Mit "Polizeileuchte" gegen Karies
St.Ingbert. Yaren reißt den Mund weit auf, denn Angst hat sie keine, wenn ihr Zahnarzt sich mit der "Polizeileuchte" nähert. Ihre Zähne funkeln orange, Dr. Wolfgang Carl hat sie zuvor mit einem fluoriszierenden Lack eingefärbt. Mit der Lampe sieht er nun, wo sich alte Zahnbeläge vor der Zahnbürste versteckt haben. "Das ist eine Note zwei", lobt Carl die Neunjährige
St.Ingbert. Yaren reißt den Mund weit auf, denn Angst hat sie keine, wenn ihr Zahnarzt sich mit der "Polizeileuchte" nähert. Ihre Zähne funkeln orange, Dr. Wolfgang Carl hat sie zuvor mit einem fluoriszierenden Lack eingefärbt. Mit der Lampe sieht er nun, wo sich alte Zahnbeläge vor der Zahnbürste versteckt haben. "Das ist eine Note zwei", lobt Carl die Neunjährige.Ein sehr gutes Zeugnis stellt der Zahnarzt, der auch Pressesprecher der Zahnärztekammer ist, hingegen den bleibenden Zähnen der Erstklässler hierzulande aus. Laut einer Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege hatten im Jahr 2009 exakt 98,8 Prozent der Erstklässler im Saarland naturgesunde bleibende Zähne. "Das ist deutschlandweit der beste Wert", freut sich der Zahnarzt. Ein weiterer Erfolg: Hatten bei der letzten Studie 2004 die Sechs- bis Siebenjährigen im Saarland im Durchschnitt zwei erkrankte, gefüllte oder fehlende Milchzähne, ist dieser Wert auf 1,3 gesunken. "Das führe ich auf die jahrzehntelange, sehr gute Vorsorgearbeit der saarländischen Zahnärzte zurück", sagt Carl. Das sei besonders bemerkenswert, da hier anders als in anderen Bundesländern die niedergelassenen Zahnärzte ehrenamtlich in die Kindergärten gehen. So übernehmen die Zahnärzte Patenschaften für Kindergärten, die sie mindestens einmal im Jahr besuchen. In der Regel erfolge dann ein Gegenbesuch der Kinder in der Praxis, wo die Zahnärzte ihnen "Spiegel, Zahnfön, Dusche, Schaufelbagger und Staubsauger" zeigten, sagt Carl und schmunzelt. Zwar nehme das Kennenlernen den Kindern die Angst vor dem Zahnarzt - die oft aus negativen Erzählungen der Eltern stammt -, doch der jährliche Besuch ersetze nicht die halbjährliche Kontrolle in der Praxis. "Hier können wir individueller und intensiver bei möglichen Problemen handeln."
Davon profitiert auch Yarens kleiner Bruder Yalin. Damit die Karies im Mund des Vierjährigen nicht gebohrt - oder im Extremfall der Milchzahn unter Narkose gezogen - werden muss, behandelt sie Carl vier Mal im Jahr mit einem Fluoridgel, das nach Pfefferminz schmeckt. "Das härtet die Zähne und bremst die Karies, so dass wir seltener bohren müssen." Aus diesem Grund sieht er ein für das Saarland negatives Ergebnis der Studie gelassen: Demnach waren 57,7 Prozent der kariösen Milchzähne nicht versorgt - der höchste Wert in Deutschland. "Das ist eine reine Buchhaltungszahl", findet der Zahnarzt, "was heißt 'unversorgt'? Wir setzen im Saarland zunächst auf mildere Therapiemöglichkeiten, die häufig auch zum Ziel führen."
Sorge mache den Zahnärzten die Minderheit von Kindern, die sie nicht erreichen, nicht selten Kinder aus sozial schwächeren Familien, die erst mit einer dicken Backe zum Zahnarzt gingen. "20 Prozent haben 80 Prozent der Löcher", schätzt Carl und räumt ein: "Kinder im Saarland gehen tatsächlich etwas seltener als der Durchschnitt zum Zahnarzt." Daher ist bei Kindergartenbesuchen auch die richtige Ernährung ein wichtiges Thema, damit Löcher erst gar nicht entstehen. "Nicht mehr als drei Zuckerimpulse am Tag, damit das Bakterium nicht zu viel Nahrung bekommt und die guten Bakterien verdrängt", rät der Experte. Das hat auch Yalin gelernt. "Oma gibt mir jetzt keinen Saft mehr aus der Flasche", erzählt er seinem Zahnarzt stolz. "20 Prozent der Kinder haben
80 Prozent
der Löcher."
Zahnarzt
Dr. Wolfgang Carl