Mit freundlichen GrüßenNatürlicher Schutzschild gegen Gentechnik-Saatgut

Losheim am See. "Am liebsten hätten wir, dass jeder umweltbewusste Gartenbesitzer und jeder umweltbewusste Landwirt eine kleine Ecke Bantam-Mais anbauen könnte", sagte Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar, denn wo Bantam stünde, sei der Anbau von genmanipuliertem Mais kaum möglich

 Barbara Hilgers (l.) und Rudi Reiter beim Mais pflanzen. Foto: Wagner

Barbara Hilgers (l.) und Rudi Reiter beim Mais pflanzen. Foto: Wagner

Losheim am See. "Am liebsten hätten wir, dass jeder umweltbewusste Gartenbesitzer und jeder umweltbewusste Landwirt eine kleine Ecke Bantam-Mais anbauen könnte", sagte Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar, denn wo Bantam stünde, sei der Anbau von genmanipuliertem Mais kaum möglich. Um ein gemeinsames Zeichen gegen Gentechnik in der Landwirtschaft zu setzen, hatten Barbara Hilgers vom Vorstand der Aktion 3. Welt Saar und Karl-Rudi Reiter vom Vorstand des Nabu gestern in den Nabu-Garten am Losheimer Stausee geladen. Unter dem Motto "Wo Bantam steht, wächst keine Gentechnik", wurde auf einer nur wenige Quadratmeter großen Fläche der zuckersüße "Golden Bantam" ausgesät. "Mit der öffentlichen Meldung dieser Aussaat ist zunächst gewährleistet, dass man das Recht hat, zu erfahren, wer in der Nachbarschaft Gentechnikmais anbaut", erläuterte Barbara Hilgers. Denn der Bantam-Mais müsse vor gentechnischer Verunreinigung, zum Beispiel durch Pollenflug, geschützt werden. Zurzeit sei das Thema Gentechnik top aktuell. "Es gleicht einer Farce, dass erstmalig in der deutschen Geschichte einer Gentechnik-Kartoffel in einem Koalitionsvertrag Geltung verschafft wird", meinte Röder. Die genveränderte Kartoffel Amflora von BASF soll laut Berliner Koalitionsvertrag auf den Markt gebracht werden.Damit wolle man der Industrie Rechnung tragen und ein extrem stärkehaltiges landwirtschaftliches Produkt bereitstellen. "Wenn das gelingt, fürchten wir hier in Deutschland um das noch geltende Verbot genmanipulierter Fruchtsorten", glaubt Röder. Dann sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Verbot der gentechnisch veränderten Maissorte MON 810 des Chemie-Giganten und Marktführers Monsanto aufgehoben ist. Im Übrigen sei es unerträglich, wenn weltweit agierende Saatgut-Hersteller sich Natur und Leben patentieren ließen. Wohin das führt, habe man am "schrecklichen Beispiel" indischer Baumwollpflanzer gesehen. Als die von Monsanto mit knallharten Verträgen bedachten Saatgutlieferungen in der Ernte nicht den erhofften Erfolg brachten, waren hunderttausende indische Baumwoll-Bauern ruiniert, und viele tausend nahmen sich aufgrund ihrer Verzweiflung das Leben. "Wir halten es für unsere Pflicht, Aufmerksamkeit bei den Mitbürgern zu erregen", sagte Roland Röder. Es gehe um die Frage: "Wem gehört das Saatgut?" Ist es Privat- oder Allgemeinbesitz?" Im Sinne des Erhalts biologischer Vielfalt müsse man mit aller Kraft denen entgegenwirken, die sich genetische Ressourcen unter den Nagel reißen wollten. Mit Plakaten und Aktionen will man die Bevölkerung mobilisieren, "Bantam-Saatgut" zu erwerben, auszusäen und öffentlich registrieren zu lassen. "Auch mit kleinen Schritten kann man viel erreichen", meinte Nabu-Vertreter Reiter.www.bantam-mais.de

HintergrundWeltweit ist der Einsatz von genmanipuliertem Saatgut auf dem Vormarsch. Chemie-Riesen wie Monsanto (USA) entwickeln stets neue Fruchtarten und lassen sich diese weltweit patentieren. Das führt dazu, dass Landwirte mehr und mehr an diese gentechnischen Saatgüter gebunden werden. Denn genveränderte Produkte sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht nachgebaut werden. Noch besteht in Deutschland das Verbot, genmanipulierte Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. Fiele dieses Verbot im Zuge der Umsetzung des Koalitionsvertrages der schwarz-gelben Regierung, wären bei uns am stärksten Kartoffeln und Mais betroffen. Mit ihrer "Mitmach-Aktion" werben Nabu und Aktion 3.Welt für die Aussaat von natürlich erzeugtem Mais-Saatgut. Wer wissentlich in Nachbarschaft einer solchen Mais-Pflanzung Gentechnik-Mais anbaut, gefährdet diesen Anbau und handelt gesetzwidrig. Bantam-Saatgut kann im Bioladen, im Bantam-Forum und in Kürze auch im Bistro am Park der vier Jahreszeiten erworben werden. owa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort