Millionen-Spiele im Ältestenrat

Wann kommt die neue Saarlandhalle? Eine Antwort auf diese Frage wollte der SZ-Ältestenrat gestern Nachmittag vom Chef der Staatskanzlei, Minister Karl Rauber (CDU), dem Geschäftsführer der Congress Centrum Saar GmbH (CCS), Wilfried Blickle, und der SPD-Stadtverordneten Ute Fugmann, die wie Rauber im CCS-Aufsichtsrat sitzt. Bekommen haben die Fragesteller die Antwort nicht

Wann kommt die neue Saarlandhalle? Eine Antwort auf diese Frage wollte der SZ-Ältestenrat gestern Nachmittag vom Chef der Staatskanzlei, Minister Karl Rauber (CDU), dem Geschäftsführer der Congress Centrum Saar GmbH (CCS), Wilfried Blickle, und der SPD-Stadtverordneten Ute Fugmann, die wie Rauber im CCS-Aufsichtsrat sitzt. Bekommen haben die Fragesteller die Antwort nicht. Was daran liege, wie Rauber erklärte, dass es noch zu viele Dinge gibt, die geklärt werden müssen. Klar sei aber: Saarbrücken soll die Halle bekommen.Lieber neues Stadion?Das sei gar nicht so klar entgegnete SZ-Ältestenratsmitglied Carl Bossert, der 25 Jahre lang Geschäftsführer der Saarlandhalle war. Wenn man sich anschaue, wie hoch das Land und die Stadt verschuldet sind, dann sei es schon erschreckend, dass geplant sei, "etwas Funktionierendes wegzuradieren und etwas Ungewisses zu versuchen". Die Saarlandhalle, wie von der CCS geplant, aufzugeben und auf der Halde Jägersfreude eine neue, größere Veranstaltungshalle zu bauen, hält Bossert für falsch.Besser wäre es, die 30 bis 35 Millionen, die für den Bau der neuen Halle veranschlagt werden, in die Sanierung der Saarlandhalle und des Ludwigsparkstadions zu investieren. In einer "Eventarena Ludwigspark" könne man dann auch große Open-air-Konzerte mit internationalen Stars veranstalten, schlug Bossert vor.Es wäre auch aus seiner Sicht "der Idealfall gewesen, wenn wir den Ludwigspark zur Eventzone mit einem Stadion für bis zu 20000 Besuchern hätten machen können", sagte Rauber. Aber der Zug sei abgefahren. Rauber: "Die Entwicklung ist weiter." 1999 sei noch von Ministerpräsident Reinhard Klimmt eine neue Halle in der Eurozone an der Bremm ins Gespräch gebracht worden. Die Idee sei gut gewesen, sagt Rauber. "Aber die Änderung der Verkehrsführung wäre dreimal so teuer geworden wie die Halle selbst. Man hätte da eine Autobahn verlegen müssen", erklärt der Minister. Klimmts Nachfolger Peter Müller habe die Idee zum 50-jährigen Bestehen des Saarlandes aufgegriffen. Hitler habe Saarbrücken bei der ersten Rückgliederung zu Deutschland "das Theater geschenkt", Bundeskanzler Konrad Adenauer zur zweiten Rückgliederung die Congresshalle. Zum 50. Saarland-Geburtstag, habe Ministerpräsident Müller gesagt: "Schenken wir uns selbst etwas", die neue Halle.2006 habe die Landesregierung die Grundsatzentscheidung getroffen, die Halle "in Eigenverantwortung", also ohne Sponsor, zu bauen. Der Liebslingsstandort des Ministers war und ist das Eurobahnhofgelände. Der Stadtrat hat sich gegen diese Variante und für den Neubau am Standort der jetzigen Saarlandhalle entschieden. Gutachter haben im Nachhinein erklärt, dass dieser Standort nicht geeignet sei. Unter anderem deshalb, weil man die alte Halle erst hätte abreißen müssen und das Saarland etwa zwei Jahre keine Halle mit Platz bis zu 8000 Besuchern gehabt hätte.Der im November vom Stadtrat neu beschlossene Standort in Jägersfreude werde vom Land akzeptiert, es müsse aber geklärt werden, wer die Mehrkosten von rund acht Millionen Euro zahlt, die entstehen, weil dort auf Pfählen gebaut werden müsse. Auch wer das etwa zehn Millionen Euro teure Parkhaus und die Verkehrsanbindung zahlt, sei noch unklar, sagt Rauber. Da müsse es noch Gespräche zwischen Stadt und Land geben.Weil das alles noch nicht geklärt ist, warnte Ute Fugmann davor "blindlings in ein solches finanzielles Risiko zu laufen". Sie sei "grundsätzlich skeptisch, dass wir mit der neuen Halle mehr Leute nach Saarbrücken bekommen". Das Gutachten zur Notwendigkeit der Halle lasse jedenfalls alle Möglichkeiten offen.Nicht modern genugDas sehen Rauber und CCS-Chef Blickle anders. Die vor 41 Jahren eröffnete Saarlandhalle, erfülle die Anforderungen, die Veranstalter heute stellen, nicht mehr. Vor allem für Fernsehaufzeichnungen und internationale Sportveranstaltungen sei die Halle zu klein. Sie umzubauen koste fast so viel, wie eine neue Halle. Eine repräsentative Halle sei außederm "eine Frage des Images eines Landes und einer Stadt", sagt Rauber. Der Minister: "Die Frage ist: Gibt man sich selbst auf oder denkt man an seine Zukunft. Das gilt nicht nur für die Halle, sondern auch für das Projekt 'Stadtmitte am Fluss'." Für diese Position bekam Rauber Rückendeckung aus dem SZ-Ältestenrat. "Man darf den Visitenkarteneffekt einer solchen Halle nicht unterschätzen", findet Ratsmitglied Joachim Reichelt.

Auf einen BlickIm SZ- Ältestenrat diskutierten gestern: Heribert Bernardy, Carl Bossert, Dieter Bost, Erich Dick, Günther Ersfeld, Manfred Fuhrmann, Ulla Karch, Manfred König, Gertrud Meyer, Ingrid Pallu, Manfred Riehs, Joachim Reichelt, Walter Schaz, Inge Schwarz und Marianne Tausend. ols

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