Ministerium rechtfertigt Gebühren für Nachmittagsbetreuung

Saarbrücken. "Bedauerlich" nennt es Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne/Foto: dpa), dass demnächst die Eltern von Schulkindern in der Nachmittagsbetreuung teilweise wieder zur Kasse gebeten werden. Angesichts der Haushaltslage des Saarlandes sei das allerdings zumutbar und werde auch sozial verträglich umgesetzt, rechtfertigte Kessler gestern die Pläne von CDU, FDP und Grünen

Saarbrücken. "Bedauerlich" nennt es Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne/Foto: dpa), dass demnächst die Eltern von Schulkindern in der Nachmittagsbetreuung teilweise wieder zur Kasse gebeten werden. Angesichts der Haushaltslage des Saarlandes sei das allerdings zumutbar und werde auch sozial verträglich umgesetzt, rechtfertigte Kessler gestern die Pläne von CDU, FDP und Grünen.Nach nur einem Jahr ohne Gebühren für die Freiwillige Ganztagsschule (FGTS) plant die Regierung wieder mit Elternbeiträgen für eine verlängerte Betreuungszeit am Nachmittag (wir berichteten). Kessler erläuterte: Wer sein Kind bis 17 Uhr in der Schule lässt, zahlt ab nächstem Schuljahr bis zu 60 Euro im Monat. Wer den Schulaufenthalt bis 15 Uhr oder 15.30 Uhr begrenzt, muss keinen Beitrag leisten, für die Ferienbetreuung aber schon - bis zu 120 Euro pro Schuljahr.

Kessler argumentierte nicht nur mit der angespannten Haushaltslage, als er auf die Kritik von Elternvertretern und Verbänden antwortete. Eine Umfrage habe ergeben, dass es den "Elternwunsch nach verschiedenen Betreuungszeiten und Abholzeiten" gebe. Der Minister sprach von "ambitionierten Zielen", wenn einerseits die pädagogische Qualität gehalten, andererseits Flexibilität und verlängerte Betreuungszeit angeboten werden sollten. Bislang endete die Nachmittagsbetreuung der FGTS um 16.30 Uhr. Wer sich künftig für die längere Betreuungszeit entscheide, profitiere auch von einer inklusiven Ferienbetreuung.

2011 soll für die FGTS 22 Millionen Euro ausgegeben werden, so der Minister. Nach seinen Angaben werden dafür in 800 Gruppen um die 14 500 Plätze angeboten. 2010 waren es noch 11 000 Plätze und im Haushalt waren für "Ganztägige Bildung und Betreuung" rund 14,5 Millionen Euro veranschlagt, so das Ministerium. Die Arbeiten am neuen Förderprogramm "Freiwillige Ganztagsschule 2011" hätten bereits im Herbst 2010 begonnen. Das Ministerium reagierte damit auf die Frage, ob der Ausbau der Lehrerfeuerwehr (siehe Text auf dieser Seite) und die kostenpflichtige Betreuung in einem Zusammenhang stehen. Zum Entwurf des Förderprogramms müssen die betroffenen Träger bis Ende der Woche ihre Stellungnahme abgeben.

Kessler kündigte zudem für das kommende Schuljahr drei weitere gebundene Ganztagsschulen an: Zwei weiterführende Schulen und eine Grundschule bieten dann verpflichtenden Ganztagsunterricht an. Die Zahl der gebundenen Ganztagsschule steige damit auf acht, so Kessler.

Meinung

Raus aus die Kartoffeln

Von SZ-RedakteurDietmar Klostermann

Nein, lieber Herr Bildungsminister Kessler, das ist keine verlässliche Bildungspolitik. Zu Anfang dieses Schuljahrs haben Sie mit großem Aplomb die kostenfreie Nachmittagsbetreuung an den Schulen eingeführt, zum Ende des Schuljahres ist es bereits schon wieder vorbei mit der ganzen Herrlichkeit. Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln: Mit dem Hinweis auf die Haushaltslage können Sie dieses ständige Hakenschlagen den Eltern nicht vermitteln. Denn die Haushaltslage war im Sommer 2010 ebenso ernst. Dass nun auch noch ausgerechnet die Eltern, die wegen ihrer Arbeitssituation auf einen langen Betreuungsplatz angewiesen sind, 720 Euro im Jahr zahlen sollen, ist keine Sozialmaßnahme. Auch so werden Wutbürger geboren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort