Mit einer guten Ladung Provokation

Saarbrücken. Unter dem Titel "Seite B" werden im neu eröffneten Museum Gosz (wir berichteten) Arbeiten von 16 ehemaligen Studenten der Hochschule der Bildende Künste Saar (HBK Saar) gezeigt, die nicht an der diesjährigen offiziellen Landeskunstausstellung teilnehmen

Saarbrücken. Unter dem Titel "Seite B" werden im neu eröffneten Museum Gosz (wir berichteten) Arbeiten von 16 ehemaligen Studenten der Hochschule der Bildende Künste Saar (HBK Saar) gezeigt, die nicht an der diesjährigen offiziellen Landeskunstausstellung teilnehmen. Auf nur 110 Quadratmetern Ausstellungsfläche inklusive Nebenraum kommen hier die unterschiedlichsten künstlerischen Medien zu Wort und machen sich mit einem süffisanten Lächeln und einer guten Ladung Provokation an den Grenzen der Künste untereinander und an denen zum Publikum zu schaffen. So sind vier relativ kleine Fotos aus einem Super-Acht-Film (Valérie Hendrich) zu sehen, die äußerst unscharf und abstrakt das Thema mehr vermuten als erkennen lassen. Vergleichbar sind die flüchtigen Landschaftszeichnungen von Peter Ondraczek, die Videoarbeit von Nina Jäger und die Fotogramme von Ludwig Schmidtpeter: Sie legen den Schwerpunkt ebenfalls auf das Prozesshafte, scheinbar Unvollendete. Auch in den Zeichnungen von Sabine Kuehnle und Michaela Tröscher, den Gemälden von Malgorzata Sztremer und Markus Laforsch ist der Betrachter gefordert, das angedeutete Thema aufzugreifen und den Faden weiterzuspinnen. Während es in Andres Golczewski Videoarbeit "Die goldene Gans", Steffi Westermayers Wachsobjekten und Regina Florida Schmids Wandinstallation mit eigenen Kleidungsstücken um sinnliche (Alltags-)Erfahrungen geht, tangiert Lena Liselotte Schuster in ihrer provokant-erotischen Videoarbeit die Grenzen des Erträglichen. Es ist eine von Künstlern gemachte Alternativ-Schau, die den Bogen vom Stein zur Typographie (Boris Engelbrecht) spannt, mit Maßen, Gewichten, Materialunterschieden (Kim Nordmann, Westermayer) und unterschiedlichen Raumbezügen spielt (Dirk Herrmanns Wandprojektion, Nikolaus Hülseys konkrete Objektkunst). Vieles bleibt im Vagen, denn es geht nicht um das "fertige Kunstwerk", sondern in erster Linie um den künstlerischen Entstehungsprozess. Der ist zwar nicht immer nachvollziehbar, doch er ist zu erahnen und macht diese erste Ausstellung im Hause Gosz zu einer wertvollen Ergänzung des offiziellen Kunstbetriebs, verlangt vom Besucher die Bereitschaft und den Mut, sich auf zeitgenössische künstlerische Positionen vorurteilsfrei einzulassen. qb"Seite B". Die Ausstellung dauert noch bis zum 30. August. Ort: Museum Gosz, Eisenbahnstr. 22, Geöffnet: Mi, Do 12-15 Uhr, Fr, Sa 18-21 Uhr.

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