Maisanbau kontra Regenpfeifer

Faha/Münzingen. Die Aufregung um die Ausweisung eines Naturschutzgebietes auf dem Renglischberg kann der stellvertretende Nabu-Landeschef Karl Rudi Reiter nicht verstehen. "Unbegründet und überflüssig" nennt er die Diskussion um die rund 220 Hektar große Fläche. In der Vergangenheit war Kritik laut geworden, dieses Gebiet als Natura-2000-Schutzgebiet auszuweisen

Faha/Münzingen. Die Aufregung um die Ausweisung eines Naturschutzgebietes auf dem Renglischberg kann der stellvertretende Nabu-Landeschef Karl Rudi Reiter nicht verstehen. "Unbegründet und überflüssig" nennt er die Diskussion um die rund 220 Hektar große Fläche. In der Vergangenheit war Kritik laut geworden, dieses Gebiet als Natura-2000-Schutzgebiet auszuweisen. Das Vorhaben stößt in den Gemeinden Mettlach und Perl auf wenig Gegenliebe (wir berichteten). Landwirte hatten sich bei der SZ beklagt, fürchten wegen der harschen Regelung um ihre Existenz. Eine Ernte oder Bewirtschaftung nach dem 15. August ist verboten. Mais, der im Herbst geerntet wird, dürfte dann dort nicht mehr angebaut werden. Mit diesem Getreide versucht der ein oder andere Bauer, vom generellen Preisverfall in der Landwirtschaft gebeutelt, sein Einkommen aufzubessern - durch den Verkauf an Biogasanlagen. De facto sei bereits das Terrain ein Natura-2000-Gebiet, sagt hingegen Reiter. Als solches sei es vom Saarland und der Bundesrepublik Deutschland an die EU gemeldet und vor Jahren schon anerkannt worden. Der Status als europäisches Schutzgebiet und sämtliche damit verbundenen Auflagen bestünden also längst. Die Gegenargumente von Bauern und Kommunalpolitikern aus Perl und Mettlach entbehrten nach Ansicht von Reiter zum großen Teil jeglicher Grundlage. So läge der Wasser-Hochbehälter, um dessen Entwicklungsmöglichkeiten der Perler Bruno Bürgermeister Schmidt fürchte, bereits mehr als 100 Meter außerhalb der Grenzen des Gebietes, werde also in keiner Weise durch dieses beeinträchtigt. Eine Einschränkung der Bautätigkeit in Faha, das gut einen Kilometer vom Renglischberg-Gebiet entfernt liege, sei in keiner Weise gegeben. Auch die Weiterentwicklung von Münzingen sei nach wie vor möglich. Denn nur eine Seite des Ortes grenze an das Schutzgebiet.Was die "Kornkammer des Saarlandes" angehe, wäre diese eher durch den massenhaften und flächendeckenden Maisanbau für die Biogasgewinnung in ihrer Existenz gefährdet, sagt Reiter. Halte der Landwirt an dieser einen Pflanze fest, die dann in intensiver Monokultur und ohne Fruchtfolge angebaut würde, beraube sich die Landwirtschaft ihrer Existenzgrundlage langfristig selbst - nämlich des gesunden, fruchtbaren Bodens."Maisanbau ist nachgewiesenermaßen nicht CO2-neutral, sondern muss in dieser Anbauform als klimaschädlich eingestuft werden." Eine Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt fürchtet er außerdem. "Abgesehen davon umfasst das Schutzgebiet weniger als ein Viertel der intensiven Landwirtschaftsfläche im Umfeld von Münzingen." Ausweichmöglichkeiten für den Maisanbau seien reichlich vorhanden. "Die normale bodenständige Landwirtschaft wird durch das Natura-2000-Gebiet nicht beeinträchtigt. Nachgewiesene Einbußen durch Nutzungseinschränkungen müssen den ansässigen Landwirten ohnehin vom Land ersetzt werden."Die Rast-Vorkommen der Mornellregenpfeifer bedürften keiner Bestätigung durch den Naturschutzbeauftragten. Sie seien im Rahmen von gutachterlichen Daueruntersuchungen des Renglischbergs hinreichend belegt und zögen alljährlich Ornithologen zur Zugzeit im August und September an. Mit dieser Aussage steht er im Widerspruch zu Perls Naturschutzbeauftragtem Jakob Backes. Backes, Mitglied im Naturschutzbund, steht den Vorstellungen der obersten Umweltschutzbehörde des Saarlandes sehr kritisch gegenüber. "Auf den Renglischberg soll überschnell was hingezaubert werden, was nicht hingehört." So will er etwa den Mornellenregenpfeifer, der laut Umweltministerium dort raste, nie gesehen haben.

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