Mit den Grimms auf Du und Du

Warum bevorzugen Sie die Märchen der Brüder Grimm? Nicole Haubrich: Weil sie so schlicht sind, so direkt und klar und immer ein gutes Ende haben. In einem Satz wird viel ausgesagt. Oft sind sie auch sehr humorvoll. Das ganze dicke Grimm`sche Buch habe ich als Kind gelesen. Alles Märchenhafte verzaubert mich. Heute gebe ich weiter, was mir gefällt

 Wilhelm (links) und Jacob Grimm auf einer Daguerreotypie (frühe Fotografie) aus dem Jahr 1847. Foto: Hermann Biow/Grimm Museum

Wilhelm (links) und Jacob Grimm auf einer Daguerreotypie (frühe Fotografie) aus dem Jahr 1847. Foto: Hermann Biow/Grimm Museum

Warum bevorzugen Sie die Märchen der Brüder Grimm?

Nicole Haubrich: Weil sie so schlicht sind, so direkt und klar und immer ein gutes Ende haben. In einem Satz wird viel ausgesagt. Oft sind sie auch sehr humorvoll. Das ganze dicke Grimm`sche Buch habe ich als Kind gelesen. Alles Märchenhafte verzaubert mich. Heute gebe ich weiter, was mir gefällt.

Gibt es viele Märchenerzähler?

Haubrich: Oh ja. Mehr als man ahnt. Meine Schwägerin ist beispielsweise Märchenerzählerin. Sie stammt aus Rumänien und erzählt Märchen aus fremden Ländern in Schulen.

Treten Sie selbst in Schulen auf?

Haubrich: In einer Schule in der Saarlouiser Kante saßen einmal 200 Kinder da. Das war sehr interessant. Wenn man eine dreiviertel Stunde große Augen und offene Münder sieht, das ist genial.

In ihre Märchenstube passen aber nur etwa 25 Leute. Was macht dann den Reiz?

Haubrich: Der kleine Kreis. Das direkte In-Kontakt-treten mit meinen Zuhörern. Das ist sehr intensiv.

Wie schafft man Atmosphäre?

Haubrich: Durch warmes Kerzenlicht und kleine Utensilien, die etwas über die Geschichte erzählen. Etwa Perlen, die in Moos versteckt sind. Ich filze auch Figuren. Filzgegenstände haben einen märchenhaften Anschein. Sie beflügeln die Fantasie. Ich kombiniere das manchmal: Märchen und Filzen. Ich erzähle Kindern Märchen und sie filzen was dazu.

Gibt es beim Märchenerzählen verschiedene Richtungen?

Haubrich: Ja, jeder entwickelt seinen eigenen Stil. Ich arbeite mit wenig Requisiten und setze Stimme, Mimik, Gestik ein. Ich erzähle grundsätzlich in einem Gewand und nicht in Alltagskleidern. Um den Unterschied darzustellen. Märchen bilden nicht die Realität ab.

Wie sehen die Gewänder aus?

Haubrich: Mittelalterliche Kleider. Lang, Samt, weite Ärmel.

Kann man überall Märchen erzählen?

Haubrich: Märchen kann man überall erzählen. Aber wenn ich im Wald Märchen erzähle, wähle ich welche aus, in denen der Wald eine Rolle spielt. Und wenn der Kräutergarten im Naturpark Kallenborn fertig ist, werde ich dort Kräutermärchen erzählen.

Was ist für Sie das Wesentliche an Märchen?

Haubrich: Sie sind eine Art Entschleuniger für unsere Zeit. Man besinnt sich auf wesentliche Dinge. Sie übermitteln auch ursprüngliche Werte und Normen.

Ihr Lieblingsmärchen?

Haubrich: Nach wie vor das Zaubermärchen "Spindel, Weberschiffchen und Nadel" von den Brüdern Grimm. Es hat so ein wunderschönes Ende.

 Nicole Haubrich Foto: Haubrich

Nicole Haubrich Foto: Haubrich

maerchenstube-rosenrot.de

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