein Mann wie der Saarländer Petto, der sich von der Pike auf in den Zentralwerkstätten hochgearbeitet hat und der heute als Chef alle Mitarbeiter kennt, wenn er an das nahe Ende seines Arbeitsplatzes denkt? Die Antwort kommt spontan: "Ich werde mit ein wenig Wehmut nach Bottrop gehen, aber ich stelle mich der neuen Herausforderung. Meine Familie und ich müssen genauso mit der Situation leben, wie die übrigen Kollegen, die von der Saar an die Ruhr wechseln". Die RAG-Pressesprecherin Annette Weinmann fügt an: "Dies ist der Preis der Sozialverträglichkeit".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort