Literatur beeinflusste Chagall

Saarbrücken. "Das Saarland besitzt über 553 Exponate von Marc Chagall. Davon sind 227 ausgestellt", vermeldet Museumsdirektor Ralph Melcher. Die Blätter stammen aus der Sammlung Kohl-Weigand, deren Übernahme durch das Land einst zur Gründung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz führte. So schöpft man im Saarlandmuseum derzeit buchstäblich aus seiner eigenen Geschichte

Saarbrücken. "Das Saarland besitzt über 553 Exponate von Marc Chagall. Davon sind 227 ausgestellt", vermeldet Museumsdirektor Ralph Melcher. Die Blätter stammen aus der Sammlung Kohl-Weigand, deren Übernahme durch das Land einst zur Gründung der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz führte. So schöpft man im Saarlandmuseum derzeit buchstäblich aus seiner eigenen Geschichte. "Zwei Drittel davon sind Bücher", so Ralph Melcher. Was nicht heißt, dass man hier den Autor Chagall zeigt, sondern "im Grunde sind es Illustrationen zu Texten", erklärt er und fügt hinzu: "Der Schwerpunkt unserer Chagall-Sammlung".Die Ausstellung will und kann daher nicht die Exklusivität der Lithografien und Radierungen feiern. Sie fragt nach der Bedeutung literarischer und mythologischer Themen für das Schaffen Chagalls und dessen Verhältnis zum Surrealismus. Nicht zuletzt, weil die Literatur von Anfang an einen großen Einfluss auf Chagall hatte, erklärt Ralph Melcher.In Weißrussland geborenAls Kind ließ sich der 1887 im weißrussischen Witebsk geborene Maler gerne aus der Bibel vorlesen. Als Maler in Paris folgte er 1930 dem Auftrag des Pariser Verlegers Ambroise Vollard und schuf Illustrationen zum Buch der Bücher. Auf Anregung Vollards, der auch mit Picasso zusammenarbeitete, bebilderte Chagall 1923 Nikolai Gogols Schelmenroman "Die toten Seelen" über einen Seelenhändler unterwegs beim russischen Landadel. Leihgaben aus ParisEinmal auf der Fährte des allzu Menschlichen beschäftigten ihn 1925 die Tierfabeln des Franzosen Jean de La Fontaine. Der Chagallsche Kosmos breitete sich dank Vollard aus. Fehlten noch die Liebenden, die er in der vom Trennen und Wiederfinden bei Daphnis und Chloe fand, zu dem er 1958 zu arbeiten begann. Die Ausstellung der Serien ergänzen Gemälde. Dafür bat man um Leihgaben aus europäischen Museen, etwa dem Moderna Museet in Stockholm oder dem Centre Pompidou in Paris. Mit ihnen kommen nicht nur die vertrauten Chagall-Motive des Zirkus, der Engel, der schwebenden Paare nach Saarbrücken. In ihnen beschäftigt sich, so Ralph Melcher, Chagall direkt mit den Themen Autorschaft, Schreiben und Malen. Dafür muss der Rahmen stimmen. Die Bilder hängen in Augenhöhe, sprich 1,50 Meter, und die Lichtstärke ist wegen der empfindlichen Arbeiten auf Papier auf sanfte 40 bis 45 Lux gedimmt. Auch der Farbton der Wände trägt zum Schutz bei. Dunkles Weinrot, "Barolo", präzisiert Ralph Melcher, bestimmt den Raum. Damit die Farben aus Chagalls Grafiken umso heller leuchten.

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