Merzig ehrt berühmten jüdischen Mitbürger

Merzig. Reb Mosche Merzig ist im Jahre 5622 gestorben. Nach unserer Zeitrechnung 1861. Aber Reb Mosche Merzig war Jude. Und deren Kalender beginnt 3761 vor Christus. In diesem Jahr soll Gott die Welt erschaffen haben - wie die Juden glauben. Doch gleich, welchen Kalenders man sich bedient: In diesem Jahr ist sein 150. Todestag

 Fotos sind selten: Dank des Arbeitskreises Jüdische Geschichte erhielt Reb Mosche Merzig ein Gesicht. Foto: Gollenstein-verlag

Fotos sind selten: Dank des Arbeitskreises Jüdische Geschichte erhielt Reb Mosche Merzig ein Gesicht. Foto: Gollenstein-verlag

Merzig. Reb Mosche Merzig ist im Jahre 5622 gestorben. Nach unserer Zeitrechnung 1861. Aber Reb Mosche Merzig war Jude. Und deren Kalender beginnt 3761 vor Christus. In diesem Jahr soll Gott die Welt erschaffen haben - wie die Juden glauben. Doch gleich, welchen Kalenders man sich bedient: In diesem Jahr ist sein 150. Todestag.Seinen Jahrtag, wie die Juden sagen, feiert der "Arbeitskreis Jüdische Geschichte der Stadt Merzig" zusammen mit der Synagogengemeinde Saar, der Christlichen Erwachsenenbildung Merzig, dem Gustav-Regler-Zentrum und der Stadt Merzig am kommenden Sonntag, 6. November, ab 14.30 Uhr.

Juden feiern nämlich keinen Geburtstag, sondern den Todestag, beziehungsweise Jahrtag. "An diesem Tag geht man auf den Friedhof und betet für den Verstorbenen und stößt auf ihn an", erklärt Alfred Diversy, Geschäftsführer des Merziger Gollenstein-Verlags. "In der Hoffnung, dass sein Rang im Himmel dadurch noch etwas steigt." Deshalb wird Reb Mosche Merzig auch am Sonntag auf dem jüdischen Friedhof geehrt.

Reb Mosche Merzig, der nach seiner Geburtsurkunde Moise Isack Levy hieß, war ein Rabbiner. Er studierte in Mainz und lebte lange in Merzig in der Wagnerstraße, bis er nach New York auswanderte.

Der Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar, Marcel Weinstock, erzählt, der gelehrte Jude habe sehr viel für seine Gemeinde getan. "Wir haben selbst erst vor einigen Jahren von diesem berühmten Mann erfahren", sagt er. Der Geschäftsführer des Gollenstein-Verlags, Alfred Diversy, habe ihn damals angerufen und auf den Todestag aufmerksam gemacht. Passend zur Gedenkfeier am kommenden Sonntag veröffentlicht der Gollenstein-Verlag auch das Buch "Reb Mosche Merzig und die jüdische Geschichte der Stadt". Das Foto, das das Buchcover ziert, habe der Ururenkel des Rabbiners aus den USA geschickt, erzählt Diversy. In Merzig gebe es keine Nachfahren mehr. An dem Buchprojekt haben 13 Autoren mitgewirkt. Viele Dokumente und Bilder stammen aus Privatbesitz. Das Buch beinhaltet auch Geschichten privater Schicksale.

Der jüdische Monat ist kürzer

Ein Datum für die Gedenkfeier zu finden, erwies sich jedoch schwieriger als erwartet: Sein eigentlicher Todestag ist nämlich nicht der 6. November. Nach dem weltlichen Kalender starb Levy am 29. September. Da ein jüdischer Monat jedoch nur 29 oder 30 Tage hat und somit kürzer ist, sei der Todestag eigentlich der 23. Oktober. "Den Todestag eines Juden sollte man auch nach dessen Kalender feiern", betont Marcel Weinstock von der Synagogengemeinde. Am 23. Oktober waren aber Wahlen in Merzig: "Deshalb haben wir die Feier nochmals verschoben", sagt Diversy.

Auf einen Blick

Treffpunkt ist am Sonntag die Synagogengedenkstätte Ecke Neustraße/Synagogenstraße in Merzig um 14.30 Uhr. Nach einem Gedenken auf dem jüdischen Friedhof findet im Gustav-Regler-Haus eine Feierstunde statt. Zum Abschluss wird am ehemaligen Wohnhaus von Reb Mosche Merzig eine Schrifttafel enthüllt. Weitere Infos unter Tel. (0 68 61) 23 66.nkl

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