Luxair-Pilot erhält Bewährung

Luxemburg. Zehn Jahre nach dem Absturz eines Luxair-Flugzeugs, bei dem 20 Menschen starben, ist der Pilot der Unglücksmaschine zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er habe sich der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung schuldig gemacht, sagte der Vorsitzende Richter Prosper Klein gestern im Bezirksgericht Luxemburg

 Eine Maschine vom Typ Fokker 50 stürzte 2002 bei Niederanven in Luxemburg ab. Foto: Roessler/dpa

Eine Maschine vom Typ Fokker 50 stürzte 2002 bei Niederanven in Luxemburg ab. Foto: Roessler/dpa

Luxemburg. Zehn Jahre nach dem Absturz eines Luxair-Flugzeugs, bei dem 20 Menschen starben, ist der Pilot der Unglücksmaschine zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er habe sich der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung schuldig gemacht, sagte der Vorsitzende Richter Prosper Klein gestern im Bezirksgericht Luxemburg. Zudem muss der Pilot eine Strafe von 4000 Euro zahlen.Bei dem Unglück am 6. November 2002 war das Flugzeug auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg kurz vor dem Ziel abgestürzt. Unter den Toten waren 15 Deutsche. Nur zwei Menschen hatten den Absturz überlebt: der Pilot und ein französischer Passagier.

Zwei ehemalige Flugzeugmechaniker bekamen Strafen von jeweils zwei Jahren, ein früherer Technikleiter eineinhalb Jahre, die ebenfalls allesamt auf Bewährung ausgesetzt werden. Drei Ex-Luxair-Generaldirektoren wurden freigesprochen. Seit Oktober mussten sich sieben Mitarbeiter der Fluggesellschaft Luxair vor Gericht verantworten.

Der heute 36-jährige Pilot hatte schwere Pilotenfehler begangen. Er hatte kurz vor dem Absturz die Schubhebel der Fokker 50 nach hinten gezogen, um rasch an Tempo und Höhe zu verlieren. Die gewählte anormale Propellerstellung - eine Art Schubumkehr - darf nur am Boden zum starken Abbremsen benutzt werden.

Die Folge: Die Maschine war nicht mehr kontrollierbar und stürzte aus 200 Metern Höhe bei Niederanven in die Tiefe. Wegen dichten Nebels hatte die Maschine an jenem Tag zunächst keine Landeerlaubnis bekommen. Als dann endlich das Okay kam, lief alles überhastet ab - auch, weil der Pilot schnell nach Hause wollte.

"Ich bin froh, dass es endlich ein Urteil gibt", sagte Tatjana Kuhn aus dem nordrhein-westfälischen Olfen, deren Sohn im Alter von 36 Jahren bei dem Absturz umkam. Jahrelang habe sie dafür gekämpft. Sie kritisiert, dass die Verantwortlichen nur Bewährungsstrafen erhielten: "Es gibt keine Gerechtigkeit." Und der Bruder des Getöteten: "Damit kann man nicht zufrieden sein."

Das Gericht wies zehn Anträge von Hinterbliebenen auf Schadenersatz wegen Nichtzuständigkeit zurück. Ein Anwalt der Nebenklage, der drei Familien in Deutschland zivilrechtlich vertritt, kündigte an, in Berufung zu gehen. Bei ihm stehen für sieben Personen rund 600 000 Euro auf der Forderungsliste. Nur den Angehörigen von drei getöteten Luxair-Mitarbeitern wurden 75 000 Euro zugesprochen.

Der Luxair-Prozess war mit 33 Verhandlungstagen der bisher längste im Großherzogtum. Die Kosten beliefen sich dabei auf rund 200 000 Euro.

Tatjana Kuhn kann nun einen Schlussstrich ziehen. Das Unglück wird sie aber ihr Leben lang begleiten. "Ich kann das nicht verkraften." Genauso wenig wie Jean-Marie Bock (55), der als einer der ersten am Unglücksort war. "Ich habe noch Menschen wimmern gehört", sagte er. Die Bilder der Trümmer und Leichen bekomme er nicht mehr aus dem Kopf. dpa

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